Reicht eine technisch und betreuungsmäßig weniger aufwendige Behandlung, verbringen Covid-Patienten im Durchschnitt drei Wochen auf einer Intensivstation oder einer sogenannten IMCU-Station (Intermediate Care Unit). Letztere sind Überwachungsstationen und so etwas wie ein Bindeglied zwischen Normal- und Intensivstationen.
Was die Pandemie ebenfalls veränderte: In Aufwachräumen, die eine bestimmte technische Ausstattung ermöglichen, wurden Intensivbetten installiert. „Die Räume sind so konzipiert, dass Patienten für eine bestimmte Zeit überwacht werden können, etwa nach Operationen. Sie sind aber nicht dafür konzipiert, dass Patienten dort 24 Stunden oder mehr liegen.“
Eine Konsequenz davon: Fehlen klassische Aufwachräume, können auch manche Operationen nicht stattfinden.
„Altlasten aus früheren Wellen nehmen wir mit“: AKH-Pflegedienstdirektorin Sabine Wolf über Druck
„Allen ist bewusst: Da müssen wir jetzt durch. Aber die Belastung steigt, je länger die Pandemie dauert.“
Das sagt Sabine Wolf, die als Pflegedienstdirektorin verantwortlich für rund 3.000 Pflegekräfte im Wiener AKH ist. Knapp 1.000 davon sind im größten Krankenhaus Österreichs in der Intensivmedizin tätig. „Gerade auf Intensivstationen ist die Pflege der Patienten sehr aufwendig, da ist die Pflege sehr spezialisiert.“
Die Pandemie fordert die Pflegekräfte besonders, gesteht Wolf. „Ja, wir sind am Limit.“ Die größte Belastung ist die Unsicherheit: Wie geht es morgen weiter? In den nächsten Tagen? Der Druck steigt. Auf allen Ebenen.
Die Wünsche, die die Pflegedienstdirektorin in ihren Gesprächen mit Mitarbeitern hört, überraschen aus dieser Perspektive nicht: Mehr Zeit, um sich optimal auf die Umstände einzurichten, mehr Planungssicherheit. „Es gibt kaum Freizeit momentan – und selbst diese wird noch fünf Mal umgeplant.“
Dass nach der sommerlichen Entspannung der Covid-Infektionen wieder alles von vorne beginnen könne, verneint Wolf. „Wir können nicht jede Infektionswelle für sich alleine stehend sehen. Wir haben auch noch Patienten aus früheren Wellen zu betreuen. Diese Altlasten nehmen wir weitterhin mit.“
Was aus der Sicht der Pflege-Expertin in der Pandemie zu wenig zur Sprache kommt: „Auch der Druck auf Nicht-Corona-Stationen steigt immens.“ Dazu kommt der Belegungsdruck, den jedes Ansteigen der Infektionen mit sich bringt. Gefolgt von Verschiebungen, die Platz- und Betreuungsbedarf kompensieren sollen. Das betrifft auch die Pflegemitarbeiter selbst. „Da hat man dann mitunter fachfremde Patienten zu versorgen.“
Allein während der dritten Welle mussten im AKH mehr als 100 Pflegepersonen einer anderen Aufgabe zugeordnet werden. „Wir haben versucht, dies innerhalb der gleichen Fachkompetenzen zu regeln“, sagt Wolf. „Denn wir haben da eine Verantwortung gegenüber den Patienten.“ingrid teufl
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