Puchers Geständnis: So viel Schwarzgeld floss an Mattersburger Kicker
Die jahrelangen Malversationen bei der Commerzialbank waren auch für den Fußballverein SV Mattersburg die finanzielle Lebensader. Aber es ist mehr Schwarzgeld aus der Bank an Spieler geflossen als bisher bekannt war.
Am 18. Jänner 2022 hat Ex-Mattersburg-Präsident Martin Pucher erneut bei den Soko-Ermittlern ausgesagt und sein ursprüngliches Geständnis ausgeweitet. Hatte er im März des Vorjahres noch eingeräumt, bis zu 410.000 Euro an insgesamt vier Fußballer und einen Trainer schwarz bezahlt zu haben, so sind es mittlerweile sieben Spieler (Namen der Redaktion bekannt), die Geld an der Steuer vorbei erhalten haben. Insgesamt geht um bis zu 790.000 Euro, die Pucher dafür aus der Bank illegal entnommen hatte.
Zur Erinnerung: Laut Aktenlage soll Ex-Banker Pucher zumindest 40 Millionen Euro aus der Bank abgezweigt und in den Bundesliga-Klub gepumpt haben.
Ungereimtheiten
„Ich möchte niemanden unnötig beschuldigen, aber ich möchte auch niemand schonen“, gab Pucher nun im Jänner zu Protokoll. Hatte er im Frühjahr 2021 behauptet, zwei bestimmten Spielern 30.000 bis 40.000 Euro Schwarzgeld zugesteckt zu haben, so sind es nach der neuerlichen Einvernahme in einem der beiden Fälle mittlerweile 110.000 bis 140.000 Euro und im zweiten Fall sogar 130.000 bis 180.000 Euro.
In letzterem Fall stießen die Beamten aber auf weitere Ungereimtheiten. In den Jahren 2007 bis 2014 wurden auf dem Girokonto dieses Spielers insgesamt 235.000 Euro an Bareinzahlungen und Eigenerläge festgestellt, heißt es im Akt. Doch der Spieler sagte zu den Ermittlern, „selbst niemals eine Bareinzahlung durchgeführt zu haben“. Auch Pucher hat keine Erklärung. Er habe dem Spieler das Extra-Geld immer „in Bar übergeben“.
„Ich habe das Geld niemals zur Einzahlung auf sein Konto gebracht“, sagte Pucher aus.
Wertpapierdepots
Kurios ist auch, dass auf den Namen dieses Spielers „ein Wertpapierdepot mit entsprechenden Bewegungen“ geführt wurde. „Obwohl der Spieler angibt, nicht einmal zu wissen, was Wertpapiere sind und demnach auch nie über solche verfügt hat“, halten die Ermittler fest.
Pucher hat diesmal eine Erklärung. „Es könnte sein, dass die Initiative von mir aus gegangen ist. Möglicherweise habe ich für den Spieler ein Wertpapierdepot ‚als Notgroschen‘ eröffnet“, räumte der Ex-Banker ein. Ob aber die ominösen Bareinzahlungen (235.000 Euro) mit Wertpapierankäufen in Zusammenhang standen, konnte Pucher nicht beantworten.
Treueprämie
Interessant ist außerdem, dass der Ex-Banker auch einem fünften Spieler 130.000 bis 140.000 Euro Schwarzgeld zukommen ließ, darunter 30.000 bis 40.000 Euro als Treuprämie, weil der Stammspieler den Klub nicht wechselte.
Auffällig ist dabei, dass auf das Konto des Spielers von 2007 bis 2020 insgesamt 563.135 Euro bar eingezahlt wurden. „Ich kann ausschließen, dass diese Barzahlungen von mir durchgeführt oder beauftragt wurden“, wehrte Pucher ab. Der Spieler habe Haus gebaut und „möglicherweise Förderungen, Zuschüsse seiner Familie oder Bauspardarlehen bekommen“.
Gold und Silber
Auch ein sechster Spieler soll 56.000 bis 80.000 Euro von Pucher bar erhalten haben, zum Teil für Wertpapierankäufe. Einen Zusammenhang mit den Wertpapierankäufen bestreitet Pucher jedoch.
Ebenfalls eine Treueprämie (30.000 bis 40.000 Euro) erhielt Spieler sieben. Der bekam weitere 10.000 Euro auf die Hand für Wertpapierkäufe. Pucher empfahl seinen Spielern, vor allem in Gold- oder Silberaktien zu investieren.
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