Hutter: Tragen von Masken in Innenräumen "definitiv" notwendig
Die steigenden Infektionszahlen in Österreich lassen die Debatte um eine Maskenpflicht wieder aufflammen. Zuletzt kündigte die Grüne Klubobfrau Sigrid Maurer noch am Wahlabend an, dass die Maskenpflicht wiederkommen werde – "so, wie es immer angekündigt war", sagte Maurer in einer Diskussionsrund auf Puls 24 kurz nach der ersten Hochrechnung zur Bundespräsidentenwahl. Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch hatte zuvor angedeutet, dass eine erneute Pflicht in einigen Bereichen in Erwägung gezogen werde.
Große Diskussion
Ginge es nach dem Public Health Experten Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien, hätte das verpflichtende Tragen der FFP2-Maske an bestimmten Orten gar nicht erst beendet werden sollen. "Das An- und Ausschalten von Maßnahmen hat den Riesennachteil, dass sich nie ein Automatismus entwickeln kann. Bei jedem erneuten Einführen der Maskenpflicht kommt es zu einer großen Diskussion und es braucht Erklärungen, warum die Maske hier getragen werden muss und da nicht. Die Maskenpflicht hätte nie abgeschafft werden sollen", betont Hutter im Gespräch mit dem KURIER.
Der Umweltmediziner sieht den Bedarf der Maske aufgrund der steigenden Infektionszahlen sowie aufgrund der Tatsache, dass wir uns saisonbedingt häufiger und länger in Innenräumen aufhalten. "Die Maske sollte dort getragen werden, wo man drinnen mit mehreren Menschen zusammenkommt, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann sowie das Lüften nicht ausreichend möglich ist", so Hutter.
Auch gegen andere Erkrankungen wirksam
Für einen optimalen Schutz vor einer Covid-Infektion brauche es zusätzlich zur Maske weitere Maßnahmen wie Händewaschen, Abstandhalten sowie die Covid-Impfung. Besonders da, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln, sei die Maske am effektivsten. "Wir haben in den vergangenen zwei Pandemiejahren gesehen, dass Atemwegserkrankungen deutlich zurückgegangen sind, zu den Zeiten, wo die Maske getragen werden musste. Hier sieht man ihre Wirksamkeit", sagt Hutter.
Da im heurigen Herbst und Winter mit einer Grippewelle gerechnet wird, sei die Maske auch hier ein sinnvolles Instrument, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Allerdings zeige sich bereits jetzt, dass bei einigen nur eine geringe Bereitwilligkeit für das Tragen der Maske besteht. Hutter nennt als Beispiel die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien, wo häufig auf die Maske verzichtet wird – trotz Vorschrift der Wiener Linien. "Ich denke, es ist nicht die Mehrheit, sondern eine gewisse unbelehrbare Minderheit, die gegen das Masketragen Stimmung macht und es ins Lächerliche zieht. Natürlich ist es für niemanden angenehm, aber die Wirksamkeit der Maske ist eindeutig."
Freiwillig "geht nicht mehr"
Hutter spricht sich für eine Pflicht aus, nur mit Freiwilligkeit "werde es nicht mehr gehen". Ziel sei, Engpässe in den Spitälern zu verhindern. "Wir gehen mit einer schlechten Ausgangsposition in den Herbst, auch weil die Grundimmunisierung bei Weitem nicht so ist, dass wir uns zurücklehnen können", so Hutter. Derzeit sind in Österreich 58 von 100 Menschen dreimal geimpft.
Dass die Maske abgeschafft wurde, sei eine gesellschaftliche Entscheidung gewesen. "Damit wurde ein gewisses Risiko eingegangen, dass Menschen erkranken, ins Spital kommen und vorzeitig versterben. Das muss man dann auch verantworten", meint Hutter.
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