Gratwanderung zwischen Gazprom und Sanktionen
Die teilstaatliche OMV muss derzeit einen gefährlichen Balance-Akt meistern. Davon wird abhängen, ob Österreich weiterhin mit russischem Gas beliefert wird. Alles andere wäre eine wirtschaftliche Katastrophe, denn kurz und mittelfristig gibt es keinen Ersatz, wie auch der OMV-Chef bei der Präsentation der Quartalsergebnisse bestätigte.
Egal, ob Gas aus Norwegen, Flüssiggas über das LNG-Terminal in Rotterdam, an dem die OMV beteiligt ist, oder Schiefergas-Produktion in Österreich, die politisch bereits ventiliert wird. Stern warnte bei einem Lieferstopp klar und deutlich vor einem Engpass mit „massiven Konsequenzen für die Wirtschaft und die Industrie“. Mit Warm-Duschen wird’s dann auch nichts mehr.
Der OMV-Chef betonte, man werde „jederzeit sanktionskonform und im Rechtsrahmen agieren“. Wie aber kann der teilstaatliche Öl- und Gaskonzern weiterhin die Geschäftsbeziehung mit Putins Gasriesen aufrechterhalten? Und gleichzeitig die EU-Sanktionen nicht verletzen? Damit alles noch etwas mühsamer wird, mischt sich die Politik auch ein. Schon erstaunlich, wer aller in Brüssel sich in letzter Zeit zum Gas-Experten berufen fühlt.
Das Zahlungsmodell, mit dem die OMV ab Mai beiden Seiten Recht tun will, liegt längst bei Gazprom. Wie berichtet, hat sich Russland immer noch nicht geäußert, ob man die Modalitäten akzeptiert. Konkret werden zwei Konten vorgeschlagen, eines in Euro und eines in Rubel. So einfach das klingt, so komplex ist dies. Die OMV versucht, das Transaktions- und Währungsrisiko der Gazprom umzuhängen.
Hardliner
Player im internationalen Gashandel gehen davon aus, dass weniger Gazprom Österreich die Energie abdrehen könnte. Sondern sich in der EU die Hardliner für ein Embargo durchsetzen. Ohne Rücksicht darauf, welcher Seite ein solcher drastischer Schritt wirtschaftlich mehr schadet. Bis dato kommt Russland jedenfalls seinen Verpflichtungen gegenüber Österreich nach und liefert ohne Einschränkungen.
Die OMV könnte heuer ein Problem bekommen, die rund 200 Millionen Euro Dividende aus der Beteiligung am westsibirischen Gasfeld Juschno-Russkoje aus Russland nach Österreich zu transferieren. Das ist eine Antwort Russlands auf die EU-Sanktionen.
Eigentlich hätte die OMV dank der hohen Gaspreise im ersten Quartal 2022 ihren operativen Gewinn auf 2,6 Milliarden Euro verdreifacht. Wurden aber nur 546 Millionen. Denn das russische Erbe von Ex-OMV-Chef Rainer Seele wurde mit zwei Milliarden Euro wertberichtigt. So wurde die Anleihe für die umstrittene Pipeline Nord Stream 2 mit einer Milliarde vollständig abgeschrieben.
Kommentare