Raus aus Gasthermen
1,2 Millionen Gasthermen sind derzeit in Betrieb. Die Energieagentur schlägt vor, bis 2030 rund 600.000 dieser Heizungen gegen Wärmepumpen, Fernwärme oder Biomassekessel zu tauschen. Rein rechnerisch müssten bis Ende 2030 täglich knapp 190 Thermen ausgebaut werden. Das Ministerium verweist auf aktuell 45.000 Anträge zum Heizungstausch – und stark steigende Anfragen. Franz Angerer, Geschäftsführer der Energieagentur, verweist auf das Marktpotenzial: „In zwei bis drei Jahren könnte der Markt doppelt so viel bedienen wie jetzt. Bei der PV wurde analog in zwei Jahren das Angebot verdreifacht.“
Bauliche Sanierungen
Durch eine deutlich höhere Sanierungsquote soll der Wärmeverlust und Heizbedarf in Gebäuden gesenkt werden. Experte Angerer: „Wir haben derzeit eine niedrige Sanierungsquote, dennoch waren die Energie-Einsparungen im Bestand größer, als der Neubau zusätzlich benötigt hat. Das zeigt, welches Potenzial vorhanden ist.“ Die Studie rechnet ohnehin nur mit einem kleinen Sparpotenzial.
Industrie soll sparen
Bei der Industrie wird unterschieden, ob Gas für den jeweiligen Prozess ersetzt werden kann (durch Strom), oder nicht. Etwas mehr als zehn Prozent könnten laut Studie nur durch Effizienz gespart werden, rund ein Viertel der Betriebe könnten ganz aus Gas aussteigen. Während Angerer die Machbarkeit betont, widerspricht die Industrie: „Graduelle Verbesserungen sind sicher möglich. Aber das genannte Einsparpotenzial ist für uns nicht nachvollziehbar“, sagt Energieexperte Dieter Drexel von der Industriellenvereinigung. Der Gaspreis steige nicht seit gestern, die Betriebe hätten längst alle Potenziale gehoben.
Fernwärme ohne Gas
Wien hat den Plan, mit dem unterirdischen Erdwärmepotenzial im Süden von Wien künftig die Fernwärme zu beliefern. Angerer: „Es gibt aber auch viel betriebliche Abwärme, die für Fernwärme verwendet werden kann. Darüber hinaus wird Biomasse das Erdgas in der Fernwärme ersetzen.“
Massiver Biogas-Ausbau
Studien zeigen, dass aus Lebensmittelabfällen, aus Biomüll und Reststoffen aus der Landwirtschaft riesige Mengen Biogas durch Vergärung oder Gasifizierung erzeugt werden können. Die Analyse schlägt vor, rund die Hälfte dieses Potenzials bis 2030 zu heben.
Grüner Wasserstoff
„Langfristig muss erst eine Infrastruktur für die Wasserstoff-Produktion gebaut werden. Jetzt haben wir bereits eine fossile Produktion von 150.000 Tonnen H2, die man künftig mit Ökostrom bewerkstelligen könnte“, sagt Angerer. IV-Experte Drexel widerspricht, dafür sei nicht ausreichend Ökostrom vorhanden.
Neue Exportländer
Laut Studie müsse die Wirtschaft (etwa die OMV) neue Gaskontingente außerhalb Russlands sichern, gleiches gelte für den Import von sehr viel grünem Wasserstoff.
Fazit der Wirtschaftskammer: Energieexperte Jürgen Streitner bezweifelt die Machbarkeit: „Wir finden, dass die beschriebenen Potenziale extrem schwer bis 2027 zu erreichen sind. Wir wollen raus aus russischem Gas. Damit wir das schaffen können, fehlt uns aber ein Gesamtplan. Außerdem ist fraglich, ob bei der Umstellung auf Ökostrom auch ausreichende Mengen vorhanden sein werden.“
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