Booster für Kinder
Doch wie ist es bei Kindern? Das wurde in einer aktuellen Studie aus Hongkong untersucht. Erhoben wurde, wie effektiv zweimal geimpfte und genesene Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre vor der Omikron-Variante geschützt sind. Zum Zeitpunkt der Studie war in Hongkong noch keine Impfung für Kinder unter zwölf Jahren zugelassen. Die untersuchten geimpften Kinder waren daher zwischen zwölf und 18 Jahre alt, Genesene zwischen zwei und 18 Jahre (hier können Sie die Studie nachlesen).
Jugendliche ab 12 Jahren werden bei Biontech mit der gleichen Dosierung wie Erwachsene geimpft, nämlich zweimal 30 Mikrogramm mRNA.
Die Hongkonger Forscher analysierten Blutproben von 49 Kindern und Jugendlichen, darunter 34 Jugendliche, die mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft worden waren, sowie 15 Kinder und Jugendliche, die eine Covid-19-Infektion durchgemacht hatten. Neutralisierende Antikörper gegen Omikron konnten nur bei 38,2 Prozent der geimpften und bei 26,7 Prozent der genesenen Kinder und Jugendlichen nachgewiesen werden.
Die Konzentrationen (Titer) der neutralisierenden Antikörper gegen die Omikron-Variante waren substanziell geringer als gegen das ursprüngliche Coronavirus oder die Beta-Variante. Nicht untersucht wurde die zelluläre Immunantwort, also wie gut die T-Zellen aktiviert werden können. Für den Schutz vor Viren und anderen Krankheitserregern setzt das Immunsystem verschiedene Abwehrmechanismen in Gang, neben Antikörpern sind vor allem die T-Zellen, die auch Gedächtniszellen genannt werden, relevant. Sie werden nach Kontakt mit einem Krankheitserreger gebildet und bei neuerlichem Kontakt wieder aktiviert.
Die Studie ist zwar klein, aber eine der wenigen, die den Schutz vor Omikron durch Impfung bei Kindern untersucht.
Die Ergebnisse deuten an, dass sowohl zweimal geimpfte als auch genesene Kinder und Jugendliche keinen ausreichenden Schutz gegenüber der Omikron-Variante haben. Neuerliche Infektionen bei Genesenen und Infektionen bei Geimpften sind damit auch bei Kindern deutlich wahrscheinlicher als bei früheren Virusvarianten. Die Autoren gehen davon aus, dass bei Kindern und Jugendlichen eine dritte Impfdosis bzw. eine Impfung bei Genesenen sinnvoll ist.
Empfehlungen in Österreich
In Österreich empfiehlt das Nationale Impfgremium (NIG) Kinder ab fünf Jahren impfen zu lassen. Für diese Altersgruppe ist der Impfstoff von Biontech/Pfizer EU-weit zugelassen. Für einen Impfschutz sind zwei Impfungen mit je 10 Mikrogramm mRNA im Abstand von drei Wochen notwendig. Eine dritte Impfung wird derzeit für Kinder und Jugendliche unter zwölf Jahren nicht empfohlen. Diese ist erst ab zwölf Jahren ab sechs Monate nach der zweiten Impfung vorgesehen.
Diese Empfehlung ist allerdings bei Kinderärzten umstritten, da das Immunsystem von Kindern anders reagiert als jenes von Erwachsenen und es bisher wenig Daten zum Boostern bei Unter-12-Jährigen gibt.
Auch die WHO vertritt diese Ansicht: Bisher reichen die Beweise nicht aus, dass gesunde Kinder und Jugendliche Auffrischungsdosen des Covid-19-Impfstoffs benötigen, sagte etwa Soumya Swaminathan, leitende Wissenschaftlerin der WHO Mitte Jänner. "Das Ziel ist es, die Schwächsten zu schützen, diejenigen mit dem höchsten Risiko für schwere Krankheiten und den Tod zu schützen. Das sind unsere älteren Bevölkerungsgruppen, immungeschwächte Menschen mit Grunderkrankungen, aber auch Beschäftigte im Gesundheitswesen", betonte sie.
Höhere Wahrscheinlich für Hospitalisierung
Daten aus Großbritannien zeigen, dass kleine Kinder und Babys mit Omikron im Vergleich zu älteren Kindern mit proportional höherer Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus eingeliefert werden als bei früheren Varianten. Die gute Nachricht ist allerdings, dass die betroffenen Kinder überwiegend nicht schwer krank sind, seltener Sauerstoff benötigen und nach kürzerer Zeit wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden können.
Auch eine US-Studie gibt Hinweise, dass es bei Kinder mit Omikron-Infektion zu 70 Prozent weniger Krankenhausaufenthalten sowie Aufnahmen auf die Intensivstation und Beatmung mit Sauerstoff kommt im Vergleich zu Kindern, die sich mit Delta angesteckt hatten. Insgesamt wurden der Studie zufolge etwa ein Prozent der mit Omikron infizierten Kinder ins Spital eingeliefert, verglichen mit etwa drei Prozent der Kinder mit Delta.
Aber auch Kinder können schwer erkranken, hinzu kommt die Möglichkeit von Long Covid sowie PIMS, eine Autoimmunerkrankung, die nach einer Covid-19-Infektion bei Kindern auftreten kann und mitunter lebensbedrohlich ist. Für Kinder mit Vorerkrankungen kann es sinnvoll sein, Off-Label-Impfungen sowie den Booster auch bei Kindern unter zwölf Jahren vorzunehmen - dies sollte mit dem Kinderarzt bzw. der Kinderärztin abgeklärt werden.
Daten aus Israel, das als erstes Land Kinder ab 16 und später auch ab zwölf Jahren boosterte, belegen keine Häufungen schwerer Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündungen nach dem Booster. Mittlerweile empfehlen einige Länder, Kinder ab zwölf Jahren eine Auffrischungsimpfung zu verabreichen, darunter neben Österreich etwa Deutschland, Ungarn und die USA.
Dies gilt allerdings nicht für Kinder zwischen fünf und elf Jahren - auch weil die Zulassung dafür fehlt. Eltern können aber mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin individuell abklären, ob ein Booster bei Fünf- bis Elfjährigen sinnvoll wäre.
Biontech/Pfizer prüft derzeit die dritte Impfdosis bei Kindern dieser Altersgruppe.
Booster-Studie für Kleinkinder
Kleinkinder ab sechs Monate und unter fünf Jahren können derzeit nur Off-Label geimpft werden, also ohne Zulassung. In dieser Altersgruppe waren die Ergebnisse der ersten beiden Impfdosen bisher enttäuschend, weshalb noch keine Zulassung erfolgte: Hier wurden die Kleinkinder mit zweimal je 3 Mikrogramm mRNA geimpft. Geprüft wird hier, ob ein dritter Stich mit erneut 3 Mikrogramm die Wirksamkeit erhöhen kann. Auch hier kann in Österreich mit einem Kinderarzt oder einer Kinderärztin der Bedarf besprochen werden.
Genesene Kinder ab fünf Jahren sollten laut NIG frühestens vier Wochen nach Genesung geimpft werden.
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