Je 20 Prozent der Airport-Aktien halten die miteinander syndizierten Länder Wien und Niederösterreich, größter Aktionär ist mit mehr als 43 Prozent die australische Airports Group Europe (Pensionsfonds), zehn Prozent gehören der Mitarbeiter-Stiftung.
Kritischer Ofner
Beide Vorstandsverträge laufen mit September 2025 aus, die Nachfolge sollte vom Aufsichtsrat tunlichst noch in diesem Jahr beschlossen werden. Was nach einer reinen Formsache aussah – Jäger gehört dem roten Lager an, Ofner der ÖVP – löste plötzlich Diskussionen aus. Denn die Wiener wollten Ofners Vertrag nicht verlängern. Wie man aus dem Rathaus hört, sollen SPÖ-Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke als auch Bürgermeister Michael Ludwig not amused sein, dass sich Ofner auch kritisch äußert. Kritik aber schätzt Hanke gar nicht, wie sich auch im Umgang mit Führungskräften im Wirtschaftsimperium der Stadt Wien zeigt.
Worauf Niederösterreich im Gegenzug angedroht haben soll, für diesen Fall der Verlängerung von Jäger nicht zuzustimmen. Ofner ist schließlich einer der einflussreichsten heimischen Top-Manager, er wurde als Trouble-Shooter zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Staatsholding ÖBAG bestellt und sitzt in den Aufsichtsräten der Hypo-Niederösterreich und des Eigentümer-Vereins der Vienna Insurance Group (VIG).
Satzungsänderung
Aktienrechtliche Voraussetzung für die Verlängerung von Ofner ist allerdings eine Änderung der Satzung (Verfassung) des Flughafens. Derzeit ist für Vorstandsbestellungen eine Altersgrenze von 65 Jahren festgeschrieben. Am Montag einigte sich der Aufsichtsrat dann und beschloss in einer außerordentlichen Sitzung, der Hauptversammlung am 5. Juni vorzuschlagen, die Altersgrenze zu streichen.
Dafür braucht es aber die Zustimmung der Australier. Diese wollen sich noch nicht in die Karten schauen lassen und machen ihr Okay auf der Aktionärsversammlung von einem Gesamtpaket abhängig. Dazu muss man wissen, dass die Australier andere Vertreter im Aufsichtsrat haben als in der Hauptversammlung. Ihr Kompromissvorschlag war, dass Jäger auf fünf Jahre und Ofner nicht mehr um eine ganze Funktionsperiode verlängert wird. Doch das soll Ofner ohnehin nie vorgehabt haben.
Außerdem bestehen die Australier darauf, hört man, dass es am Flughafen künftig keine politischen Bestellungen mehr gibt.
Übers Pensionsalter hinaus
Immer mehr Großunternehmen lassen Vorstände und Aufsichtsräte übers Pensionsalter hinaus arbeiten. Auf ihrer letzten Hauptversammlung hatte auch die Erste Group die Altersgrenze für Vorstände (65) und Aufsichtsräte (74) gestrichen. Das Limit wurde auch von den Proxy Advisors (Stimmrechtsberater von Großaktionären) schon länger kritisiert.
Im Corporate Governance Index ist eine Altersgrenze ebenfalls nicht mehr vorgesehen. Diese sei nichts anderes als Altersdiskriminierung und widerspreche allen Diversity-Bemühungen, argumentieren Experten.
andrea.hodoschek@kurier.at
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