Der 78-jährige Deutsche, ein ehemaliger Stahl- und Versicherungsmanager, wird den Voest-Job allerdings noch bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres Ende März 2022 machen müssen. Bis dahin soll die Wahl Eders verschoben werden. In der Hoffnung, dass sich die Wellen dann beruhigt haben.
Wie man aus Aufsichtsratskreisen hört, steht Lemppenau nach wie vor hinter Eder. Ebenso wie der Rest des Aufsichtsrates, der derzeit jedoch etwas ratlos wirkt. Fragt sich, ob alle Aufsichtsräte ihre Zusagen auch 2022 noch einhalten. Konkret will sich niemand dazu äußern.
Die drei größten Aktionäre sind Oberbank (8 %), Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (13,5 %) und die Mitarbeiterstiftung mit 14 %. Der Betriebsrat hat sich bereits zu Eder bekannt. Oberbank-General Franz Gasselsberger meint dazu: „Ich halte Dr. Eder für sehr geeignet. Ob er zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates bestellt wird, ist Thema des Aufsichtsrates.“ Raiffeisen-Manager Heinrich Schaller verweist nur auf Lemppenau, der jedoch hüllt sich in Schweigen.
Vielleicht wollen die Beteiligten sicherheitshalber die Landtagswahl am 26.September abwarten. Die Voest ist zwar längst vollständig privatisiert, aber einige Aufsichtsräte haben natürlich Berührungsflächen mit der Politik.
Hohe Kosten
Seine Kritiker werfen Eder vor allem das Roheisenwerk Corpus Christi in Texas vor, dessen Kosten davonflogen. Sonderabschreibungen von 360 Millionen Euro verhagelten das Ergebnis.
Auf der anderen Seite steht nach 24 Jahren Vorstandstätigkeit eine beachtliche Erfolgsbilanz. Eder baute das Linzer Stahlunternehmen zu einem globalen Technologiekonzern aus, dessen Umsatz auf 13,6 Milliarden Euro verdreifacht wurde und der über die Jahre einen kumulierten operativen Gewinn von fast 22 Milliarden einfuhr.
Nachher ist man meist klüger, aber vermutlich wäre es geschickter gewesen, Eder wäre nicht sofort in den Aufsichtsrat gegangen. Die zweijährige Cooling-off-Periode wurde 2019 wenig elegant mit dem Votum der drei Kernaktionäre umschifft. Man wollte damals das Risiko nicht eingehen, dass Eder von anderen Unternehmen weggeschnappt worden wäre. Und schließlich kenne keiner die Voest so gut wie er, erinnert sich ein Aufsichtsrat. Man wollte sich Eders „Know-how und Know-who sichern“.
"Hervorragender Experte"
Ein Aufsichtsratsvorsitz hat noch einmal eine andere Qualität als ein einfaches Mandat. Was, wenn weitere Fehlentscheidungen aus Eders Management-Ära aufpoppen? Man habe keine Leichen im Keller, beteuert das Unternehmen dazu.
„Dass Eder sofort in den Aufsichtsrat ging, war damals bei der Hauptversammlung nicht unumstritten. Zwei Jahre Cooling-off-Phase sind internationaler Standard, um die gebotene Distanz zu haben“, meint dazu Josef Fritz Aufsichtsratsexperte von Board Search.
Jetzt allerdings, zwei Jahre später, sei der Vorsitz „durchaus in Ordnung. Die Vorteile überwiegen ganz klar die Nachteile“. Eder sei „ein hervorragender Experte und Manager“, von dem die Voest nur profitieren könne. Zu Texas sagt Fritz: „Es gibt keinen einzigen Top-Manager, der von zehn Entscheidungen alle richtig trifft“.
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