"Jetzt sperrt sogar der Zielpunkt zu, der ZIELPUNKT"!

"Jetzt sperrt sogar der Zielpunkt zu, der ZIELPUNKT"!
Die Pleite der Supermarktkette ist Gesprächsthema Nummer eins bei Kunden. Mitarbeiterinnen hoffen bis zuletzt.

Donnerstag, 8.15 Uhr. Die kleine Zielpunkt-Filiale in Wien-Mariahilf ist gut besucht. Unter den etwa 25 Kunden gibt es nur ein Gesprächsthema. "Na, wenn jetzt sogar der Zielpunkt schon zusperren muss, der ZIELPUNKT!" Die ältere Dame hebt beschwörend die Hände, schüttelt immer noch den Kopf, während sie ihre Einkäufe ins Rollwagerl schlichtet.

"Smile" steht auf einem kleinen Button, den die Zielpunkt-Kassiererin ans orange-blaue Revers geheftet hat. Zum Lächeln ist ihr aber nicht. "Natürlich sind wir traurig, wir alle sind traurig." Es klingt, als wolle sie ihrer konsternierten Kundin Trost spenden. Sie ist, wie die Mehrzahl ihrer Kolleginnen, über 50.

"Was soll ich schon tun? Ich habe noch sieben Jahre zur Pension", sagt die langjährige Feinkost-Mitarbeiterin Helga E (Name geändert). "Ich bin immer Optimistin, ich werde einfach weiter arbeiten und hoffe, dass uns wer übernimmt." Sie erwartet allerdings, dass sich die Regale schon bald leeren werden. Das seien die "Sanktionen", die die Kunden demnächst merken würden.

"Bombe geplatzt"

Die Zielpunkt-Mitarbeiter wurden vom Pleiteantrag ebenso überrascht wie die Öffentlichkeit: "Die Bombe ist am Mittwochabend geplatzt." Abgezeichnet habe es sich aber schon länger: "Ich habe es gemerkt, weil immer mehr Feinkosttheken zugesperrt worden sind und mangels Personal nicht mehr betrieben werden konnten. Und Neueinstellungen durfte es nicht geben", sagt die Fachkraft, die davor schon jahrelang beim langjährigen Feinkost-Betreiber Schirnhofer angestellt war und dann so wie ihre Kollegen von Zielpunkt übernommen wurde. Dessen neuer Eigentümer Pfeiffer habe sich wohl mit diesen Personalkosten übernommen, vermutet sie.

Schirnhofer war über viele Jahre mit Feinkosttheken bei Zielpunkt eingemietet - zu Spitzenzeiten in 254 Filialen. Das war einmal eine echte Stärke von Zielpunkt. Vor etwa einem Jahr trennten sich die Wege. Und jetzt naht das endgültige Aus für die Supermarktkette. "Bitter ist halt nur, dass es so kurz vor Weihnachten ist", ruft sie noch hinterher.

Treuepunkte

"JETZT Treuepunkte sammeln und bis 24. 12. einlösen": Das steht, wie zum Hohn, auf dem Plakat am Ausgang. Zum Dank sollten treuen Kunden eigentlich Brettspiele winken, um bis zu 56 Prozent verbilligt. Die Zielpunkt-Mitarbeiter müssen hingegen bangen, ob sie überhaupt noch ihr November-Gehalt samt Weihnachtsgeld rechtzeitig vor dem Fest erhalten. Das müsste aus dem Insolvenzentgeltfonds fließen - und das könnte zeitlich knapp werden.

Shitstorm

In den sozialen Medien ist die Entrüstung groß. Vor allem die Art der (Nicht-) Ankündigung gegenüber den Mitarbeitern und der Zeitpunkt kurz vor Weihnachten sorgt für heftige Kritik.

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