Bekanntes Diabetes-Medikament reduziert das Risiko für Long Covid
Weltweit berichten Millionen Menschen von Spätfolgen einer Corona-Infektion: Laut einer Umfrage aus Großbritannien berichten drei von vier Long-Covid-Patienten, dass sie aufgrund der anhaltenden Symptome im Job Stunden reduzieren mussten oder ihren Job wechseln mussten.
Unter Long Covid versteht man eine Vielzahl von körperlichen und kognitiven Symptomen wie Gedächtnisstörungen oder chronische Erschöpfung, die den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen negativ beeinflussen. Die Symptome können bereits während einer akuten Infektion mit SARS-CoV-2 entstehen, aber auch erst Wochen danach. Je nach Definition zählt zu den Langzeitfolgen auch eine Verschlechterung bestehender Grunderkrankungen.
Da nach bisherigen Erkenntnissen auch milde oder symptomlose Verläufe mit Langzeitfolgen einhergehen können und zum Beginn der Pandemie noch kein breites Testangebot verfügbar war, bezieht sich die klinische Falldefinition der WHO sowohl auf Personen mit Labornachweis einer Coronavirus-Infektion als auch auf Personen, für die eine Infektion aufgrund von Krankheitssymptomen oder auch engen Kontakten zu nachweislich Infizierten als wahrscheinlich angesehen werden kann.
Bisher kann man das Risiko, an Long Covid zu erkranken, mittels Impfung reduzieren: Je nach Studie senkten Impfungen und Booster das Risiko um bis zu 50 Prozent. Zudem senkt das Medikament Paxlovid laut einer großen Studie das Risiko für Langzeitfolgen um rund 26 Prozent. Die Einnahme der Pille von Hersteller Pfizer senkte auch das Risiko, an der Infektion zu sterben, und das Risiko wegen einer Folgeerkrankung in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden.
Eine Studie der US-Universität von Minnesota untersuchte jetzt die Wirkweise von drei oralen Medikamenten im Fall einer akuten Coronavirus-Infektion: das Diabetes-Medikament Metformin, das Wurmmittel Ivermectin sowie das Antidepressivum Fluvoxamin.
1.125 Erwachsene im Alter von 30 bis 85 Jahren nahmen an der Studie teil, das Durchschnittsalter betrug 45 Jahre. 56 Prozent der Studienteilnehmer waren weiblich, davon waren 7 Prozent schwanger. Alle Patienten waren übergewichtig, wiesen weniger als sieben Tage lang Symptome auf und wurden innerhalb von drei Tagen nach einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion ins Krankenhaus eingeschrieben.
Die Studienteilnehmer - übrigens größtenteils geimpft - wurden zehn Monate lang beobachtet, um herauszufinden, ob eine frühe ambulante Behandlung von SARS-CoV-2 mit Metformin, Ivermectin oder Fluvoxamin Long Covid verhindert. (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen.)
Das Ergebnis der Placebo-kontrollierten Doppelblind-Studie: Im Vergleich zur Kontrollgruppe verringerte das Diabetes-Medikament Metformin, das Risiko an Long Covid zu erkranken, um 42 Prozent. Die beiden anderen Medikamente zeigten keine Wirkung, um das Risiko für Long Covid zu verringern.
Metformin konnte 14 Tage nach Infektion ebenso die Anzahl von Besuchen in der Notaufnahme, Krankenhaus-Einweisungen sowie das Risiko, 28 Tage nach der Infektion zu sterben, um 42 Prozent senken.
Warum das Diabetes-Medikament wirkt? US-Studien-Autor Davin Boulware vermutet auf Twitter, dass das Medikament die Vermehrung von Coroanviren im Körper hemmt und auch eine entzündungshemmende Wirkung hat. Zu den Ergebnissen: "Die demografischen Merkmale waren ähnlich zwischen denen, die Long Covid entwickelt haben, und denen, die dies nicht getan haben. Diejenigen mit Long Covid hatten einen etwas höheren Body Mass Index, waren eher ungeimpft, weniger geboostert und Langzeitfolgen traten häufiger bei Frauen auf."
Normalerweise wird Metformin bei Diabetes mellitus Typ 2 als Blutzuckersenker eingesetzt: Das Medikament gilt als gut verträglich, kann aber Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Bereits Ende der 60er war der Wirkstoff für die Behandlung von Diabetes in mehr als 60 Ländern zugelassen.
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