Verbund-Chef: Mellach frühestens im April in Betrieb
Das stillgelegte Kohlekraftwerk Mellach könne nach derzeitigem Stand erst frühestens im April 2023, also nach der Heizsaison, wieder den Betrieb aufnehmen, sagte Verbund-Chef Michael Strugl im Journal zu Gast auf Ö1. Als Grund für die Verzögerungen nannte er die fehlende Verordnung durch das Energieministerium. Wäre diese wie geplant diese Woche erlassen worden, "hätten wir Ende Jänner" beginnen können. "Jetzt gehe ich davon aus, dass wir durch die Verzögerungen bis in den April kommen werden, früher lässt sich das nicht machen", so Strugl weiter.
Die technische Umrüstung von Mellach dauere 5 Monate, dazu komme die Rekrutierung von Personal und der Bezug von Kohle mit Spezialwaggons. Das Problem: Es gibt bestimmte Fristen für die Kohlelieferungen, die aufgrund der Verzögerung jetzt wieder ausgelaufen seien. Daher "werden wir nicht mehr das erste Quartal schaffen". Es sei eine Entscheidung der Regierung, nicht des Unternehmens gewesen, Mellach wieder hochzufahren, betonte Strugl.
Bezüglich der politischen Uneinigkeit in Sachen Bekämpfung der Energiekrise meinte der Verbund-Chef: "Es wäre wichtig, dass es einen nationalen Schulterschluss gibt". Für die diskutierte Abschöpfung von Übergewinnen gäbe es "verfassungsrechtliche Grenzen". Die Gewinn würden zum Großteil in den Ausbau der Erneuerbaren Energie fließen.
Die von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr vorgeschlagene Stromrechnungsbremse wäre für den Verbund-Chef ein "vernünftiger Kompromiss". Die türkis-grüne Regierung will ihr Modell für eine Strompreisbremse in Kürze vorstellen. Es sei "richtig, einen Grundbedarf zu stützen und darüber hinaus den Markt wirken zu lassen", sagte Strugl. "Ich glaube schon, dass es notwendig ist, dass man die Leute hier nicht im Stich lässt". Die hohen Energiepreise seien "eine große Belastung" für viele Haushalte.
Preisdeckel allein zu wenig
Anders als in Deutschland wird in Österreich noch kaum übers Energiesparen gesprochen. Aber ohne Energiesparen werde es nicht gehen, warnt Strugl vor einer bloßen Deckelung des Strompreises. Nur ein Preisdeckel nütze nichts, weil damit nur der Preis niedrig gehalten werde, "aber wir müssen uns auch bei der Menge eine Regulierung überlegen". Ansonsten würden Stromknappheiten drohen.
Der Verbund-Chef verwies auf ein "Worst-Case-Szenario" für den Herbst, falls es zu einer völligen Unterbrechung der Gaslieferung komme. Auch deshalb, weil andere Faktoren wie die Trockenheit dazukommen und daher alternative Energiequellen nicht so rasch einspringen könnten. Schon jetzt könnten die Verbund-Kraftwerke um 15 Prozent weniger Strom produzieren als im Vorjahr. In Frankreich seien Atomkraftwerke zur Hälfte in Revision oder können nicht voll produzieren. "Hier kommt ein Sturm auf uns zu daher müssen wir auch über Stromsparen reden".
Grundsätzlich würden die Strompreise längerfristig hoch bleiben: "Ich glaube nicht, dass wir wieder ein Preisniveau wie vor der Krise sehen werden", so Strugl.
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