Kindergarten: Zwei Tests pro Woche reduzieren Infektionen deutlich

Strengere Kontrollen von privaten Schulen und Kindergärten
Noch immer gibt es kein flächendeckendes Testen. Was es für einen sicheren Betrieb braucht.

Sie können ebenso schwer erkranken oder Long Covid entwickeln wie Erwachsene und ältere Kinder, dennoch sind Kindergartenkinder derzeit nicht Teil der Pandemiemaßnahmen. Anders als für Schulkinder gibt es im Kindergarten kein österreichweit einheitliches Testsystem und damit auch keine verlässlichen Infektionszahlen der Altersgruppe bis sechs Jahre. Sie werden nur dann regelmäßig getestet, wenn die Eltern das wollen und das Testen - je nach Bundesland - auch selbst in die Hand nehmen.

Bisher nur freiwillig

Die größte Test-Initiative gibt es bisher im Burgenland, wo Kindergartenkinder nun fünfmal pro Woche getestet werden – zweimal mit einem Lollipop-PCR-Test, bei dem über das Lutschen eines Stäbchens eine Speichelprobe entnommen wird, und dreimal pro Woche mit einem Lollipop-Antigentest.

Auch in Niederösterreich kommt der Lollipop-Antigentest zum Einsatz. In beiden Bundesländern entscheiden aber die Eltern, ob sie ihre Kinder testen bzw. testen lassen – Stichwort Freiwilligkeit.

So wird es auch in Wien gehandhabt: Hier schickte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr zwar Gurgeltests an Kinder ab vier Jahren – dass diese gemacht werden und auch regelmäßig für Kinder von den Eltern organisiert werden, ist aber nur empfohlen, nicht verpflichtend.

Gut angenommen

Dabei nehmen auch die Kleinsten regelmäßiges Testen gut an, wie eine Studie der Julius-Maximilians-Universtität Würzburg zeigt. Forscher der Würzburger Universitätsmedizin haben in Kooperation mit der Stadt Würzburg in neun Kindergärten Kinder und Betreuungspersonal während der zweiten Coronawelle regelmäßig auf eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus getestet.

Über ein halbes Jahr hinweg wurden rund 600 Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren, deren Eltern sowie Betreuerinnen und Betreuer regelmäßig getestet.

Gurgeln und Spülen am besten

Das Ergebnis: Kommen nicht-invasive Testmethoden wie die Abgabe von Mundspülwasser zum Einsatz, wird das regelmäßige Testen sowohl vom Betreuungspersonal als auch von den Kindern langfristig gut akzeptiert. Auch jüngere Kinder können bereits spülen, Gurgeln ist ab einem Alter von etwa vier Jahren möglich.

Neben der Durchführbarkeit der Testmethoden wurden auch die Effekte, die regelmäßige Tests auf Kinder, Eltern und das Betreuungspersonal haben, umfassend analysiert. Die Bereitschaft zur Teilnahme war nach umfassender Aufklärung sowohl bei Kindern und deren Eltern als auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hoch.

Die größte Zustimmung und zugleich geringste Abbruchrate fand sich für die nicht-invasive und wenig belastende Testmethode des Gurgelns und zwar dann, wenn dies zu Hause stattfand.

Zweimal wöchentlich

Basierend auf den Studienergebnissen wurde zudem ein mathematisches Modell entwickelt, das Infektionsketten und deren Eindämmung unter verschiedenen Szenarien darstellt. Dieses zeigt: Lassen sich mindestens die Hälfte der Kinder und des Betreuungspersonals zweimal wöchentlich testen, ist die Gefahr einer Infektionsübertragung in der Betreuungseinrichtung so gering, dass eine kontinuierliche Betreuung im Kindergarten möglich ist.

Dabei sollte der erste Test am Wochenbeginn erfolgen, und die Testergebnisse müssen innerhalb von 24 Stunden vorliegen. Dies zeigt eine bioinformatische Modellierung der Virusausbreitung basierend auf den Studiendaten.

"Das zweimal wöchentliche Testen der Hälfte der Kinder in einer Betreuungseinrichtung scheint ein realistisches und praktikables Konzept zu sein, um ein durchgängiges Offenhalten von Kinderbetreuungseinrichtungen zu ermöglichen. Ein nicht-invasives Testkonzept wie die Abgabe von Mundspülwasser oder Lollitests ließe sich sicher auch auf eine größere Zahl von Kinderbetreuungseinrichtungen übertragen", betont Johannes Liese von der Kinderklink am Universitätsklinikum Würzburg.

Ergebnis am Abend

Um Zweitinfektionen in den Gruppen zu vermeiden, sei entscheidend, eine bestehende Covid-19-Infektion so schnell wie möglich zu entdecken. Das PCR-Ergebnis sollte entsprechend am Abend des Testtages, spätestens jedoch am Morgen des Folgetages vorliegen. Wenn das logistisch nicht möglich ist, kann ein Antigen-Schnelltest trotz seiner niedrigen Sensitivität die bessere Wahl sein, meinen die Forscher.

Die regelmäßigen Tests wirkten sich auch positiv auf das Sicherheitsempfinden der teilnehmenden Eltern und des Betreuungspersonals aus und minderten die empfundene psychische Belastung durch die Covid-19-Pandemie.

Tests zuverlässig

"Neben der hohen Teilnehmerrate und der klar dokumentierten positiven Auswirkung der regelmäßigen Testungen auf das psychische Befinden der Eltern und des Betreuungspersonals ist es besonders erfreulich, dass es während des gesamten Studienzeitraumes keine unentdeckte Covid-19-Infektion gegeben hat, wie wir mittels Antikörpertests feststellen konnten", sagt Johannes Forster vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie an der Universität Würzburg.

Die Studie wurde nun in der Fachzeitschrift JAMA Network Open veröffentlicht. Es entstand auch ein frei verfügbarer Handlungsleitfaden für Kindergärten, der hier zu finden ist.

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