Arbeitsstiftungen für Zielpunkt-Personal

Johannes Kopf, Chef des Arbeitsmarktservice Österreich: „Die Jugendarbeitslosigkeit ist die größte Bombe, auf der die EU sitzt“.
AMS-Chef Johannes Kopf sieht "schwierigere Situation als bei baumax". Schon 59.000 Arbeitslose im Handel

Die Schließung von Zielpunkt wird eine große Herausforderung für das Arbeitsmarktservice (AMS). "Es ist eine schwierigere Situation als bei baumax oder dayli", sagt AMS-Vorstand Johannes Kopf zum KURIER. Der Lebensmittelhandel befinde sich in einer Strukturbereinigung. Anders als bei der Baumarktkette, wo die meisten Standorte unmittelbar an den Mitbewerb übergingen, gebe es im Lebensmittelhandel jetzt schon Überkapazitäten.

Viele Filialen würden daher wohl nicht weitergeführt werden, sind sich Experten einig. Dazu kommt: Der Personalbedarf in der gesamten Branche ist angesichts von Konsumflaute und zunehmender Online-Konkurrenz bei Weitem nicht mehr so groß wie noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosigkeit im Handel hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen. Ende Oktober waren knapp 50.000 Handelsangestellte und -arbeiter ohne Job. Das waren 4500 oder zehn Prozent mehr als im Oktober vor einem Jahr. Inklusive Schulungsteilnehmer waren es sogar 59.000 Arbeitslose

Stiftungen

Für die betroffenen Zielpunkt-Mitarbeiter würden in mehreren Bundesländern Arbeitsstiftungen für etwaige Umschulungen bereitstehen, erläutert Kopf. Positiv sei, dass 85 Prozent der Verkäufer/innen zumindest eine mittlere Qualifikation aufweisen, nur 15 Prozent hätten maximal einen Pflichtschulabschluss. Für die mehr als 100 betroffenen Zielpunkt-Lehrlinge dürfte es eine Auffanglösung innerhalb der Branche geben. Das habe zumindest in der Vergangenheit immer funktioniert, meint Kopf.

Sozialplan

Noch ist unklar, ob es für die betroffenen Mitarbeiter einen Sozialplan geben wird. Für kommenden Dienstag, 1. Dezember, ist eine Betriebsversammlung mit weiteren Informationen geplant. Die Gewerkschaft und die Betriebsräte erwarten sich, dass es bis dahin konkrete Antworten bzw. Termine für Sozialplanverhandlungen gibt.

Die Österreichische Hoteliersvereinigung (ÖHV) wirbt indes bereits um das Zielpunkt-Personal: "In der Hotellerie gibt es Tausende offene Stellen", heißt es in einer Aussendung. Laut aktueller ÖHV-Branchenbefragung suchen 77 Prozent der Top-Hotels noch Mitarbeiter für die Wintersaison.

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