Weniger Strom- und Gasverbrauch im Corona-Jahr 2020

Stromverbrauch unter Vorjahreswert
Im Frühjahr weniger Bedarf durch Lockdown, im Schlussquartal mit kaltem Wetter sogar mehr Verbrauch als 2019.

Im Corona-Jahr 2020 wurde in Österreich weniger Strom und Gas verbraucht. Bei Strom fiel der Rückgang mit 3,3 Prozent fast so hoch aus wie im Wirtschaftskrisenjahr 2009. Besonders stark waren die Rückgänge beim ersten Lockdown im Frühjahr, im vierten Quartal lag der Strombedarf wegen der kalten Witterung sogar höher als 2019. Der Gasverbrauch ging voriges Jahr um vier Prozent zurück. Aktuell sind die heimischen Gasspeicher mit 44 Prozent ihres Fassungsvermögens gut gefüllt.

Der gesunkene Stromverbrauch ist historisch gesehen eine Ausnahme und nur durch die Beeinträchtigung der Wirtschaft durch die Corona-Einschränkungen zu erklären, sagte Energie-Control-Vorstandsdirektor Wolfgang Urbantschitsch zur APA. Dabei war der Covid-Effekt recht ungleich über das Jahr hinweg verteilt: Während im April der Endverbrauch um 13 Prozent tiefer war, betrugen die Einbrüche im Mai und Juni mehr als 5 Prozent. Im dritten Quartal lagen die Minderverbräuche zwischen Null und 5 Prozent.

Zu dem im Jahresabstand sogar etwas höheren Stromverbrauch im vierten Quartal trug die kältere Witterung bei - aber zusätzlich war der Bedarf quer über viele Wirtschaftssektoren sehr hoch, wie der Energieregulator mittlerweile weiß. "Dominiert war die Entwicklung vom Verbrauch der produzierenden Industrie, die etwa drei Viertel des gesamten Großverbrauchs stellt", so Urbantschitsch. Die Verbrauchs-Jahresspitze wurde am 2. Dezember um 17:30 Uhr mit einer Leistung von 10.436 Megawatt (MW) erreicht.

Voriges Jahr ging der Stromverbrauch um 3,3 Prozent oder 2,2 Terawattstunden (TWh) zurück - weniger stark als das Minus von 3,8 Prozent im Jahr 2009. Absolut wurden 2020 rund 63,7 TWh an Kunden abgegeben - um etwa 10 TWh weniger als der gesamte Inlandsstromverbrauch ausmachte, der bei 73,5 TWh lag. Nötig war diese Differenz von 10 TWh für das System der Pumpspeicherung, also das Hinaufpumpen von Wasser in Speicheranlagen, sowie zur Deckung der Netzverluste und den Bezug von Kraftwerken aus dem Netz, etwa zum Hochfahren kalorischer Anlagen.

Stromexporte nach Deutschland gestiegen

Dem geringeren Endverbrauch standen voriges Jahr um 0,9 TWh niedrigere Strom-Nettoimporte sowie eine um 1,6 TWh geringere Erzeugung gegenüber - die Aufbringung war also 2,5 TWh niedriger als 2019. Der Einfuhrüberschuss lässt sich dadurch erklären, dass mit 24,4 TWh um 1,5 TWh oder 5,8 Prozent weniger importiert wurde (primär aus Deutschland und Tschechien) und mit 22,1 TWh um 0,6 TWh oder 2,6 Prozent weniger exportiert wurde (in erster Linie nach Slowenien und in die Schweiz). Die Stromexporte nach Deutschland stiegen um ein Drittel auf 5,3 TWh.

