Politik schnürt Personalpaket für Flughafen Wien
Andrea Hodoschek
24.06.24, 13:14Nach heftigem Hauen und Stechen zwischen der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich um die Flughafen-Vorstände, deren Verträge mit September 2025 auslaufen, herrscht nun wieder Frieden. Der Aufsichtsrat des börsennotierten Airports beschloss am Montag die Verlängerung der beiden amtierenden Vorstände.
Julian Jäger (52), SPÖ-nahe, wird um fünf Jahre verlängert. Sein ÖVP-Kollege Günther Ofner (67) um drei Jahre.
Formale Voraussetzung für die Wiederbestellung von Ofner war eine Änderung der Satzung (Verfassung) der Flughafen AG. Die Hauptversammlung beschloss Anfang Juni, die Altersgrenze von 65 Jahren für Vorstandsbestellungen zu streichen. Somit wurde der Weg für Ofner frei. Aufsichtsräte dagegen werden nach wie vor nur bis 70 verlängert.
Wien bis 2032 einzementiert
Teil des Personalpakets ist allerdings auch der Aufsichtsrat. Die beiden Großaktionäre Wien und NÖ mit je 20 Prozent haben ihre Anteile seit Langem syndiziert und stimmen sich miteinander ab. Bisher hatten die Bundesländer wechselweise für die fünfjährigen Funktionsperioden des Aufsichtsrates das Nominierungsrecht für den Vorsitzenden.
Derzeit leitet der ehemalige Rathaus-Manager Ewald Kirschner den Aufsichtsrat, Ex-Vorstand des Wohnbauträgers Gesiba. Das Mandat des 66-jährigen SPÖ-nahen Managers, seit 2011 im Aufsichtsrat, läuft noch bis zur Hauptversammlung im Frühjahr 2027.
Anschließend könnte Niederösterreich den Aufsichtsratsvorsitzenden bestellen, verzichtet aber zugunsten von Wien darauf. Womit das Rathaus bis 2032 den Vorsitz innehat hat, dann ist wieder NÖ dran.
Wie der KURIER berichtete, legten sich Wiens SPÖ-Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke sowie Bürgermeister Michael Ludwig gegen eine Verlängerung des als kritischer Manager bekannten Ofner quer. Daraufhin wollte NÖ die Zustimmung zu Jäger zurückziehen.
Inzwischen haben sich die Wogen geglättet. Ofner und Jäger sind ein kongeniales Vorstandsduo mit hervorragender Performance. Ofner ist für das Bauen zuständig, die Süd-Erweiterung des Terminals 3 ist mit 420 Millionen Euro das bisher zweitgrößte Bauvorhaben am Airport. Eine Nicht-Verlängerung wäre inhaltlich wohl kaum zu argumentieren.
Jäger und Ofner hätten das Unternehmen seit ihrem Antritt 2011 "zu einem der besten Flughäfen Europas entwickelt und nicht zuletzt auch erfolgreich durch die Covid-19-Krise geführt. Heute ist der Flughafen Wien wieder auf klarem Wachstumskurs, zahlreiche internationale Auszeichnungen belegen die hohe Servicequalität und mit seinem CO₂-neutralen Betrieb hat das Unternehmen wichtige Klimaschutz-Meilensteine gesetzt. Der Aktienkurs hat seit 2011 um mehr als 600 % zugelegt und der Börsenwert des Flughafen Wien liegt bei € 4,2 Mrd. Um diesen Erfolgskurs fortzusetzen und vor allem das Projekt Terminal-Süderweiterung zu realisieren, ist Kontinuität im Vorstand sehr wichtig. Daher ist die Wiederbestellung der seit 13 Jahren erfolgreich tätigen Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner die richtige Entscheidung“, kommentierte Aufsichtsratsvorsitzender Kirschner die einstimmige Entscheidung.
Nachfolge-Spekulationen
In Polit- und auch in Kapitalmarktkreisen wird schon eifrig über die Nachfolger von Ofner und Kirschner spekuliert. Als gesetzt für den Vorstand wird Jochen Danninger kolportiert, Klubobmann der ÖVP-Niederösterreich. Der ehemalige Bereichsleiter der Hypo NÖ und Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur ecoplus war Staatssekretär im Finanzministerium unter Michael Spindelegger.
Auf den Aufsichtsratsvorsitz wird Hanke selbst Interesse nachgesagt.
Das ist alles freilich Sterndeuterei. Gut möglich, dass Danninger nach der Nationalratswahl Finanzminister wird, sollte Magnus Brunner als Kommissar nach Brüssel wechseln. Und Hanke könnte im Herbst SPÖ-Vizekanzler sein.
Der größte Flughafen-Aktionär, die Airports Group Europe (43,4 Prozent, dahinter stehen australische Pensionsfonds), will keinen eigenen Vorstand nominieren. Legt aber auf eines nachdrücklich Wert: Es dürfe keine parteipolitische Besetzungen mehr geben, Vorstandsjobs seien international über Headhunter auszuschreiben. Allerdings nicht über Zehnder Österreich, den Berater der Staatsholding ÖBAG, deren Aufsichtsratschef wiederum Ofner ist.
Man wolle, wird betont, nicht zurück in die Zeiten der glücklosen Polit-Vorstände Herbert Kaufmann (SPÖ, Ex-Arbeiterkammerdirektor) und Ernest Gabmann, Ex-ÖVP-Landesrat und Vize-Landeshauptmann zurück. Jäger und Ofner wurden zwar auch politisch paktiert, kommen aber beide aus dem Management.
Würstelstand
Kleines Detail am Rande. Jäger ist seit dem Vorjahr mit sechs Prozent an einem Würstelstand in der Spittelau beteiligt. Der Hintergrund ist familiär bedingt. Eine Genehmigung des Flughafens war nicht notwendig, der Würstelstand zählt als Geldanlage (was sich erst herausstellen wird) und nicht als Nebenbeschäftigung.
Kommentare