Mit Symptomen im Spital: Wie gefährlich ist das Coronavirus für Kinder?
Donnerstagabend wurde der dritte Ansteckungsfall in Wien offiziell bestätigt. Nach einem 72-Jährigen wurden ein weiterer Mann und eine Frau positiv auf das Coronavirus getestet. Die Kinder des Paares zeigen ebenfalls milde Krankheitssymptome und wurden ebenfalls getestet, hieß es aus dem Wiener Krankenstaltenverbund (KAV). Die Ergebnisse waren zunächst noch ausständig.
Im Gymnasium BGRG Albertgasse herrschte diese Woche ebenfalls helle Aufruhr: Weil eine Lehrerin nach einem Italienaufenthalt krank wurde, gab es einen Verdacht auf das Coronavirus. Die Schule wurde abgeriegelt. Der Krankheitsverdacht erhärtete sich nicht, die Sperre wurde aufgehoben.
Für viele Eltern bleibt ein bitterer Beigeschmack – und die Unsicherheit, ob man sich aufgrund des grassierenden Virus um die Gesundheit der eigenen Kinder sorgen sollte.
Keine Risikogruppe
Nach aktuellem Stand übertragen Kinder das Virus zwar und können so eventuell andere Familienmitglieder anstecken, sind bisher aber kaum betroffen beziehungsweise durch einen schweren Verlauf der Krankheit gefährdet: "Wie es aktuell aussieht, sind vor allem ältere Menschen, also Personen ab 60 und mit Vorerkrankungen, betroffen. Sie haben einen schwereren Krankheitsverlauf. Kinder und Jugendliche sind im Vergleich seltener betroffen und haben auch einen milderen Verlauf", betonte Virologe Norbert Nowotny von der Vetmeduni Wien im KURIER-Live-Chat zum Coronavirus am Dienstag.
Laut chinesischen Behörden gibt es in der Altersgruppe der Neugeborenen bis Neunjährigen derzeit um die 400 bestätigten Erkrankungsfälle. Todesfälle wurden bis dato keine verzeichnet. Bei den 10- bis 19-Jährigen wurden knapp 550 Ansteckungsfälle sowie ein Todesfall bestätigt.
Die Letalität – also der Anteil erkrankter Person, die am Coronavirus sterben – steigt mit dem Alter. Bei den 50- bis 59-Jährigen liegt sie bei 1,3 Prozent, bei den 60-69-Jährigen bei 3,6 Prozent, bei den 70- bis 79-Jährigen bei 8 Prozent und bei den über 80-Jährigen bei 14,8 Prozent.
Dass es unter Kindern bis zum Alter von neun Jahren bisher keinen Todesfall zu verzeichnen gibt, sieht Franz Allerberger, Leiter des Bereichs Öffentliche Gesundheit der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) als "positive Nachricht". "Es gibt kaum kranke Kinder, ganz im Gegensatz zur Influenza, wo wir auch immer wieder Todesfälle sehen. Das ist ein Geschenk vom lieben Gott", sagte er kürzlich im Interview mit dem KURIER.
Ruhe bewahren
Dass Kinder die aktuell doch außergewöhnliche Lage für Kinder schwierig einzuordnen ist und Gefühle der Unsicherheit beziehungsweise Angst auslösen kann, liegt für Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der MedUni am Wiener AKH, auf der Hand. Diese Emotionen seien als Ergebnisse jener Signale zu erklären, die Kinder von Erwachsenen empfangen, schilderte der Experte im Interview mit der APA.
"Kinder haben aufgrund ihres geringeren Lebensalters häufig noch keinen Bezugsrahmen. Sie orientieren sich an Erwachsenen, die hier eine Deutungshoheit haben", sagte er. Plener empfiehlt im Umgang mit der potenziellen Coronavirus-Gefahr einen ruhigen und sachlichen Umgang vonseiten der Eltern, um den Nachwuchs nicht unnötig zu beunruhigen.
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Infizierte werdende Mütter
Bereits Anfang Februar wurde allerdings bekannt, dass mit dem Coronavirus infizierte schwangere Frauen den Erreger an ihr Baby weitergeben könne. Ein solcher Infektionsfall sei bei einem Säugling 30 Stunden nach der Geburt festgestellt worden, berichtete der Chef der Neugeborenenabteilung des Kinderkrankenhauses von Wuhan vor einigen Wochen. Das Baby zeigte stabile Lebenszeichen, hatte aber eine Entzündung der Lungen und eine leicht abnormale Leberfunktion.
Bei schwangeren Frauen befindet sich das Immunsystem in einem Ausnahmezustand. Zählen sie also zur Risikogruppe? "So viel wir aus den Daten aus China wissen, sind Schwangere keine Risikogruppe, weder was den Krankheitsverlauf noch eine erhöhte Sterblichkeit betrifft", gibt Nowotny Entwarnung.
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