2020 war ein gutes Wasser-Jahr

Im öffentlichen Netz lag die Stromerzeugung voriges Jahr bei 63,5 TWh (-1,6 TWh), nach Berücksichtigung von Im- und Exporten, des Pumpspeicherbedarfs und der Netzverluste betrug die Endabgabe dann 56,9 TWh. Von der gesamten erzeugten Strommenge resultierten u.a. 26,7 TWh aus Laufkraftwerken und 14,5 TWh aus Speicherkraftwerken. Die Laufwasserkraft kam dabei auf 103 Prozent Regelarbeitsvermögen, das Jahr 2020 war also ein gutes Wasser-Jahr: Anders als 2019 war 2020 insbesondere das zweite Halbjahr besonders ertragreich mit 133 Prozent Spitzenwert im Oktober.

Gaskraftwerke wurden mit 9,8 TWh um fast 1,4 TWh weniger eingesetzt. Die Stilllegung der letzten Kohleblöcke führte dazu, dass eine weitere TWh weniger in fossilen Kraftwerken erzeugt wurde (0,5 TWh nach 1,5 TWh). In Summe produzierten Wärmekraftwerke voriges Jahr um 2,3 TWh weniger als 2019. Aus Windkraft kamen 6,8 (7,4) TWh.

Gasimporte nach Österreich sackten ab

Die Gasimporte nach Österreich sackten voriges Jahr um enorme 12 Prozent oder zm 67 TWh ab auf 484 TWh ab. Diese Abnahme entspricht immerhin mehr als zwei Drittel des Inlandsgasverbrauchs. Die Gasexporte schrumpften zugleich nur um 3,6 Prozent auf 415 TWh - woran man erkennt, dass es sich beim größten Teil der Einfuhren um Transite handelt.

"Unterm Strich bedeutet das eine um 52 TWh geringere Aufbringung in Österreich, nämlich 57 Prozent des heimischen Gasverbrauchs", so Urbantschitsch. Regional waren die geringeren Importe allerdings nicht gleich verteilt. Während über den Gashub Baumgarten um 80 TWh weniger eingeführt wurded (vornehmlich russisches Gas), stiegen die Importe aus Deutschland um etwa 12 TWh. Die Monatsverbräuche folgten 2020 im wesentlichen den unterschiedlichen Temperaturen.

Der heimische Gasverbrauch wurde voriges Jahr sehr stark aus den prall gefüllten Gasspeichern gedeckt - denn die Abgabe an Endkunden Verbrauch sank nur leicht um 4,0 Prozent bzw. um 3,7 TWh auf 90,5 TWh, der gesamte Inlandsgasverbrauch verringerte sich um 4,2 Prozent auf 94,9 TWh - bei wie erwähnt stark verminderten Gasimporten.

Stark gefüllt worden waren die Speicher schon zum Jahreswechsel 2019/20, da man damals für mögliche Gastransportprobleme über die Ukraine gewappnet sein wollte. "Diese sind zum Glück ausgeblieben, die Versorger haben daher während des Jahres 2020 ihre Lager wieder reduziert", so der E-Control-Vorstand. 2019 sei somit ein Jahr mit wesentlichen Nettoeinspeicherungen (32,6 TWh) gewesen, während 2020 rund 17 TWh netto den Speichern entnommen wurden. Insgesamt sei das ein Unterschied in der Speicherbewegung von knapp 50 TWh gewesen, so Urbantschitsch. Die Verbrauchs-Jahresspitze bei Gas wurde am 3. Dezember um 7:00 Uhr mit 23.588 Mio. kWh pro Stunde erreicht.

Gaspreise: "Anstieg über 20 Euro ist eher unwahrscheinlich"

Die Gaspreise von 18 bis 20 Euro pro Megawattstunde (MWh) sieht der Leiter der Volkswirtschaftsabteilung der E-Control, Johannes Mayer, heuer eher seitwärts gehen. "Ein Anstieg über 20 Euro ist eher unwahrscheinlich." Maßgeblich für den Gaspreis seien vor allem die CO2-Kosten, die explodiert seien: "Das ist der große Preistreiber." Der CO2-Preis liege bei 40 Euro pro Tonne, es seien aber auch schon 50 Euro, teils 60 Euro gewesen. Kundenseitige Strompreiserhöhungen werde man frühestens wohl erst 2022 sehen können.

Kommentare