Warum in Österreich das Trinkwasser nicht ausgeht
Italienische Verhältnisse wird es in der österreichischen Wasserversorgung trotz Klimawandels auch langfristig nicht geben, sind sich heimische Experten einig. Punktuell kann es zwar zu Problemen kommen, aber das war auch in der Vergangenheit so.
Ein Grund sind die heimischen Berge, in denen es den meisten Niederschlag und damit die größte Grundwasserbildung gibt. Sogar bei den negativsten Szenarien des Klimawandels wird sich das nicht ändern. „Es wird nicht passieren, dass wir Sahara-Verhältnisse in Österreich bekommen“, sagt Roman Neunteufel, Wasserexperte von der Universität für Bodenkultur Wien (Boku).
Mehr Regen
„Ich traue mich zu sagen: Die Trinkwasserversorgung in Österreich ist sehr sicher“, erklärt auch Wolfgang Nöstlinger, Vizepräsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW).
Durch den Klimawandel werde es mitunter nicht weniger, sondern mehr regnen, da warme Luft mehr Wasser transportieren könne, erklärt Neunteufel. Allerdings werde der Regen seltener und heftiger kommen. Es könne zwar sein, dass die Böden das Wasser dann nicht so gut aufnehmen könnten und der Grundwasserpegel etwas sinken werde, die Trinkwasserversorgung sieht er in Österreich aber nicht gefährdet.
Rasche Erholung
Grundwasser, das in sogenannten Grundwasserkörpern im ganzen Land verteilt ist, sollte nachhaltig, also nicht über Maßen, genutzt werden. „Bevor einem aber das Trinkwasser ausgeht, kann man kurzfristig auch mehr entnehmen“, sagt Neunteufel. Wenn das nicht übertrieben werde, könne sich der Grundwasserkörper erholen.
Auch wenn es in Österreich trockene Gegenden gibt oder Menschen entsetzt vor einem ausgetrockneten Baggersee stehen oder auf den tiefen Wasserstand des Neusiedlersees schauen, ist das kein Grund zur Panik. Mancherorts kann es laut Neunteufel auch in Österreich zu Wasserverknappungen kommen, doch ist auch das nichts Neues.
Vor allem aber ist die Versorgung mit Trinkwasser nicht gefährdet. Oft würden sich etwa Haushalte oder kleine Gemeinden auf zu untiefe Brunnen oder zu kleine Quellen verlassen, die dann kurzfristig versiegen könnten. In der Regel kommt dann die Feuerwehr und liefert das Wasser.
Und schließlich werden permanent wasserarme Gegenden mit Wasser aus wasserreichen Gebieten versorgt. Wie etwa das Weinviertel, das über ein weitverzweigtes Netz an Wasserrohren aus dem Tullnerfeld mit dem kühlen Nass versorgt wird. „Solche Rohrnetze gibt es in ganz Österreich“, sagt Neunteufel.
Vorrang für Trinkwasser
Was es aber sehr wohl geben kann, sind lokale Ausfälle, sagt Wolfgang Nöstlinger vom ÖVGW. Bis 2050 könnte der Grundwasserspiegel im schlechtesten Fall, wenn gar nicht gehandelt wird, im Durchschnitt um 23 Prozent sinken. Das zeigt die Studie „Wasserschatz Österreichs“. Nöstlinger: „Im Burgenland sehen wir schon jetzt, dass sich der Grundwasserspiegel drastisch abgesenkt hat.“ Eine Situation, die sich langfristig auch in den wasserreichen Westen Österreichs verlagern könnte.
„Die Trockenphasen werden länger, die Hitzephasen mehr.“ Man könnte etwa bei Bewässerungssystemen ansetzen – und mehr Regenwasser verwenden. Auch für die Landwirtschaft seien häufig schon Regenwasserauffangbecken angedacht gewesen. „Das kostet Geld. Es gibt Fördermittel, aber sie wurden reduziert. Diese Mittel müssen erhalten oder im Idealfall erhöht werden“, sagt der ÖVGW-Vize.
Eine drängende Forderung der ÖVGW ist die Priorisierung der Nutzung von Wasser für Trinkwasserzwecke im Falle einer Krisensituation per Gesetz. Die gibt es bisher nicht. Außerdem wünscht sich Nöstlinger, dass die Wasserentnahme durch die Landwirtschaft gemessen wird. Die Industrie tue das, Trinkwasserversorger hätten Wasserzähler. Dann könnten die Behörden bei einem Nutzungskonflikt auch reagieren, so die Argumentation.
Wasser zu sparen sei für Nöstlinger auch in einer Situation wie jetzt, in der genug Trinkwasser vorhanden ist, wichtig. Etwa müssten Pools nicht jedes Jahr ausgelassen und neu befüllt werden.
Gute Versorgung
Eine der bemerkenswertesten Versorgungsleitungen sind die Wiener Hochquellenleitungen – die man heute aus Kostengründen wahrscheinlich nicht mehr so bauen würde, sagt Neunteufel. Eher würde man Donauwasser aufbereiten. Umso mehr sei die damalige Entscheidung, die aufwendige Leitung, die Bergquellwasser nach Wien bringt, zu schätzen.
Und diese werden Wien auch künftig gut versorgen: „Durch die beiden Hochquellenleitungen, mit denen wir im Regelfall ganz Wien versorgen, sind wir gut aufgestellt“, sagt Paul Hellmeier, Betriebsvorstand von Wiener Wasser. Für noch mehr Sicherheit würden zusätzliche Grundwasserwerke sorgen.
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