Bei den Haushaltskunden seien diese massive Ausschläge aber erst verzögert und geglättet angekommen. Im internationalen Vergleich zeige sich, dass die Anstiege in Österreich sogar relativ gering ausgefallen seien. Effektiv zeige die Studie, dass die Großhandelspreise von Mitte 2021 bis Jänner 2023 höher waren, als die Endverbraucherpreise.
Dass die Stromkonzerne teils trotzdem Rekordgewinne einfuhren erklärt sich daraus, dass sie ihren Strom zu Höchstpreisen im Großhandel verkauft haben. Ihre Vertriebsgesellschaften, die die Endkunden belieferten, waren dabei teilweise defizitär.
Alternative Anbieter "de dacto verschwunden"
In einem zentralen Ergebnis widerspricht die Studie einem Ergebnis der Regulierungsbehörde E-Control. Während die E-Control konstatierte, der Wettbewerb sei zwischenzeitlich zum Erliegen gekommen, finden e.venture bzw. Oesterreichs Energie keine solche Fehlfunktion des Marktes. Der Wettbewerb habe "auch in der kritischen Phasen funktioniert", sagte Schmidt.
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Das ist allerdings eine Anschauungsfrage: Wahr ist, es gab unterschiedlich hohe Preise und die Kunden wurden versorgt. Einen Preisdruck auf die marktbeherrschenden großen Versorger, gab es zwischenzeitlich aber nicht wirklich. Denn nach dem starken Anstieg der Großhandelspreise seien die alternativen Anbieter "de facto verschwunden", sagte Haslauer. Die Landesenergieversorger waren in Folge die billigsten.
Das liege an den unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Die großen Energieversorger würden langfristig Stom ein- und verkaufen, um Marktausschläge zu glätten, meint Haslauer. Die kleinere Anbieter hingegen gewinnen einen Wettbewerbsvorteil daraus, kurzfristiger und risikoreicher einkaufen. "Diese Modell funktioniert, solange die Preise stabil sind oder nach unten gehen", nicht aber, wenn sie stark steigen.
Rund 100.000 Kunden seien etwa aufgrund von Marktaustritten oder nach Änderungskündigungen nicht mehr beliefert worden, aufgenommen hätten diese dann zumeist die Landesenergieversorger.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Schmidt bei der Politik. Denn bei den rechtlichen Bedingungen, wie Tarife angeglichen werden dürfen, gebe es "eine wirklich unbefriedigende gesetzliche Situation". Derzeit seien mehr als 50 Verfahren anhängig und die bisherigen Urteile würden auch keine Klarheit bringen.
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Die Stromwirtschaft verlangt ein neues Gesetz, das die Regeln klarstellt. Auf dieser Basis soll dann auch die Kommunikation mit den Kundinnen und Kunden leichter möglich werden. Derzeit greifen viele Energieversorger zu Änderungskündigungen, wenn sie Tarife anheben wollen, weil sie das für die einzige rechtlich saubere Lösung halten.
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