Was die erneute Öl-Förderkürzung bedeutet
Die Allianz der Erdöl-Förderländer OPEC+ hat am Wochenende leichte Abstriche bei der geplanten Produktionsmenge im Jahr 2024 angekündigt. Für mehr Aufsehen sorgte allerdings, dass Saudi Arabien vorprescht: Das Land will seine Produktion noch diesen Sommer deutlich kürzen.
Was will die OPEC erreichen?
Die OPEC-Staaten wollen den Preis nicht einfach hochtreiben, sondern ein "Gleichgewicht" von hoher Nachfrage bei hohen Preisen finden. Allerdings sind die Positionen und strategischen Interessen der Mitgliedsstaaten dabei oft unterschiedlich. So haben etwa die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) in größere Produktionskapazitäten investiert und wollen diese auch nutzen. Da einige afrikanische Staaten ihre Förderquoten zuletzt nicht erfüllen konnten, wird ein Teil der Mengen stattdessen von den VAE übernommen – zum Unmut der Afrikaner, die keinen Anspruch auf Geschäftsanteile verlieren wollen. Russland hat zwar Förderkürzungen angekündigt, es gibt aber Hinweise darauf, dass sich das Land nicht daran hält und mehr verkauft, um seine Kriegskasse zu füllen.
Die OPEC mit Geschäftssitz in Wien ist ein Kartell von 13 Erdöl-Exportierenden Staaten, nämlich Irak, Iran, Kuwait, Saudi-Arabien, die Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Algerien, Libyen, Angola, Äquatorialguinea, Gabun, Nigeria, die Republik Kongo und Venezuela.
Im Rahmen OPEC+ koordinieren sie ihre Förderpolitik mit zehn weiteren Staaten, der gewichtigste davon ist Russland. Zusammen kontrollieren sie etwa 40 Prozent der weltweiten Öl-Produktion, wodurch sie in der Preisfindung am Weltmarkt das größte Gewicht haben. Der größte einzelstaatliche Produzent USA mit etwa einem Fünftel Anteil des Weltmarktes gehört der Allianz nicht an.
Was ist von der Einigung am Sonntag zu erwarten?
Im Kern hat die Allianz beschlossen, die aktuelle Kürzung 2024 etwa zu verlängern. Mutmaßlich weil die Nachfrage von Energie wegen der weltweit gedämpften Konjunkturaussichten relativ niedrig sein dürfte. Eine zusätzliche Mengenreduktion ergibt sich aus der gemeinsamen Entscheidung nicht.
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Welche Rolle spielt Saudi Arabien?
Saudi Arabien ist der größte arabische Produzent und eines der führenden Länder in der Allianz. Im Gegensatz zu etwa Russland ist Saudi Arabien bemüht, den Ölpreis zu stützen, weswegen es immer wieder auf Förderkürzungen pocht. Für den Monat Juli hat das Land deswegen eine zusätzliche einseitige Kürzung seiner Produktion um eine Million Barrel pro Tag angekündigt. Die Maßnahme kann auch verlängert werden.
Wie wirkt sich das auf den Ölpreis aus?
Anders als im April, als die OPEC+ zuletzt Förderkürzungen ankündigte, blieben Marktsprünge in Folge der Entscheidung aus. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent stieg leicht an, bliebt aber unter 80 US-Dollar. Laut Beobachtern versucht Saudi Arabien einen Preis von mindestens 80 US-Dollar zu etablieren, um seine Staatsausgaben zu decken. Wenn Saudi Arabien seine Kürzungen aufrecht erhält, könnte der Ölpreis laut Marktbeobachtern der US-Bank Goldman Sachs bis Ende des Jahres um bis zu sechs Dollar steigen.
Warum dann das Aufsehen?
Öl ist gut speicherbar, deswegen kommt es nicht so schnell zu Knappheiten. Wenn die Produktion über längere Zeit niedriger ist als der Verbrauch, etwa weil Saudi Arabien die Kürzung beibehält, könnten die Preise nächstes Jahr aber wieder deutlich steigen und die Marke von 100 Dollar erreichen.
Denn der Spritpreis korreliert nicht ein zu eins mit den Kosten für den Rohstoff Öl. Auch Raffinerie- und Vertriebskosten, Steuern und Abgaben wirken sich deutlich aus. All diese Faktoren stabilisieren den Spritpreis.
Dass Diesel in Österreich derzeit billiger ist als Benzin liegt an der niedrigeren Besteuerung ("Dieselprivileg"). Wenn, wie im vergangenen Jahr, der reine Treibstoffpreis steigt und der Anteil der Abgaben am Gesamtpreis sinkt, ist Diesel der teurere Treibstoff.
Was bedeutet das für die Autofahrer?
Allgemein gesprochen führt ein höherer Ölpreis immer zu steigenden Spritpreisen, das Niveau ist derzeit aber vergleichsweise niedrig. Auch der prognostizierte Anstieg um sechs Dollar rechtfertigt keine großen Preissprünge an der Zapfsäule. Zum Vergleich: Als die Spritpreise im Frühling 2022 auf mehr als zwei Euro stiegen, betrug der Ölpreis bis zu 130 Dollar.
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