Test aus Österreich kann Corona-Immunität ohne Antikörper bestimmen

Test aus Österreich kann Corona-Immunität ohne Antikörper bestimmen
Der Bluttest der MedUni Wien zeigt auch an, ob die Immunität nach einer Impfung oder überstandenen Infektion erworben wurde.

Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat einen Bluttest entwickelt, der innerhalb von 48 Stunden Aufschluss über die Immunität gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 gibt. Dieser Test kann vor allem für vulnerable Patientengruppen relevant sein, bei denen die eigene Antikörperantwort nicht aussagekräftig ist.

Der Test zeigt auch an, ob die Immunität aufgrund einer Impfung gegen SARS-CoV-2 oder aufgrund einer überstandenen Infektion besteht. Die Daten der Studie wurden aktuell im Journal Allergy veröffentlicht.

"Viele Menschen können keine Antikörper bilden - sei es durch immunsupprimierende Medikamente oder Chemotherapien. Mit diesem Test kann nun aber auch die zelluläre Immunität analysiert werden, also wie gut die T-Zellen gegen das Virus arbeiten. Bislang war man hier auf einem Auge blind", erklärt Immunologe und Studienleiter Winfried Pickl (MedUni Wien).

Zur Erklärung: Die T-Zellen können in die Zelle hineinschauen und kontrollieren diese ständig nach ihrem "Personalausweis", so Pickl. Stimme mit dem Ausweis der Zelle etwas nicht mehr, weil sich gerade das Corona-Virus darin vermehrt, kommen bestimmte T-Zellen als sogenannte Killerzellen zum Einsatz - andere sind Helferzellen für die Antikörperproduktion (B-Zellen).

T-Zellen sind ein wichtiger Teil der zellulären Immunantwort: Sie machen mit SARS-CoV-2 infizierte Zellen unschädlich und unterstützen gleichzeitig die Immunantwort durch die Produktion von spezifischen Botenstoffen (sog. Zytokinen), die unter anderem auch für die wichtige Antikörperproduktion entscheidend sind.

Erstmals wird der Test in Österreich als schnelle Routine durchgeführt: Denn „momentan benötigt man für die Durchführung und die Auswertung solcher T-Zell-Tests mindestens eine Woche, und die Tests können nur in Speziallabors durchgeführt werden. Im Gegensatz dazu wird unser neu entwickelter Test direkt mit einer Blutprobe durchgeführt und kann bereits nach 48 Stunden ausgewertet werden“, so Pickl.

Der neue Test kann ab September am Institut für Immunologie am Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien durchgeführt werden. Wie viel der Test kostet, ist noch nicht ganz klar. Wird der Test im AKH angeordnet, bezahlt ihn das Krankenhaus.

Differenzierung zwischen geimpft und genesen

Im Zuge der Analysen der Blutproben von COVID-19-genesenen Patienten konnte das Forschungsteam zudem anhand der Peptid-Mischungen aus S-, M- oder NC-Proteinen nicht nur die beiden antiviralen Zytokine Interleukin (IL)-2 und Interferon-gamma in großen Mengen nachweisen, sondern auch das Zytokin IL-13 als Marker für die hochspezifische T-Zell- Immunantwort gegenüber SARS-CoV-2 identifizieren.

IL-13 war bisher als Marker für allergische Immunreaktionen bekannt, scheint jedoch auch eine wichtige Rolle beim Aufbau einer langlebigen Antikörperantwort zu spielen. Die Verwendung der drei verschiedenen Peptid-Mischungen erlaubt außerdem die Unterscheidung zwischen Corona-geimpften Personen und Patienten, die an Corona erkrankt sind.

Die Proben von genesenen Probanden reagieren mit signifikanter Zytokinproduktion auf alle drei Peptidmischungen, während die Proben von geimpften Personen nur auf jene Peptidmischung reagieren, deren Eiweiß durch die Impfung induziert wurde (S-Protein), und wogegen die Geimpften dann auch eine zelluläre Immunität aufgebaut haben.

Der neuartige Test erlaubt es daher auch bei Menschen, die aus diversen Gründen keine aussagekräftige Antikörperantwort entwickeln können, eine spezifische zelluläre Immunantwort gegenüber SARS-CoV-2 nachzuweisen und somit etwa den Erfolg einer Impfung zu bestätigen.

T-Zell-Immunität bei Infektion länger nachweisbar als Antikörper

In der Studie wurde zudem die T-Zell-Antwort auch zehn Monate nach der Infektion analysiert. Es konnte dabei noch eine ebenso starke T-Zell-Antwort wie zehn Wochen nach der Infektion gemessen werden.

Dies ist insofern beachtlich, als die Antikörperspiegel zehn Monate nach Infektion im Blut bereits deutlich abgefallen sind. Diese langlebige T-Zell-Antwort sollte auch zukünftig vor einem schweren Verlauf bei erneuter Infektion mit SARS-CoV-2 schützen. Es hat sich gezeigt, dass die zelluläre Immunantwort von schwer erkrankten Menschen, die im Spital behandelt werden mussten, besonders stark ist.

Die Studie im Detail ist hier zu finden: Studie Online

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