Die Ukraine-Krise führt die österreichische Energieversorgung einen Schritt in die Vergangenheit: Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass die Kohleverstromung in Österreich im März 2020 beendet wurde.
So "endgültig", wie Klimaschutzministerin Leonore Gewessler den Schritt damals gesetzt haben wollte, wird er nun nicht. Das Verbund-Kraftwerk in Mellach soll im Notfall, also etwa im Falle eines Gaslieferstopps, wieder mit Kohle betrieben werden. Das sei „eine absolute Notmaßnahme“, heißt es aus dem Ministerium.
Wie lange dauert der Umbau?
Technisch seien die Umbauten "durchaus machbar", bestätigt eine Verbund-Sprecherin dem KURIER. Wie lange es dauert sei aus heutiger Sicht nicht abzusehen, es könne aber "einige Monate" dauern. Ob das Kraftwerk zum Beginn der Heizperiode bereits eingesetzt werden kann, ist demnach nicht klar.
Wo kommen die Mitarbeiter her?
Denn bei der Inbetriebnahme gebe es "zwei große Herausforderungen". Die erste ist, das fehlende Personal. Die Jobs hat es in den letzten Jahren in Österreich schlicht nicht gegeben. Der Verbund will nun prüfen, ob umgeschulte Mitarbeiter, die zuletzt im Kohlekraftwerk Mellach gearbeitet haben, wieder dort eingesetzt werden können. Auch wo der Brennstoff herkommt ist noch unklar.
Was kann das Kraftwerk leisten?
Im Kohlebetrieb hat das Kraftwerk Mellach eine maximale Leistung von 246 Megawatt. Zur Relation: Österreichweit sind Gaskraftwerke mit 4.350 Megawatt Leistung installiert. Alleine das zweite, 2012 in Betrieb genommene Gaskraftwerk des Verbund in Mellach bringt bis zu 800 Megawatt Leistung.
Wie viel kostet das?
Wie viel Geld die Reaktivierung als Kohlekraftwerk kostet, werde derzeit evaluiert, heißt es beim Verbund. Bezahlen wird dafür aber nicht das Unternehmen, sondern die öffentliche Hand. Wie die weiteren Kosten gedeckt werden, soll erst noch vereinbart werden. Eine relevante Kostenersparnis gegenüber Strom aus Gas bringt Kohle laut Experten der Regulierungsbehörde E-Control übrigens nicht.
Könnte auch das Kraftwerk Dürnrohr reaktiviert werden?
Das 2019 stillgelegte Gemeinschaftskraftwerk von Verbund und EVN in Niederösterreich wird nicht reaktiviert, bestätigen beide Unternehmen dem KURIER. Das Kraftwerk „steht so nicht mehr zur Verfügung“, heißt es bei EVN. Man habe dort nicht nur kein Personal und keinen Brennstoff mehr, sondern auch keine Betriebsbewilligung. Mit der alten Technologie um eine neue ansuchen, sei aussichtslos. Zudem seien Teile der Rauchgasreinigung bereits abgebaut und verkauft.
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