Kaiserschnitt: Hat er Folgen für das spätere Gewicht des Kindes?

Kaiserschnitt: Hat er Folgen für das spätere Gewicht des Kindes?
Das renommierte Karolinska Institut hat in einer neuen Studie untersucht, ob es ein erhöhtes Risiko für Übergewicht gibt.

Mögliche Auswirkungen eines Kaiserschnitts auf die Mutter und das Baby werden seit langem intensiv diskutiert: Mehrere Studien haben diese Geburtsform etwa mit einem erhöhten Risiko des Kindes für Asthma, Allergien und starkes, krankhaftes Übergewicht (Adipositas) in Verbindung gebracht.

Eine große Studie des Karolinska Instituts in Stockholm - eine von Europas größten medizinischen Universitäten - gibt jetzt aber zumindest beim Thema Übergewicht Entwarnung. Die Ergebnisse der neuen Untersuchung stehen im Widerspruch zu früheren kleineren Studien, die aber nach Ansicht der Stockholmer Forscher verschiedene Faktoren der mütterlichen Gesundheit nicht ausreichend berücksichtigt hatten. Die neue Untersuchung ist im Fachmagazin PLOS Medicine erschienen.

Die Forscher untersuchten den Body-Mass-Index (BMI) von knapp 100.000 männlichen 18-Jährigen. Dann teilten sie diese in drei Gruppen: In jeweils jene Jugendlichen, die durch vaginale Geburt, durch Not- und durch geplanten Kaiserschnitt auf die Welt gekommen waren.

Dabei zeigte sich zunächst: 5,5 bzw. 5,6 Prozent der durch Kaiserschnitt geborenen (Wunsch- bzw Notkaiserschnitt) waren adipös, im Vergleich zu 4,9 Prozent der vaginal Geborenen. Doch das war nur das erste, oberflächliche Bild.

Viele Faktoren untersucht

Dann analysierten die Forscher - weitaus genauer als dies in vielen früheren Studien der Fall war - verschiedene Faktoren der mütterlichen Gesundheit vor und während der Schwangerschaft: Ihren BMI vor der Schwangerschaft, das Vorhandensein von (Schwangerschafts-)Diabetes, Bluthochdruck, Präeklampsie (früher als "Schwangerschaftsvergiftung" bezeichnet, gekennzeichnet u.a. durch erhöhten Blutdruck und Eiweiß im Urin) und Rauchverhalten.

Nachdem sie den Einfluss dieser Faktoren auf den Nachwuchs berücksichtigt hatten - ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes etwa erhöht das Risiko für ein erhöhtes Geburtsgewicht des Kindes und für ein späteres Übergewicht - kamen sie zu dem Schluss: Die Geburtsmethode hat keinen signifikanten Einfluss auf das Übergewichtsrisiko des Nachwuchses.

"Wir fanden keine Evidenz, die eine Verbindung zwischen Kaiserschnitten und der Entwicklung von Adipositas unterstützt", sagt Daniel Berglind vom Karolinska Institut. "Die Art und Weise, wie Frauen Kinder gebären, scheint kein wichtiger Faktor für die Entstehung der globalen Adipositas-Epidemie zu sein."

Risikofaktor Übergewicht der Mutter

Als größter Risikofaktor für ein späteres starkes Übergewicht des Kindes stellte sich das Gewicht der Mutter vor Beginn der Schwangerschaft heraus. "Der Großteil des vermeintlichen Zusammenhangs zwischen Kaiserschnitt und Adipositas scheint sich mit dem Gewicht der Mutter vor der Schwangerschaft zu erklären", sagt auch Viktor H. Ahlqvist vom Karolinska Institut. "Vererbbarkeit und Einflüsse auf den Fetus in der Gebärmutter sind wichtiger in der Bewertung des künftigen Adipositas-Risikos als die Art des Geburtsvorgangs."

Die Häufigkeit von Kaiserschnittgeburten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen: In Österreich kamen laut Statistik Austria 2018 knapp 30 Prozent der Kinder durch einen Kaiserschnitt auf die Welt. Bei 14,1 Prozent der Geburten war ein Notkaiserschnitt erforderlich, bei weiteren 15,3 Prozent war der Kaiserschnitt geplant.

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