Schaeffler verkauft Russland-Geschäft an Siegfried Wolf

PK LAND OBERÖSTERREICH "OBERÖSTERREICH SETZT AUF DIE 'MOBILITÄT DER ZUKUNFT' ­ STEYR ALS KOMPETENZREGION": WOLF
"Ich werde nichts machen, was nicht im Einklang mit den Sanktionsvorschriften ist", sagt Wolf zum KURIER.

Das Russland-Geschäft des Herzogenauracher Auto- und Industriezulieferers Schaeffler soll einem Medienbericht zufolge an den österreichischen Unternehmern Siegfried Wolf gehen. Der „Spiegel“ berichtete am Freitag, der Vertrag sei im Dezember unterzeichnet worden, russische Genehmigungen stünden noch aus.

Das Konstrukt sehe vor, dass die Anteile zunächst an die russische Firma PromAvtoKonsalt gehen sollen und anschließend an Wolf, der im Aufsichtsrat von Schaeffler sitzt, weitergereicht würden. Der PromAvtoKonsalt-Geschäftsführer Roman Vovk habe Mitte Januar um Erlaubnis für das Geschäft bei dem Wirtschaftsberater des russischen Präsidenten Wladimir Putin gebeten.

Dabei habe er damit geworben, dass die Schaeffler-Teile in Fahrzeugen der GAZ-Gruppe zum Einsatz kommen könnten, auch in Modellen, die vom Militär für den Transport von Truppen und schwerem Gerät eingesetzt würden. Schaeffler bestätigte dem „Spiegel“, dass ein Vertrag mit PromAvtoKonsalt unterzeichnet worden sei.

Am Freitag war das Unternehmen zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Das Geschäft ruft dem „Spiegel“ zufolge zudem die ukrainischen Anti‐Korruptionsbehörde auf den Plan.

Wolf steht nach „Spiegel“-Angaben dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska nahe, gegen den die USA und die Europäische Union Sanktionen verhängt haben.

Wolf und Deripaska äußerten sich dem Magazin gegenüber nicht zum Verkauf des Schaeffler‐Geschäfts.

Keine operative Funktion in Russland

Siegfried Wolf teilt in einer schriftlichen Stellungnahme dem KURIER mit, dass er den aktuellen Russland-Ukraine-Krieg aufs Schärfste verurteilt und er hofft sehr, dass dieses damit verbundene sinnlose Blutvergießen so rasch wie möglich beendet wird." Wolfs selbst sagt, "er unterstütze das Regime nicht". "Es ist beschämend, dass man tausende Leute weiter in den Krieg ziehen lässt", sagt Wolf zum KURIER. Es sollten sich endlich die Diplomaten entsprechende (Frieden-)Gespräche führen, dafür seien sie ja da.

Der Schaeffler-Deal

"Die Geschichte mit Schaeffler ist im Anfangsstadium, da gibt es noch keine direkte Involvolvierung", sagt Wolfs Sprecher Josef Kalina zum KURIER. "Es gibt Gespräche, aber mehr kann man nicht sagen. Die in Frage kommende Transaktion, die im Spiegel beschrieben wird, wird offensichtlich diskutiert, wie weit die ist, entzieht sich meiner Kenntnis."

"Ich werde nichts machen, was nicht im Einklang mit den Sanktionsvorschriften ist", sagt Wolf selbst zum KURIER. "Es ist in Prüfung, ob alle Vorschriften eingehalten werden und wenn die Ergebnisse da sind, werden wir entscheiden."

Wolf habe sich geschäftlich längst aus sämtlichen früheren operativen Tätigkeiten in Russland zurückgezogen. "Was die angesprochenen ehemaligen Funktionen von Siegfried Wolf innerhalb der russischen GAZ Group betrifft, so ist festzuhalten, dass Wolf seine operative Funktion als „Chairman of the Board“  bereits im Februar 2019 beendet und im vergangenen Jahr dann auch sein Aufsichtsratsmandat zurückgelegt hat", heißt es in der Stellungnahme. "Soweit dies Siegfried Wolf bekannt ist, besitzt mittlerweile auch Oleg Deripaska keine Unternehmensanteile mehr an der GAZ Group, sondern soll dieser seine Anteile an die mehr als fleißigen 40.000 Mitarbeiter des Unternehmens, welche allesamt nichts für diesen furchtbaren Krieg können, übergeben haben. In seiner Rolle als Eigentümer war die Modernisierung des Unternehmens und damit der Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen in der Gruppe eines der vordringlichen Anliegen von Herrn Wolf."

Rund zehn Prozent an GAZ Group

Siegfried Wolf halte aktuell mangels Verwertungsmöglichkeiten noch eine Minderheitsbeteiligung von rund zehn Prozent an der russischen GAZ Group, wobei ihm daraus seit Kriegsbeginn keinerlei Dividendenausschüttungen zugekommen sind.

Keine Rüstungsgüter

"Besonderen Wert legt Herr Wolf auf die Feststellung, dass er niemals an der Produktion von Rüstungsgütern beteiligt war oder in irgendeiner Art und Weise Geld damit verdient hat. Eine insoweit von österreichischen Medien im vergangenen Jahr wahrheitswidrig erhobene Behauptung wurde bereits vor einigen Monaten vor dem Handelsgericht Wien erfolgreich gerichtlich bekämpft und musste in weiterer Folge öffentlich als unwahr widerrufen werden", heißt es weiter. "Siegfried Wolf, der bisher alle von ihm im vergangenen Jahr gegen kreditschädigende Medienberichte eingeleitete Gerichtsverfahren gewonnen hat, wird auch in Hinkunft entschlossen gegen jede rechtswidrige Schädigung seines langjährig verdienten wirtschaftlichen Rufes vorgehen."  

Insgesamt sei "klarstellend festzuhalten, dass Siegfried Wolf in keinster Weise mit Personen oder Unternehmen, welche von internationalen Sanktionen betroffen sind, geschäftlich zusammenarbeitet. Er betont ausrücklich, dass er dies auch in Zukunft so halten wird".

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