Preise fallen unter Niveau der Stromkostenbremse
„Die Situation an den Energiemärkten hat sich wieder einigermaßen beruhigt“, resümierte Wolfgang Urbantschitsch bei der Präsentation des Jahresberichts der Regulierungsbehörde E-Control am Donnerstag. Für die Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet dies fallende Preise, wenngleich diese insbesondere bei den Bestandskunden nur mit Verzögerung ankommen.
Am günstigsten sind derzeit sogenannte „Floater“, also Tarife, die monatlich mit den Großhandelspreisen schwanken. Die besten Angebote am Markt sind bereits wieder „einstellig“, Strom kostet dann also weniger als 10 Cent pro Kilowattstunde – und somit weniger als die Deckelung durch die Strompreisbremse. Allerdings tragen die Konsumentinnen und Konsumenten dabei das Risiko schwankender Großhandelspreise selbst.
Dass die Subvention den Wettbewerb behindern würde, ist laut E-Control nicht festzustellen. Dass die Deckelung mit Jahresmitte von 40 auf 25 Cent pro Kilowattstunde sinkt, ist nach Einschätzung von Urbantschitsch angemessen. Die meisten österreichischen Verbraucher hätten bereits Tarife, die unterhalb dieser Grenze liegen.
Verlorenes Vertrauen
Das „Vertrauen in die Energiemärkte und vor allem in die handelnden Unternehmen“ sei aber „noch lange nicht wieder hergestellt“, sagte Urbantschitsch. Die Unternehmen seien deswegen gefordert, ihre Kommunikation zu verbessern. „Die Parameter der Strom- und Gasrechnung sind oft schwer zu durchschauen“, viele Menschen würden deswegen nicht wissen, wie viel sie für Haushaltsenergie bezahlen.
Was auf einer Rechnung stehen muss, ist gesetzlich geregelt. Die Vielzahl der Informationen soll Transparenz gewährleisten, kann aber auch dazu führen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten überfordert sind. Dass auf den Rechnungen zusätzlich Strompreisbremse und etwaige Rabatte angeführt werden, kompliziert die Situation weiter. Hier könnten Apps, wie sie etwa von Banken genutzt werden, helfen, empfiehlt die E-Control.
Einen Fortschritt bei der Rechnungslegung sollte die Umstellung auf monatliche Abrechnung bringen, wie sie im neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) als Standard vorgesehen ist. Bei der E-Control hofft man, dass das Gesetz noch vor der heurigen Nationalratswahl mit der benötigten Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen wird.
Boom bei Photovoltaik-Ausbau
Gute Nachrichten präsentierte die E-Control hinsichtlich des Ökostrom-Ausbaus, insbesondere bei Photovoltaik. Der Zubau habe die durchschnittlich angepeilten Jahresziele überschritten, im gesamten Jahr 2023 sogar um das Doppelte“, sagte Co-Vorstand Alfons Haber. Bei den Netzanschlüssen gebe es zum Teil noch „Verbesserungspotenzial“. Dass Netzbetreiber die Einspeiseleistung zu Spitzenzeiten dauerhaft drosseln können, wie das die E-Wirtschaft fordert, findet Haber „grundsätzlich nachvollziehbar und sinnvoll“. Dadurch würden insgesamt nur wenige Prozent verloren gehen, während im Großteil des Jahres deutlich mehr Anlagen einspeisen könnten.
Gasversorgung
Weniger entspannt ist die Situation bei der Gasversorgung. „Es ist allen bekannt, dass die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass ab Jänner 2025 kein Gas mehr über die Ukraine und die Slowakei nach Österreich fließt“, sagte Urbantschitsch. Ob private Gashändler die ukrainischen Pipelinekapazitäten buchen, um das russische Gas durchzuleiten, sei noch nicht bekannt.
Der Staat habe „sehr starke Maßnahmen“ gesetzt, etwa mit der Schaffung einer strategischen Reserve, dem Gasdiversifizierungsgesetz und der Einspeichervorgabe. Nun seien die Energieversorger in der Pflicht, ihre Einkäufe breiter aufzustellen.
Kommentare