Nikolaus Resch, der über das Start-up 21med jenen Lollipop-Test in Österreich vertreibt, der in NÖ Landeskindergärten getestet wird, überraschen diese Ergebnisse. „Es ist klar, dass ein Antigentest keine perfekte aber zumindest eine praktikable Lösung ist, die über die Frequenz funktioniert. Das heißt wenn ich Personen drei Mal pro Woche teste, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man Kranke herausfiltert“, sagt Resch. Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es nicht, aber die gebe es auch bei anderen Antigen-Tests nicht.
Der ehemalige Profi-Segler ist Generalimporteur eines in China produzierten Lollipop-Tests mit einer angegebenen Sensitivität von 95,65 Prozent. Dieser Wert gibt für ein Testverfahren an, wie viel Prozent erkrankter Personen mittels des Tests tatsächlich als krank erkannt werden. Er stammt aus Untersuchungen im Auftrag des Unternehmens in Deutschland und den USA – unter Laborbedingungen. Resch räumt ein, dass unter realen Bedingungen die Sensitivität immer etwas niedriger ist.
Um mehr Daten zu erhalten, habe er 300 Tests dem Wiener Gesundheitsverbund zur Verfügung gestellt, Ergebnisse stehen noch aus. Die MedUni Wien wollte keine Auskunft zu einer derzeit laufenden Untersuchung geben. Die FH Kärnten setzt den Lollipop-Test bereits bei Mitarbeitern und Studierenden ein. Verantwortlicher Marco Kachler hat bisher gute Erfahrungen damit gemacht. Eine Studie dazu ist noch nicht abgeschlossen.
Gregor Hörmann von der Österreichischen Gesellschaft für Labormedizin bestätigt, dass bisher keine herstellerunabhängige Evaluierung zu Lollipop-Tests veröffentlicht wurde. „Untersuchungen anderer Antigentests, die Speichelproben heranziehen, zeigen aber, dass ihre Performance schlecht ist. Im Speichel sind schlicht weniger Viruspartikel vorhanden“, betont Hörmann. Bei vielen Antigentests reiche die Viruslast im Speichel nicht aus, um eine hohe Sensitivität zu erreichen.
„Bis zu einem gewissen Grad kann auch ein schlechter Test besser sein als gar kein Test. Aber man darf nicht den Schluss ziehen, dass ein negativer Test wirklich eine Infektion ausschließt, also man das so getestete Kind zur nicht geimpften Oma schicken kann“, sagt Hörmann.
Am ehesten seien hochinfektiöse Personen zu erkennen. Das betont auch Resch: „Wir wissen, dass der Lollipop-Test wie die meisten anderen Antigentests sehr gut bei höherer Viruslast funktioniert. Bei allen anderen besteht ein geringeres Ansteckungsrisiko.“ Ob dies beim konkreten Test der Fall ist, gelte es in einer unabhängigen Studie zu beantworten, meint Hörmann.
Dass Antigen-Tests wie der Lollipop-Test vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) zugelassen sind, heißt übrigens nicht, dass sie von dort auch geprüft werden. Testhersteller können sich beim BASG lediglich in eine Liste eintragen lassen, wenn sie gewisse Anforderungen erfüllen – herstellerunabhängige Studien zählen nicht dazu. Labormedizinerin Födinger wünscht sich vor einem breiten Einsatz von Antigentests, dass diese zuerst unabhängig auf ihre Qualität getestet werden, nicht erst wenn sie bereits verwendet werden.
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