Atembeschwerden nach Covid: Was neue Erkenntnisse zur Dauer zeigen
Kurzatmigkeit ist - neben schwerer Erschöpfung (Fatigue) und neurokognitiven Beschwerden wie Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- oder Konzentrationsproblemen - eines der drei Hauptsymptome des Post-Covid-Syndroms. Das bedeutet: Noch drei Monate nach der akuten Infektion sind Atembeschwerden vorhanden, die nicht anders als durch SARS-CoV-2 erklärbar sind, mindestens zwei Monate andauern und zu einer Funktionseinschränkung im Alltag führen. Expertinnen der MedUni Innsbruck präsentieren auf einem Kongress jetzt neue Daten, wie häufig die Symptome über einen längeren Zeitraum anhalten und wie es mit der Regenerationsfähigkeit der Lunge aussieht.
"30 Prozent der von Post-Covid-Betroffenen berichten von Kurzatmigkeit und Husten, unabhängig davon, ob der Krankheitsverlauf schwer oder mild war", erklärte am Dienstag die Lungenfachärztin Judith Löffler-Ragg von der MedUni Innsbruck anlässlich der bevorstehenden Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) in Salzburg. Löffler-Ragg ist auch Generalsekretärin der Gesellschaft.
Auch in einer Gruppe von Innsbrucker Patientinnen und Patienten, die wegen einer Covid-19-Erkrankung stationär in einem Spital aufgenommen werden mussten, hatten nach der akuten Infektion zunächst rund 30 Prozent anhaltende Kurzatmigkeit und Husten. "Mit dem Zeitverlauf nahm dieser Anteil ab, nach zwölf Monaten waren es 22 Prozent." Aus China gibt es bereits Daten über 24 Monate: In diesen Langzeitanalyen ging die Zahl der Betroffenen mit Atembeschwerden auf 14 Prozent zurück."
Diese Daten deuten daraufhin, dass sich die Lunge auch nach schwerer Covid-19-Lungenentzündung meist gut regeneriert. Zum Heilungsverlauf liegen jetzt genauere internationale Daten vor, die auf dem Kongress präsentiert werden: "Nach einem moderaten oder schweren Verlauf sehen wir bei mehr als einem Drittel der Patientinnen und Patienten nach einem Jahr noch Auffälligkeiten in der Computertomografie", sagt Löffler-Ragg.
Aber: "Ihr Ausmaß ist gering bis moderat. Und unsere größte Befürchtung ist nicht eingetreten, dass es zu einer überschießenden Narbenreaktion kommt, zu einer progredienten (voranschreitenden, Anm.) Fibrose (Bindegewebsvermehrung)." Diese würde die Lungenfunktion gefährden.
Die stärkste Regeneration ursprünglich entzündeter Lungenareale zeigt sich in den ersten drei Monaten nach der Infektion, "ein wenig dann noch nach sechs Monaten, aber dann stagniert die Regeneration", sagt die Lungenspezialistin.
Diese im CT noch sichtbaren Auffälligkeiten bedeuten häufig aber keine Einschränkung der Lungenfunktion. "Diese Auffälligkeiten - fleckige oder bandförmige Milchglasareale sowie Verdichtungen und Bronchienerweiterungen - sind aber nicht die führende Ursache der Einschränkung der Lebensqualität dieser Patienten. Diese ist mehr durch die Erschöpfung, die Fatigue und die mentale Gesundheit bedingt."
Der Umstand, dass bisher keine überschießende Ausdehnung von Narbengewebe zu bemerken ist, stimme zwar sehr zuversichtlich, betont Löffler-Ragg. "Man muss aber die wirkliche Langzeitentwicklung über mindestens zehn Jahre abwarten."
Doch auch hier gebe es Anlass zur Hoffnung: Die Häufigkeit und Art der Veränderungen ist mit den Daten zur SARS-Epidemie im Jahr 2003 vergleichbar. Eine kleine Studie über 15 Jahre hatte keine Verschlechterung der Lungenfunktion gezeigt.
Insgesamt litten von 108 untersuchten Innsbrucker Spitalspatienten (davon 24 Prozent mit Aufenthalt auf einer Intensivstation) ein Jahr nach ihrer Covid-Erkrankung noch jeder Zweite an mindestens einem Symptom, vor allem Fatigue, Leistungseinschränkung, Schlafstörung und Kurzatmigkeit. In dieser Gruppe hatte sogar jeder zweite Patient nach zwölf Monaten noch CT-Veränderungen an der Lunge. Risikofaktoren dafür waren ein Alter über 60 Jahre und ein Aufenthalt auf der Intensivstation. Auch hier waren aber die Lungenfunktionsänderungen mild.
Wer nach einer Covid-19-Erkrankung einen Aufenthalt in einem Rehabilitationszentrum in Anspruch nimmt, für den gibt es auch eine erfreuliche Nachricht: "Sowohl nach einem milden als auch nach einem schweren Krankheitsverlauf zeigt sich ein Benefit einer Rehabilitation." Den größten Stellenwert hat dabei die Atemphysiotherapie zur Steigerung der Atemmuskelkraft, und generell die Atemtherapie, dabei auch zur Korrektur von veränderten Atemmustern. Fazit von Löffler-Ragg: "Für die meisten Patientinnen und Patienten ist die Prognose sehr gut." Um aber weiterhin zu vermeiden, dass es zu Langzeitfolgen kommt, sei es wichtig, die Infektionslast in der Bevölkerung niedrig zu halten - um weitere Infektionen zu vermeiden. Dafür sei die spezifische Immunität durch Impfungen besonders wichtig.
Masken schützten auch COPD-Patienten
Auf einen bisher wenig beachteten positiven Effekt der Corona-Schutzmaßnahmen wie Abstand halten und Masken tragen macht der Linzer Pneumologe Bernd Lamprecht, Vorstand der Uni-Klinik für Innere Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie am Kepler Universitätsklinikum, aufmerksam: Dadurch hat auch die Häufigkeit von akuten Komplikationen bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) abgenommen. Denn Verschlechterungen des gesundheitlichen Zustandes werden bei ihnen oft durch Atemwegsinfektionen ausgelöst. Eine spanische Studie hat gezeigt, dass derartige "Exazerbationen" bei COPD-Patienten während der Pandemie kurzfristig auf ein Viertel des Ausgangswertes zurückgegangen sind. Mit der Beendigung der Hygienemaßnahmen kam es aber wieder zu einem Anstieg. Lamprecht rät COPD-Betroffenen daher, zumindest während der kalten Jahreszeit, wenn es viele Atemwegsinfekte gibt, weiterhin Masken zu tragen.
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