Aerosolforscherin: "Gang auf die Toilette kann problematisch sein"
Aerosole sind vor allem durch die Verbreitung des SARS-CoV2-Virus in der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Viele wissenschaftliche Studien bestätigen, dass sich Coronaviren über Aerosolpartikel verteilen und so zu Ansteckungen führen können. Doch was ist ein Aerosol und wie sorgt es dafür, dass wir uns infizieren? Diese und andere Fragen beantwortet Aerosolforscherin Bernadett Weinzierl, Leiterin der Aerosolphysik und Umweltphysik an der Uni Wien, im Gespräch mit dem KURIER.
KURIER: Frau Prof. Weinzierl, was macht Aerosole für die Pandemie so gefährlich?
Weinzierl: Aerosole sind feine in der Luft freischwebende Teilchen. In Innenbereichen sind Quellen für Aerosolpartikel etwa Hausstaub, Ruß von Kerzen oder Kochen. Wenn Menschen ausatmen, atmen sie auch Aerosolpartikel aus und – sofern sie infiziert sind – auch Viruspartikel. Je länger ich mich in einem Raum aufhalte, desto mehr ausgeatmete Partikel sammeln sich an, wenn ich nicht lüfte. Und je lauter man spricht oder je mehr man singt oder Sport betreibt, also je mehr Atemaktivität besteht, desto höher ist die Anzahl der ausgeatmeten Partikel.
Wie funktioniert die Ansteckung über Aerosole?
Man muss eine bestimmte Anzahl von Viruspartikeln einatmen, um sich anzustecken. Die genaue Zahl ist nicht klar, aber man geht von einigen hundert bis wenigen tausend Partikel aus. Die Ansteckungswahrscheinlichkeit hängt davon ab, wie hoch die Dosis ist, die ich abbekomme. Die Dosis ist die Anzahl der Partikel, die über einen gewissen Zeitraum aufgenommen werden. Sie hängt von der Atemaktivität, also etwa Schweigen, Singen, lautes Sprechen, sowie der erzeugten Aerosolkonzentration in dem Raum ab. Zudem ist die Aufenthaltsdauer im Raum und wie viele infizierte Leute im Raum sind, entscheidend. Mit zunehmender Dosis steigt die Ansteckungswahrscheinlichkeit.
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