Brustkrebs: Auch die östrogenfreie Minipille erhöht das Risiko leicht

Brustkrebs: Auch die östrogenfreie Minipille erhöht das Risiko leicht
Die Anti-Baby-Pille schützt zuverlässig vor ungewollten Schwangerschaften, erhöht dabei aber das Brustkrebsrisiko leicht.

Bisher galt das allerdings nur bei der klassischen Pille (Kombinationspräparat aus Östrogen und Gestagen) als wissenschaftlich erwiesen. Forschende der Universität Oxford konnten Selbiges nun für die Minipille (kein Östrogen, nur Gestagen  wird beispielsweise bei erhöhter Thromboseneigung verschrieben) zeigen. Das vergleichsweise geringe Risiko für Brustkrebs müsse vor dem Hintergrund des seit Jahren gut dokumentierten Nutzens der hormonellen Verhütung gesehen werden, wird betont.

Großangelegte Studie

Für die neue Studie wurden Daten von fast 10.000 britischen Frauen unter 50 Jahren untersucht. Bei ihnen wurde zwischen 1996 und 2017 invasiver Brustkrebs (Tumor ist bereits in das umliegende Gewebe eingedrungen) diagnostiziert. Zudem analysierte man mehr als 18.000 Frauen mit vergleichbaren Merkmalen, bei denen sich kein Brustkrebs entwickelte.

"Im Durchschnitt hatten 44 Prozent der Frauen mit Brustkrebs und 39 Prozent der entsprechenden Kontrollgruppe ein Rezept für ein hormonelles Verhütungsmittel, wobei etwa die Hälfte der Rezepte für reine Gestagenpräparate ausgestellt wurde", heißt es in der Studie. Man kombinierte die Ergebnisse auch mit früheren Untersuchungen. So konnte eine größere Altersspanne abgedeckt werden.

Zahlen interpretieren

Die Studie wurden am Dienstag im Fachblatt PLOS Medicine veröffentlicht. Dort ist nachzulesen, dass die Einnahme der östrogenfreien Minipille mit einem um 20 bis 30 Prozent erhöhten Risiko für Brustkrebs einhergeht. Das erhöhte Risiko verflüchtigte sich zehn Jahre nach Absetzen der Pille vollständig.  Ähnliche Werte wurden in der Vergangenheit bei den Analysen von Kombinationspräparaten ermittelt. 

20 bis 30 Prozent – das klingt nach einer beträchtlichen Risikoerhöhung. Allerdings: In absoluten Zahlen bedeutet das Ergebnis, dass es zu acht zusätzlichen Brustkrebsfällen unter 100.000 Frauen kommt, wenn diese unter 20 Jahren fünf Jahre lang die Pille einnehmen. Das ist eine Risikosteigerung von 0,084 auf 0,093 Absolutprozent. Da das Krebsrisiko unabhängig von anderen Risikofaktoren mit dem Alter wächst, ergeben sich für Frauen zwischen 35 und 39 Jahren andere Zahlen. Bei ihnen käme es unter 100.000 Frauen im Zusammenhang mit der Pille zu 265 zusätzlichen Brustkrebsfällen. Das entspricht einer Steigerung von 2,0 auf 2,2 Absolutprozent.

Kirstin Pirie, Krebsspezialistin an der Universität Oxford und Hauptautorin der Studie, betont, dass das erhöhte Risiko jedenfalls im Kontext der "gut etablierten Vorteile" besagter Verhütungsmittel gesehen werden müsse. Pirie weist auch darauf hin, dass das Brustkrebsrisiko bei jüngeren Frauen geringer ist, da das zugrunde liegende Risiko mit dem Alter zunimmt.

Aussagekraft

Die Forschenden unterstreichen selbst einige Einschränkungen der Studie. Darunter das Fehlen vollständiger Informationen über die Verschreibungshistorie der Frauen. Dies erschwere solide Aussagen über den langfristigen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Verhütungsmitteln und dem Brustkrebsrisiko, dürfte aber die kurzfristigen Ergebnisse (insgesamt erstreckte sich der Beobachtungszeitraum im Mittel über 15 Jahre) nicht unverhältnismäßig stark beeinflusst haben, so die Autorinnen und Autoren.

Daten zur familiären Brustkrebsvorbelastung wurden ebenfalls nicht erhoben. Allerdings habe sich hier in früheren Studien kein Verzerrungseffekt gezeigt.

Man habe zudem erheben wollen, ob hormonelle und nicht-hormonelle IUPs (Intrauterinpessare = kleine, biegsame Kunststoffgebilde, die zur Verhütung in die Gebärmutter eingesetzt werden) verschiedene Brustkrebsrisiken bedingen. In England hätten sich bisher aber zu wenige Frauen nicht-hormonelle IUPs einsetzen lassen, um einen zuverlässigen Vergleich anstellen zu können. 

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