Dass Aufsichtsratschefin Brigitte Ederer, ehemalige Siemens-Vorständin und SPÖ-Politikerin, nochmals verlängert wird, gilt als ausgeschlossen. Wer hat gute Chancen auf die Nachfolge?
Im Eisenbahnwesen hat die FPÖ durchaus fachliche Expertise. Kickls Wirtschaftsverhandler Arnold Schiefer (siehe unten) war ÖBB-Aufsichtsratsvorsitzender und Finanzvorstand. Ex-Verkehrsministerin Monika Forstinger war einmal im Aufsichtsrat. Sollte Ex-Aufsichtsrätin Barbara Kolm keinen Ministerjob bekommen, gilt auch sie als Kandidatin. Genannt wird auch der blaue Sektionschef Andreas Reichhardt, derzeit Finanzministerium.
Wäre noch Kurt Weinberger, ÖVP-naher, längst dienender Kapitalvertreter und Vize-Aufsichtsratschef. Insider meinen aber, dass der erfahrene Top-Manager und Chef der international tätigen Hagelversicherung nicht als Einser zur Verfügung stehen dürfte. Der Vorsitz ist ein Fulltime-Job.
Der Wärmepumpen-Hersteller und Chef der Industriellenvereinigung NÖ, Karl Ochsner, saß unter Türkis-Blau auch im Aufsichtsrat, wurde aber von der grünen Klimaministerin Eleonore Gewessler hinaus gekippt
Die Nachfolge von Matthä muss der neue Aufsichtsrat bald regeln. Der SPÖ-nahe Matthä hat angekündigt, nicht verlängern zu wollen. Die FPÖ werde sich um ein gutes Auskommen mit den Belegschaftsvertretern bemühen, glauben Kenner der Verhältnisse. Es sei nicht anzunehmen, dass sich „Volkskanzler“ Kickl mit der kampflustigen Gewerkschaft vida unter Roman Hebenstreit anlegt. Gestreikt ist schnell.
Kommando-Aktion
Eine Personalie im ÖBB-Teilkonzern Personenverkehr AG sorgt jetzt schon für Aufregung. Dort werde offenbar versucht, in letzter Minute die SPÖ-nahe Managerin Karin Zipperer im Vorstand zu installieren, hört man. Top-Manager Heinz Freunschlag zieht sich aus persönlichen Gründen zurück, seine Nachfolge ist ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet am 25. Februar. Ende März soll die Bestellung erfolgen – durch den bestehenden Aufsichtsrat. Das ginge sich zeitlich noch aus.
Zipperer, derzeit im verbeamteten Verkehrsverbund VOR, gilt als Favoritin. Die SPÖ-nahe ehemalige Rathaus-Managerin wechselte 2017 von den Wiener Netzen überraschend zum Autobahnbetreiber Asfinag – die letzte rote Postenbesetzung der SPÖ-ÖVP-Koalition. Nach nur einem Jahr trat sie wegen Unstimmigkeiten im Vorstand zurück und ging zum VOR. Ob sie die ideale Managerin für den herausfordernden nen Personenverkehr mit seinen zahlreichen Problemen wäre, wird im Unternehmen kritisch gesehen.
Arnold Schiefer Finanzminister - oder lieber doch nicht?
In der Staatsholding ÖBAG und ihren milliardenschweren Beteiligungsunternehmen verfolgt man die Koalitionsverhandlungen gespannt. Vom Finanzminister hängt ab, wie es strategisch und personell weiter geht. Arnold Schiefer wird zwar als neuer Finanzminister gehandelt, doch es ist nicht sicher, ob der blaue Wirtschaftskapazunder tatsächlich in die Politik will. Schiefer habe es sich in Oberösterreich sehr komfortabel eingerichtet, hört man aus Parteikreisen.
Das würde die Chancen von Ex-Staatssekretär Hubert Fuchs verbessern, sollten die Blauen das Finanzressort schaffen.
Zweiter Vorstand für ÖBAG
Die Tage von Edith Hlawati als Allein-Vorständin dürften jedenfalls gezählt sein. Stark anzunehmen, dass die FPÖ diesmal einen zweiten Vorstand durchsetzt. Thomas Schmid, der mit Schiefer unter Türkis-Blau die ÖBAG verhandelte, konnte dies mit Hilfe von Sebastian Kurz verhindern. Verbund-Vorstand Achim Kaspar wird schon für die ÖBAG gehandelt. Doch der FPÖ-nahe Manager dürfte lieber im Verbund bleiben.
Im Juni endet das Mandat von Aufsichtsratsvorsitzendem und Flughafen-Vorstand Günther Ofner. Auch die Mandate von Michael Höllerer, Chef der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien sowie der Ex-Bankerin Susanne Höllinger, alle drei ÖVP-nahe, laufen aus.
Kann sein, dass Schiefer in den Aufsichtsrat geht. Die FPÖ ist wild entschlossen, Wirtschaftskompetenz zu zeigen. Es waren vor allem Industrielle und Unternehmer, die Druck auf die ÖVP machten, mit Kickl & Co zu verhandeln.
Die ÖBAG hat einige offene Baustellen. Die OMV verhandelt schon seit fast drei Jahren das milliardenschwere Joint-Venture mit dem Miteigentümer Adnoc (Abu Dhabi), um einen internationalen Chemie-Konzern zu formen. Der Vertrag von OMV-Chef Alfred Stern läuft 2026 aus.
Für die Casinos Austria steht die Neuvergabe der Konzessionen an, auch für Lotto und Online. Mit bisher noch nicht da gewesener internationaler Konkurrenz ist zu rechnen.
Bei der Telekom herrscht längst schon America Movil. Hlawati zeigte sich zuletzt bei der „Kitz Night“ von A1 Arm in Arm mit Telekom-CEO Alejandro Plater, dem Statthalter der Mexikaner.
andrea.hodoschk@kurier.at
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