Fakt ist: Jene 1.250 Mitarbeiter, die im Unternehmen bleiben, werden künftig auf bis zu 15 Prozent ihres Lohns verzichten müssen. Sie sollen aber eine Weiterbeschäftigungsprämie in Höhe von 10.000 Euro erhalten.
10.000 Euro Ausstiegsprämie erhalten jene Mitarbeiter, die aus dem Unternehmen ausscheiden. Für sie wird auch ein umfangreicher Sozialplan aufgelegt. Auch ein Alters-Teilzeit-Modell für altgediente Mitarbeiter soll ausgerollt werden.
Was hat Wolf mit dem Werk vor? Wolf ist Zehn-Prozent-Teilhaber des größten russischen Nutzfahrzeug-Bauers Gorkowski Awtomobilny Sawod (GAZ), der mehrheitlich zum Konzern Russian Machines des Oligarchen Oleg Deripaska gehört.
Der russische Traditionskonzern GAZ mit Sitz in Nischni Nowgorod produziert vor allem Transporter bis 3,5 Tonnen, in der Klasse des VW Crafter oder Mercedes Sprinter. GAZ erzeugt aber auch Kleinbusse und Elektrobusse. Die Fahrzeuge tragen die Bezeichnung „GAZelle next“ und „Vector next“. Unter der Bezeichnung „Sadko next“ werden Offroad-Lkw erzeugt.
Damit schließt sich der Kreis zu MAN Steyr.
Wolf will die Fahrzeugmarke „Steyr“, die er sich offenbar gesichert hat, wieder aufleben lassen und vor Ort zwei Modelle eines weltmarktfähigen Kleintransporters, kleinere Elektro-Busse und 10.000 bis 12.000 Lkw-Fahrerkabinen pro Jahr für GAZ produzieren. Diese modernen europäischen Fahrerkabinen sollen die Lkw von GAZ aufwerten.
Indes will er die Fahrzeuge aus Steyr in 44 Länder exportieren. GAZ soll aber auch Komponenten nach Steyr liefern, und im Gegenzug sollen die Oberösterreicher GAZ mit Bauteilen versorgen. Außerdem soll in Steyr künftig die Kompetenz für Elektro-Lkw, Wasserstoff-Fahrzeuge und autonomes Fahren ausgebaut werden.
Zugleich will der Investor die moderne Kunststoff-Lackiererei in Steyr, die erst 2019 ihren Vollbetrieb aufgenommen hat, so lange es geht für MAN weiterbetreiben. In der Lackiererei werden 150 Mitarbeiter beschäftigt. Und bis Ende 2022 will Wolf weiterhin Lastwagen für MAN in Steyr produzieren.
Während Siegfried Wolf versichert, dass er den Deal allein durchzieht und Alleineigentümer wird, vermuten Branchenkenner, dass der russische Oligarch und Wolf-Partner Deripaska am Ende seine Finger im Spiel haben könnte. Nur die US-Sanktionen hindern Deripaska derzeit daran, offiziell an dem Deal teilzuhaben.
Sollte sich aber die politische Lage ändern, ist nicht ausgeschlossen, dass sich Deripaska an dem Projekt offiziell beteiligt. Siegfried Wolf will aber zumindest eine Sperrminorität von 25,1 Prozent in den nächsten Jahren halten.
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