Arktiswetter zu viel fürs veraltete Stromnetz: Licht aus in Texas
Nein, das sei ihnen in 70 Jahren Unternehmensgeschichte noch nie passiert, beteuerte der Sprecher des Energieunternehmens „South West Power Pool“. 14 Staaten im Süden der USA versorgt man mit Strom. Der größte darunter ist Texas, und dort ging Dienstag früh bei mehr als vier Millionen Menschen das Licht und, wenn elektrisch, auch die Heizung aus.
Einfach überlastet
Von Eis, Frost und Winterstürmen zerstörte Leitungen, all das gibt es während dieser außergewöhnlichen Wetterkapriolen, die derzeit die ganze USA erfassen. Doch der Hauptgrund, warum das Stromnetz von Millionen Menschen kollabierte, war schlicht Überlastung. Die für Texas völlig ungewöhnlichen Temperaturen um die minus 15 Grad hatten die Menschen in ihren oft kaum isolierten Häusern alles anwerfen lassen, was Wärme produzierte.
Houston schlägt Alaska
Die Kältewelle sorgte nicht nur dafür, dass Houston tiefere Temperaturen als Anchorage in Alaska hatte, es versenkte den ganzen Südwesten der USA unter mindestens 30 Zentimetern Schnee. Das sorgte neben all dem Chaos auch für unerwartete Unterhaltung. So nützte man in einigen Orten in Tennessee die zentimeterdick vereisten Straßen zum Eislaufen, während die Polizei über Twitter alle Einwohner des Bundesstaates flehentlich bat, bitte zu Hause zu bleiben. Winterausrüstung für Autos ist ein Fremdwort im Süden der USA.
Debatte über Energieversorgung
Währenddessen aber zerbrechen sich bereits Experten öffentlich den Kopf darüber, wie ein derart gigantischer Kollaps der Energieversorgung passieren konnte. „Das ist kein Ereignis, das man einfach so abhaken kann“, meint etwa Jesse Jenkins vom Forschungszentrum für Energieversorgung an der Universität Princeton gegenüber der Washington Post. Die aktuelle Krise werde unweigerlich zu einer Debatte über die Energieversorgung in Texas und anderen US-Bundesstaaten führen.
Veraltet und anfällig
Denn diese Energieversorgung, da sind sich Experten wie Jenkins einig, ist veraltet und fehleranfällig, so wie große Teile der Infrastruktur in den USA.
Jeder Präsident gescheitert
Ein Problem, das jeder US-Präsident der vergangenen Jahre zu lösen versprochen hat und zuletzt daran gescheitert ist. Donald Trump etwa, der sich selbst gewohnt großspurig als der „Baumeister-Präsident“ bezeichnete, hatte schon bei seinem Amtsantritt ein Infrastruktur-Paket von zuerst einer Billion, später sogar eineinhalb Billionen US-Dollar in Aussicht gestellt. Das meiste davon kam allerdings über grobe Pläne, die im Weißen Haus entworfen wurden, nie hinaus.
Joe Biden startet jetzt sogar mit einem 2-Billionen-Dollar-Plan für Infrastruktur in seine Präsidentschaft. Schon im ersten Jahr sollen große Summen in dringende Reparaturen, etwa von Straßen, Eisenbahnen und Energieversorgung fließen. Die aber muss der US-Kongress auch genehmigen, und dort haben die Sparefrohs in beiden Parteien schon die Pläne einiger Präsidenten vereitelt.
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