Corona: Warum Menschen mit Bluthochdruck sehr vorsichtig sein sollten
In Österreich hat jede und jeder Vierte einen zu hohen Blutdruck, im höheren Lebensalter sind laut Gesundheitsministerium sogar 50 Prozent der Bevölkerung betroffen - jeder Zweite weiß das aber gar nicht. US-Mediziner aus Los Angeles haben sich jetzt mit einer zentralen Botschaft an die Öffentlichkeit gewandt: Auch Dreifachgeimpfte mit hohen Blutdruckwerten haben bei einer Covid-19-Erkrankung ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Spitalsaufnahme im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung. Die wichtigsten Erkenntnisse aus einer neuen Studie.
Die WHO definiert Bluthochdruck , wenn an zwei unterschiedlichen Tagen der erste (systolische) Blutdruckwert größer oder gleich 140 mmHg ist und der zweite (diastolische) Wert größer oder gleich 90 mmHg ist.
"Die zentrale Aussage unserer Studie ist (sie ist im Fachjournal Hypertension erschienen), dass es extrem wichtig ist, eine Infektion zu vermeiden - auch dann, wenn angenommen werden kann, dass die jeweils zirkulierende Virusvariante bei den meisten Menschen milde Verläufe verursacht", sagt der Kardiologe und Erstautor Joseph E. Ebinger vom Smidt Heart Institute des Cedar-Sinai-Spitals in Los Angeles, USA.
"Uns hat überrascht, dass viele Menschen, die mit Covid-19 in einem Krankenhaus stationär aufgenommen wurden, Bluthochdruck, aber keinen weiteren Risikofaktor hatten", ergänzt die Kardiologin Susan Cheng vom Smidt Heart Institute. "Das ist beunruhigend, wenn man bedenkt, dass nahezu die Hälfte der amerikanischen Erwachsenen Bluthochdruck hat."
Die Forscher werteten die elektronischen Krankenakten von 912 Personen aus, die dreifach geimpft waren und in der Omikron-Welle in Südkalifornien zwischen 1. Dezember 2021 und 20. April 2022 nach einer Coronavirus-Infektion an Covid-19 erkrankten. Bei 145 von ihnen war der Verlauf von Covid-19 so schwer, dass sie in einem Spital aufgenommen werden mussten. Dabei zeigte sich einerseits, dass mit höherem Alter und länger zurückliegenden Impfungen das Risiko für eine Spitalsaufnahme stieg. Der stärkste Risikofaktor war allerdings der Bluthochdruck: Er erhöhte das Risiko für eine notwendige Spitalsbehandlung um das 2,6-Fache.
Die Studie zeigte auch, dass chronische Nierenerkrankungen, ein zurückliegender Herzinfarkt und auch Herzschwäche nach einer Infektion das Risiko eines schweren Covid-Verlaufs erhöhen. Dieses Ergebnis war aber nicht überraschend, zumal viele dieser Patientinnen und Patienten auch einen zu hohen Blutdruck haben.
Überraschend war die Erkenntnis, dass seit dem Auftreten von Omikron starkes Übergewicht und Diabetes im Vergleich zum Bluthochdruck kein so starker Risikofaktor für eine Krankenhausaufnahme mehr waren. Demgegenüber blieb auch unter Omikron das hohe Risiko bei Bluthochdruck bestehen.
Was die Ergebnisse der Studie jetzt im Alltag bedeuten
Eine direkte Konsequenz der Studie ist, dass Bluthochdruckpatienten sich einerseits ihres Risikos bewusst sein sollten, andererseits aber auch mit ihrem Arzt über die Möglichkeit einer antiviralen Therapie nach der Diagnose sprechen sollten. Die rechtzeitige Gabe von Pillen bzw. Tabletten innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn kann das Risiko schwerer Krankheitsverläufe deutlich senken. Diese Medikamente hemmen bzw. stoppen die Virusvermehrung.
Ein hoher Blutdruck ist weltweit der wichtigste Risikofaktor für einen frühzeitigen Tod und ein Leben mit Behinderung. Ein 30-Jähriger mit unbehandeltem hohem Blutdruck – über 140/90 mmHg – hat ein Risiko von immerhin 63 Prozent in seinem Leben eine Herzkreislauferkrankung wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, heißt es bei der Österreichischen Hochdruckliga. Wer hingegen einen Bluthochdruck behandelt, senkt sein Risiko für Herzinfarkt um ein Viertel, für einen Schlaganfall um ein Drittel und für Herzschwäche um die Hälfte. Bluthochdruck wird unterschätzt, weil er lange keine merkbaren Symptome verursacht.
Die Österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie rät zur Beurteilung der Blutdrucksituation zu einer Messung jeweils am Abend und am Morgen über zumindest eine Woche, besser aber über ein Monat. Wenn der Durchschnitt der Werte der Selbstmessung über 135/85 mmHg liegt, besteht ein Bluthochdruck ("arterielle Hypertonie"). Werden bereits blutdrucksenkende Medikamente eingenommen, ist die Einstellung unzureichend.
Veränderungen im Lebensstil können den Blutdruck bereits stark senken. Dazu zählen unter anderem sportliche Betätigung, Abnahme des Körpergewichts und Nikotinverzicht. Reicht dies nicht aus, kann unter Umständen mit einer medikamentösen Therapie begonnen werden.
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