PCR-positiv: Wie lange kann man mit Omikron infektiös sein?
Wie lange kann eigentlich eine mit der Omikron-Subvariante infizierte Person noch im Labor vermehrungsfähige, also grundsätzlich infektiöse Viren ausscheiden? Zwei neue Studien liefern dazu erste Antworten. Das Ergebnis zusammengefasst: Es können auch deutlich mehr als fünf Tage sein.
Für die erste Studie - sie ist im New England Journal of Medicine erschienen - wurden 66 positiv auf das Coronavirus getestete Personen zwischen Juli 2021 und Jänner 2022 untersucht. 32 hatten eine Infektion mit der Delta-Variante, 34 eine mit der Omikron-Subvariante BA.1. Alle hatten symptomatische Infektionen, die aber nicht schwer verliefen, keiner und keine erhielt spezielle Covid-19-Medikamente, die die Virusausscheidung verkürzen.
Dann nahmen die Wissenschafterinnen und Wissenschafter täglich einen Nasenabstrich, so lange, bis der PCR-Test erstmals negativ war. Und sie legten Viruskulturen an, um zu sehen, ob die entnommenen Virusproben auch vermehrungsfähig - und damit potentiell infektiös - sind.
Bei der Delta-Variante betrug die mediane Zeit zwischen dem positiven PCR-Test und dem ersten negativen PCR-Test vier Tage. Das bedeutet: 50 Prozent der Resultate waren kleiner oder gleich diesem Wert und 50 Prozent waren größer oder gleich diesem Wert.
Bei der Omikron-Variante waren es im Median fünf Tage. Aber: Während in der Delta-Gruppe die Spitzenwerte bei fünf Tagen lagen, gab es in der Omikron-Gruppe auch Teilnehmer, die neun Tage lang vermehrbare Viren ausschieden.
Wenn aus solchen Abstrichen noch Viren kultiviert werden können, gilt dies als ein Marker für eine mögliche Infektiosität. "Unsere Daten sind ein Hinweis, dass manche mit Omikron infizierte Personen länger als fünf Tage nach Symptombeginn oder erstem positiven PCR-Test kultivierbare Viren ausscheiden", schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie.
Eine kürzlich erschienene weitere Studie bestätigte diese Ergebnisse - und zeigte sogar noch eine deutlich längere Zeitdauer, in der zumindest ein Teil der Studienteilnehmer noch deutlich länger PCR-positiv war und im Labor vermehrungsfähige Viren ausschied:
In dieser, im Fachmagazin Clinical Microbiology and Infection erschienenen Arbeit wurden 55 mit Omikron infizierte Personen täglich getestet.
- 13,5 Prozent aller Studienteilnehmer schieden mindestens zehn Tage lang vermehrungsfähige Viren aus und hatten gleichzeitig einen positiven PCR-Test.
- 11 Prozent waren es bei den Teilnehmern ohne Symptome.
- 16 Prozent waren es in der Untergruppe mit Symptomen.
Und sogar 14 Tage nach dem ersten PCR-Test waren von 50 verbliebenen Studienteilnehmern noch vier positiv: Zwei symptomatische und zwei asymptomatische.
Die Virologin Judith Aberle von der MedUni Wien kommentierte auf Twitter die Studienergebnisse so: "Die Studie findet keinen Unterschied in der Dauer der Virusausscheidung zwischen symptomatischen und bereits symptomfreien Fällen."
Wie lange kann das Virus im Körper bleiben?
Virusnachweise im Körper gibt es aber über noch deutlich längere Zeiträume - in der Regel sind die Betroffenen dann aber nicht mehr infektiös. Eine Meta-Analyse, für die mehrere Studien analysiert wurden, kam auf einen durchschnittlichen Zeitraum von ungefähr einem Monat, berichtete kürzlich das British Medical Journal (BMJ). Die Dauer der Infektiosität lag hier im Schnitt bei einer Woche.
Wie lange das Virus im Körper verbleibt, hängt stark vom Gesundheitszustand ab. Im April wurde der Fall eines immungeschwächten Patienten publiziert, der vor seinem Tod 505 Tage PCR-positiv war. Spanische Wissenschafterinnen und Wissenschafter beschrieben einen 52-Jährigen, der unter Chemotherapie 189 Tage lang PCR-positiv war.
Und in zwei Studien konnte das Virus in Stuhlproben noch sieben Monate nach der Diagnose entdeckt werden.
SARS-CoV-2 scheint im Schnitt länger im Körper zu verbleiben als Influenza- und Erkältungsviren. Ob dies eine Ursache für Long Covid sein könnte, wird derzeit in der Fachwelt heftig diskutiert. "Es ist vorstellbar, dass es Verstecke viraler RNA (Erbsubstanz des Virus, Anm.) gibt, die ein wenig Virusprotein produzieren, das örtliche Reaktionen des Immunsystems auslöst", heißt es in dem Artikel im BMJ. Das könnte Entzündungen auslösen. Passiere das alles im Zentralnervensystem, könnten Symptome wie "Brain Fog" ("Gehirnnebel", also z. B. Konzentrations- und Orientierungsprobleme) und Müdigkeit die Folge sein. Noch ist das aber nur eine von mehreren Theorien für die Entstehung von Long Covid.
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