BA.5: Hoher Schutz bei Durchbruchsinfektion und durch neuen Impfstoff
Eine vorveröffentlichte Studie eines Teams von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern der Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt und von Biontech hat jetzt erste Daten zum neuen, auch an die Omikron-Subvarianten BA.4./BA.5 angepassten Impfstoff von Biontech/Pfizer erbracht. Dabei wurde einerseits der Effekt der Booster-Impfung mit der BA.4/BA.5-Komponente und der Effekt der Booster-Impfung mit der BA.1-Komponente auf die Immunantwort bei Mäusen untersucht. Diese Daten wurden mit jenen von dreifach geimpften Menschen verglichen, die eine Durchbruchsinfektion mit der Omikron-Subvariante BA.5 hatten.
Das zentrale Ergebnis der Studie: Eine Durchbruchsinfektion mit BA.4/BA.5 führte bei dreifach Geimpften "zu einer breiten und robusten Aktivität neutralisierender Antikörper gegen die Omikron-Subvarianten BA.1, BA.2 und BA.4/BA.5", heißt es in der Arbeit. Die Immunisierung wr breiter und besser als bei einer Durchbruchsinfektion mit dem BA.1-Vakzin.
Erhielten zweifach geimpfte Mäuse den Boosterimpfstoff mit der BA.4/BA.5-Komponente, zeigte sich eine "vergleichbare breite Neutralisierungsaktivität" wie bei den dreifach geimpften Menschen mit der Durchbruchsinfektion.
"Mein Fazit: BA. 4/5-Impfstoff ist insbesondere bei der derzeit zirkulierenden Variante BA.5 überlegen", schreibt die Leiterin der Frankfurter Virologie, Sandra Ciesek, auf Twitter.
"Ich sehe aufgrund der als Preprint veröffentlichten Daten schon einen Vorteil bei dem an BA.4/BA.5 angepassten Impfstoff im direkten Vergleich zu dem an BA.1- angepassten Impfstoff", wird Ciesek in einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zitiert.
Ciesek und ihr Team waren bei der Untersuchung von BA.5-Genesenen nach einer Durchbruchsinfektion beteiligt. "Die Studie zeigt, dass diese Personen eine sehr breite Immunantwort gegen verschiedene Omikron-Varianten wie BA.1, BA.2 und BA.5 entwickelt haben", sagt sie in dem Interview. Ähnliche Befunde habe Biontech in immunisierten Mäusen gesehen: "Die Immunantwort vor allem gegen die aktuell zirkulierende Virusvariante BA.5 war deutlich besser nach einem an BA.4 und BA.5 angepassten Impfstoff als nach einem auf BA.1 zugeschnittenen Vakzin oder dem alten Mittel." Diese Daten unterstützen auch die geänderte Empfehlung des Nationalen Impfgremiums in Österreich, bei dreifach Geimpften unter 60 Jahren eine Omikron-Infektion doch wie eine Impfung zu bewerten.
Die derzeit zugelassenen drei BA.4/BA.5-Impfstoffe (zugelassen für die dritte und vierte Impfung) sind sogenannte "bivalente Impfstoffe", enthalten also eine Komponente gegen den Wildtyp von SARS-CoV-2 und zusätzlich die neue Komponente gegen BA.4/BA.5. Als Booster war bei den Mäusen allerdings ein monovalenter Impfstoff - der nur speziell an BA.4/BA.5 angepasst ist - dem bivalenten überlegen. "Dieser steht aber nicht monovalent zur Verfügung - nur bivalent", schreibt Ciesek auf Twitter. "Für zukünftige Varianten sollte diese Strategie überdacht werden und auch (parallel?) monovalente Impfstoffe in den Zulassungsprozess."
Der Vergleich mit den Daten von Mäusen ist deshalb notwendig, weil noch keine klinischen Daten mit dem BA.4/BA.5-Impfstoff beim Menschen verfügbar sind. Erste Ergebnisse solcher Studien beim Menschen seien aber bald zu erwarten, betont Ciesek.
Die Studie ist als Vorveröffentlichung auf dem Preprint-Server bioRxiv erschienen und noch nicht von externen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern begutachtet worden. Neben dem Team der Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt sind als Autoren auch Wissenschaftler von Biontech und Pfizer angeführt, darunter die beiden Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin.
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