Mit einer Coronavirus-Infektion zu Hause: Was Ärzte raten

Ein Pulsoxymeter misst den Sauerstoffgehalt des Blutes.
Noch keine Richtlinien für den Einsatz des Asthma-Sprays. Messung der Sauerstoffsättigung kann Beruhigung geben.

Die positiven Ergebnisse rund um den Asthma-Wirkstoff haben auch wieder die Diskussion um eine möglichst frühe Therapie einer SARS-CoV-2-Infektion aufflammen lassen. „Ich empfehle den Patienten sich auch selbst zu beobachten, indem sie z. B. zweimal am Tag Stiegen steigen oder mehrmals am Gang hin- und hergehen. Wenn sie merken, das wird schlechter, sollten sie einen Arzt kontaktieren“, sagt die oberösterreichische Allgemeinmedizinerin Lisa-Maria Kellermayr, die schon zahlreiche Covid-19-Patienten behandelt hat. Sie machte schon früh auf die Wirkung des Asthmasprays aufmerksam, dessen Wirksamkeit nun auch eine britische Studie bestätigte. Für den Eigengebrauch empfehle sie ihn aber nicht, da er nur bei Lungenbeteiligung und nach Untersuchung durch einen Arzt sinnvoll sei.

Generell frühe Therapie

„Ich setze Cortison ab Symptombeginn ein – einerseits Budesonid in Asthmasprays zum Inhalieren und auch niedrig dosiertes Dexamethason als Tabletten“, sagt der Mediziner Wilhelm Marhold, langjähriger ehemaliger Leiter des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) und Gynäkologe. „Der Spray hat den Vorteil, dass er direkt auf die Oberfläche der Lunge wirkt, Dexamethason über das Blut. Das sind zwei unterschiedliche Angriffsstellen.“ Eine zu frühe Gabe von Cortison könne die Immunabwehr ein wenig schwächen. "Beim Einsetzen der Symptome erzielt man aber die größte Wirkung mit Cortison, da fängt man die Symptome relativ rasch ab, in der Regel ist nach drei bis fünf Tagen das Fieber weg." Niedermolekulares Heparin verschreibt Marhold bereits ab positivem PCR-Test in niedriger Dosierung: „Fachgesellschaften empfehlen schon jetzt eine großzügige Prophylaxe.“ Und er ist überzeugt: Jedenfalls bis alle geimpft sein werde, helfen Heparin, Dexamethason und die Pulmicort-Inhalation, die Spitalsaufnahmen zu reduzieren."

Richtiger Zeitpunkt

Der Infektiologe Heinz Burgmann, MedUni Wien, hält es für falsch, Budesonid nun nach dem Gießkannenprinzip einzusetzen. „Es stimmt, dass Cortison Entzündungsreaktionen reduziert. Das wissen wir auch von anderen Viruserkrankungen.“ Im Fall von Covid-19 komme es aber besonders auf den richtigen Zeitpunkt der Gabe an. „Wird es zu früh gegeben, wird auch die Immunreaktion des Körpers heruntergefahren – das könnte die Ausbreitung des Virus erst recht befördern. Bei schwereren Verläufen, wenn etwa die Lunge bereits in Mitleidenschaft gezogen ist, kann Cortison durchaus helfen.“ Wer positiv getestet wurde, aber ohne Symptome in Quarantäne ist, müsse aber nichts einnehmen.

Ermessen des Arztes

„Beim Ärztefunkdienst liegt es im Ermessen des einzelnen Arztes, welche Therapie er durchführt“, sagt Ernest Zulus, der medizinische Leiter. „Nachdem es sich bei Budesonid für Covid-19-Patienten um einen Off-Label-Use (außerhalb des zugelassenen Gebrauchs, Anm.) handelt, gibt es keine Richtlinien diesbezüglich. Ich persönlich verwende den Spray bereits seit einem Jahr, wenn ein Patient positiv getestet wurde, Husten hat und die Sauerstoffsättigung grenzwertig ist. Bei Risikopatienten verwende ich auch Lovenox (niedermolekulares Heparin) als Thromboseprophylaxe.“

Pulsoxymeter

Viele Menschen besitzen eines, sagt Zulus. „Mittels Fingerclip wird die Sauerstoffsättigung gemessen. Wenn man nicht sicher ist, ob man ins Spital soll oder nicht, weil man positiv getestet wurde und Husten hat, kann ein Pulsoxymeter auch zur eigenen Beruhigung dienen.“ Bei sonst Symptomfreien ist eine Sättigung von 92 Prozent oder weniger ein klarer Fall, dass man ins Spital muss. Liegt sie darüber und geht es den Patienten gut, verspüren sie also z. B. keine Atemnot, dann kann man sie zu Hause lassen. “ - "Wichtig ist aber, dass die Messung unter Belastung erfolgt und nicht unter Ruhe. Lange bevor die Leute Atemnot subjektiv verspüren, ist die fallende Sättigung ein erstes Symptom eines schweren Verlaufs."

Fiebersenker

Bei Fieber und anderen Beschwerden rät Burgmann zu fiebersenkenden, schmerzstillenden und entzündungshemmenden Präparaten.

Vitamine

Für präventiven Einsatz von (hoch dosiertem) Vitamin C, anderen Vitaminen oder Zink gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit, so Zulus und Burgmann."Nicht einmal, wenn Vitamin C hochdosiert intravenös gegeben wird", sagt Burgmann.

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