Sanierungsverfahren: Zerfleischt Zielpunkt-Pleite Schirnhofer?

Weitere Pleite im Reich des steirischen Fleischers Karl Schirnhofer
Auch beim steirischen Unternehmen geht es um die Wurst. Laut Gewerkschaft wird Sanierungsverfahren angestrebt.

Der Bankrott der Lebensmittelhandelskette Zielpunkt (2700 Mitarbeiter, 229 Filialen) dürfte auch dem steirischen Fleischerei-Unternehmen Schirnhofer mit Sitz in Kaindorf bei Hartberg massiv zusetzen. Der steirische Familienbetrieb soll mittlerweile selbst ein Problemfall sein und an einem Sanierungsplan tüfteln.

Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung?

"Wir haben in Erfahrung gebracht, dass ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung angestrebt wird", sagt Hubert Holzapfel, Landessekretär der Gewerkschaft ProGE in der Steiermark, im Gespräch mit dem KURIER. "Ob das überhaupt möglich ist, wissen wir noch nicht." Am Freitag soll Firmenchef Karl Schirnhofer noch Verhandlungen in Wien geführt haben – ob mit einer Bank oder einem Investor, ist unklar. Dem Vernehmen nach steht ihm aber schon seit Längerem ein Unternehmensberater zur Seite.

Der Strategiewechsel

Der eingefleischte Steirer Schirnhofer war einer der langjährigen und wichtigsten Lieferanten der Diskont-Kette mit dem orange-blauen Logo. Seit 1997 betrieb er in Zielpunkt-Filialen ein Shop-in-Shop-System. Zu besten Zeiten standen 1200 Schirnhofer-Mitarbeiter hinter den Fleischtheken in 254 Zielpunkt-Märkten. Mit der Zeit wurden diese aber deutlich weniger. Schließlich waren es nur noch 60 Zielpunkt-Läden, in denen Schirnhofer-Mitarbeiter Fleisch und Wurst aufschnitten. Eigentlich sollte diese Kooperation aber erst im Jahr 2015 auslaufen.

Doch schon mit der Zielpunkt-Übernahme durch die Pfeiffer-Gruppe (2014) wurde mit der Wiedereingliederung der Feinkost-Abteilungen begonnen. Laut Creditreform wanderten (bis Februar 2015) mehr als 500 Schirnhofer-Mitarbeiter auf die Gehaltsliste der Handelskette.

Umfassende Belieferung

"Im Gegenzug wurde mit der Pfeiffer-Gruppe eine langfristige Zusammenarbeit (...) durch eine umfassende Belieferung mit Markenartikeln fixiert", heißt es im Bilanz-Lagebericht des steirischen Familienbetriebs. Aus der geplanten "nachhaltigen wirtschaftlichen Partnerschaft" wurde nichts. Mit dem bevorstehenden Konkurs der Diskont-Kette löste sich diese Partnerschaft förmlich in Luft auf.

Ein Prozent Umsatzrendite

Im Geschäftsjahr 2013/’14 (Stichtag: 31. März) erwirtschaftete der Kaindorfer Konzern mit 878 Mitarbeitern etwa 155 Millionen Euro Umsatz. Bei Banken stand der Betrieb damals mit 25,5 Millionen Euro, bei Lieferanten mit 14,65 Millionen Euro in der Kreide. Die Umsatzrendite betrug magere ein Prozent. Indes wurde die Nettoverschuldung mit 247 Prozent ausgewiesen, dass ist ein Anstieg um 29 Prozent zum Geschäftsjahr 2012/2013. Der Bilanzverlust wird mit 1,92 Millionen Euro beziffert. Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftsätigkeit (EGT) war mit 295.000 Euro positiv.

Auf der Seite der Aktiva werden die Betriebsliegenschaften mit einem Buchwert in Höhe von 32,33 Millionen Euro ausgewiesen, die technischen Anlagen mit 10,54 Millionen Euro. Zahlen für das Geschäftsjahr 2014/15 liegen im Firmenbuchgericht noch nicht vor.

Drei Betriebe verkauft

Im April 2015 gab der bodenständige Unternehmer Schirnhofer seinen Schlachtbetrieb für Schweine in Großsteinbach (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) an die Steirerfleisch-Gruppe ab. Im vergangenen September verkaufte der Unternehmer zwei weitere Betriebe an die Villacher Fleischwerke Marcher: den Fleisch- und Wurstwarenproduzenten Aibler in Oberwaltersdorf, Niederösterreich, und den Fertiggerichte-Erzeuger Wilhelm Blasko Convenience in Bruck an der Mur. Beide Firmen beschäftigen laut Creditreform insgesamt 365 Mitarbeiter. Mit den Verkäufen halbierte sich der Schirnhofer-Umsatz nahezu.

Trotz zahlreicher Versuche war Firmenchef Karl Schirnhofer telefonisch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Das Firmennetzwerk

Die Schirnhofer Familien Unternehmen Holding GmbH ist die Dachgesellschaft der Kaindorfer Firmengruppe. Sie gehört zu hundert Prozent der Schirnhofer Beteiligungs GmbH. Die Holding hält laut Credireform und Firmenkompass Anteile an der Schirnhofer GmbH (75 Prozent), an der Schirnhofer Schlachthof GmbH (98 Prozent) und an der Schirnhofer Vermögensverwaltungs GmbH (100 Prozent). Die Schirnhofer GmbH hält 99 Prozent an der Weiss Fleischveredelung GmbH in Leoben, die laut Creditrefrom aber "ruhend gestellt" sein soll.

Die Teichalm-Sommeralm

Die Schirnhofer GmbH wiederum hält 60 Prozent der Anteile an der Almenlandregionsentwicklungs GmbH, je 20 Prozent halten der Tourismusverband Almenland Teichalm-Sommeralm und die Regionale Gemeinschaftsinitiative Almenland Teichalm-Sommeralm. Im Mittelpunkt steht die touristische Weiterentwicklung des regionalen Naturparks. Im Sommer weiden dort bis zu 3000 Almochsen, deren Premium-Rindfleisch unter der geschützten Marke Almo in den Handel gelangt.

Die Cleveland Privatstiftung

Indes gehört die Schirnhofer Fleischwarenproduktion Unternehmensberatung Gesellschaft m.b.H. zu 100 Prozent der Cleveland Privatstiftung, deren Stifter Karl Schirnhofer und Gottfrieda Kaiser sind. Im Stiftungsvorstand sitzen unter anderem die zwei Wiener Anwälte Schirnhofers.

Energie-Projekte

Der 54-jährige Fleischer Karl Schirnhofer ist auch geschäftsführender Alleingesellschafter der SCHIRNI Unternehmensbeteiligungs- und Holding GmbH, sie hält Beteiligungen an der Light Base Europe GmbH (100 Prozent) und an der Styrian Green Energy Energieerzeugungs- und Vermarktungs GmbH (100 Prozent).

Kommentare