Rückzieher: Steirisches Kohlekraftwerk Mellach wird nicht hochgefahren

STEIERMARK: KOHLEKRAFTWERK MELLACH
Klimaministerin Gewessler: "Haben aktuell andere Prioriäten".

Es ist der Rückzug vom Rückzieher aus dem Ausstieg: Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat am Donnerstag im Zuge einer Tagung bekannt gegeben, dass das Kohlekraftwerk Mellach doch nicht reaktiviert werden soll.

"Der Plan war, es für diesen Winter in die Umsetzung zu bringen," sagte Gewessler. Dass sich das nicht ausgehen würde, hat Verbund-Chef Michael Strugl bereits im August mitgeteilt. Hintergrund der Verzögerung war, dass für die Inbetriebnahme über eine Notverordnung eine Zweidrittel-Mehrheit im Parlament notwendig gewesen wäre. Die SPÖ hat die Zustimmung aber verweigert bzw. an Bedingungen geknüpft, die die Regierung wiederum nicht mittragen wollte. Endgültig ausschließen will man das Comeback der Kohle im Klimaschutzministerium aber nicht, wenn eine Gas-Mangellage drohe – derzeit habe das Projekt aber „keine Priorität“ heißt es auf Anfrage des KURIER.

Rückzieher: Steirisches Kohlekraftwerk Mellach wird nicht hochgefahren

Wir haben es dann Gott sei Dank durch andere Maßnahmen geschafft in einer Situation zu sein, wo wir sagen können, die Versorgungssicherheit ist gewährleistet.

von Leonore Gewessler, Klimaschutzministerin

Die Kohleverstromung wurde in Österreich 2020 beendet, das 1986 in Betrieb genommene Kraftwerk Mellach war das letzte seiner Art. Vergangenen Sommer hat die Regierung dann anlässlich der befürchteten Gas-Knappheit beschlossen, im Notfall auf die Kohle zurückgreifen zu wollen. Der Eigentümer Verbund wurde beauftragt, die Wieder-Inbetriebnahme zu prüfen. Das sei auch passiert, heißt es dort auf Anfrage des KURIER, aber ein konkreter Auftrag von der Politik, sei seitdem nicht erfolgt. Dementsprechend wurden auch keine weiteren Schritte eingeleitet.

Gas statt Kohle

Um den Standort wieder in Betrieb zu nehmen, müsste aber zunächst Personal gesucht werden. Der Umbau würde ein paar Monate dauern. Fraglich ist jedoch, welchen Beitrag das vergleichsweise alte Kraftwerk mit 246 Megawatt Leistung bringen soll. Zur Relation: Das 2012 eröffnete benachbarte Gaskraftwerk des Verbund bringt bis zu 800 Megawatt Leistung. Landesweit sind in Österreich Gaskraftwerke mit mehr als 4.000 Megawatt Leistung installiert. Insofern ist fraglich, was man sich von der Reaktivierung des Standorts erwartet hatte.

Gute Nachrichten kamen am Donnerstag vom österreichischen Gasnetzbetreiber Austrian Gas Grid Management (AGGM) sowie von der deutschen Bundesnetzagentur. Eine Gasmangellage sollte für diesen Winter ausbleiben.

In den heimischen Speichern lagern knapp 83 Terawattstunden (TWh) Gas. Das entspricht einem Füllstand von 86 Prozent. Grund sind die über weite Phasen des Herbstes und bisherigen Winters hohen Temperaturen. Auch waren die Speicher zu Beginn der heurigen Heizsaison  gut gefüllt.

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