Langfristige Verträge
Ein Grund, warum die Endverbraucherpreise im internationalen Vergleich langsam sinken ist, dass die meisten Konsumenten langfristige Lieferverträge haben. „Im Fall steigender Preise trägt das Risiko dabei der Lieferant“, sagt Christian Zwittnig von der Branchenvertretung Oesterreichs Energie zum KURIER.
Dementsprechend haben die extremen Preisausschläge im Großhandel des Jahres 2022 bei den meisten Bestandskunden erst 2023 zu höheren Tarifen geführt. In Ländern, in denen sogenannte Float-Tarife üblich sind, die mit den Börsenpreisen schwanken, ist Strom da bereits wieder billiger geworden. Auch jetzt sind Floater wieder „deutlich günstiger“, sagt Zwittnig. „Hier tragen die Kundinnen und Kunden das Preisrisiko aber selbst.“
Unklare Regeln
In vielen Fällen waren Tarife an den Österreichischen Strompreisindex (ÖSPI) gekoppelt, der die Entwicklung im Großhandel abbildet. Die Anhebung erfolgte im Nachhinein. Im Zuge der massiven Preissprünge der vergangenen Jahre seien aber auch die Margen der Unternehmen mitgewachsen, kritisiert E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch.
Konsumentenschützer haben zahlreiche Prozesse wegen solcher Preiserhöhungen angestrengt. Eine Gesetzesnovelle von 2022 sollte die Situation eigentlich bereinigen, ist aber so undeutlich, dass nun vor Gericht über die Auslegung gestritten wird.
Fehlende Transparenz
Die Stromwirtschaft appelliert, seit Monaten an die Politik, klarere Regeln zu Preisänderungen zu setzen. Die rechtliche Unklarheit führt etwa dazu, dass mehrere Unternehmen lieber im großen Stil Änderungskündigungen verschicken, als Rechtsstreitigkeiten wegen einer Preiserhöhung zu riskieren.
Die Verbraucher müssen dann entweder dem neuen Vertrag zustimmen, oder sich einen anderen Lieferanten suchen. Wenn Unternehmen Preise senken, geschieht das oft über befristete Rabatte, die für die Kundinnen und Kunden mitunter schwer nachvollziehbar sind. Das erschwere die Preistransparenz weiter, weil „kein Mensch mehr weiß, was er für Strom und Gas zahlt“, kritisiert Urbantschitsch.
Hohe Marktkonzentration
Im internationalen Vergleich wechseln die Verbraucher in Österreich selten ihre Energielieferanten. Viele Landesenergieversorger haben einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent.
Die Dominanz bedeutet einen sehr eingeschränkten Wettbewerb. Denn wenn nur ein geringer Kunden-Anteil überhaupt einen Wechsel erwägt, ist der Druck ein besseres Angebot zu machen, gering.
Strompreisbremse
Ein weiterer Aspekt ist, dass viele Verbraucher die hohen Preise kaum spüren. Denn der Staat zahlt noch bis Mitte des Jahres bis zu 30 Cent pro Kilowattstunde dazu, danach bis Jahresende noch 15 Cent. Bis zu einem Verbrauch von 2.900 Kilowattstunden zahlen die Kundinnen und Kunden also auch dann nur 10 Cent, wenn der Energieversorger 25 verrechnet.
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