Sorge wegen Stillstands: 445.000 in Quarantäne, Personal wird knapp
Die Omikron-Welle fegt über die Wirtschaft und sorgt für immer mehr Personal-Ausfälle. 445.000 Personen befinden sich aktuell mit Absonderungsbescheid in Quarantäne, etliche davon fallen daher im Job aus. Da und dort müssen bereits Leistungen reduziert werden, von einer Notsituation speziell bei der versorgungskritischen Infrastruktur ist man aber (noch) weit entfernt, wie ein Rundruf des KURIER in einzelnen Branchen ergab:
1. Produktion
"Wir sind in der Produktion am Anschlag", berichtet Alfred Berger, Chef der Molkerei NÖM. In den vergangenen Wochen seien immer mehr Produktionsmitarbeiter ausgefallen, freitesten nach fünf Tagen aufgrund der CT-Werte unmöglich. Zunächst waren es fünf Ausfälle, dann 10, 20 und aktuell um die 60 Beschäftigte gleichzeitig. Bei 470 Mitarbeitern in der Produktion keine Kleinigkeit. "Wir fahren jetzt nicht mehr 8- sondern 12-Stunden Schichten." Sprich, die Belegschaft macht Überstunden. Der Nachschub sei damit aber gesichert, versichert Berger.
Probleme, die Schichten zu besetzen, haben auch viele andere Betriebe, bestätigt Andreas Mörk, Geschäftsführer der Industrie-Sparte in der Wirtschaftskammer (WKO). Regional sind vor allem Unternehmen in Salzburg, Teilen Oberösterreichs sowie in Tirol betroffen. Am stärksten würden, so Mörk, Unternehmen in der Holzindustrie darunter leiden, vor allem Ski–Erzeuger, Plattenhersteller und Sägewerke. "Einige Betriebe stehen schon am Anschlag und können die Schichten nicht ausreichend besetzen", berichtet Mörk.
2. Lebensmittelhandel
Bei der Rewe-Austria-Group (Billa, Billa Plus, Bipa, Penny) ist die Situation noch nicht dramatisch. "Rund zwei Prozent der Belegschaft sind aktuell in Krankenstand oder in Quarantäne – nicht nur wegen Omikron sondern insgesamt", sagt Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher. Probleme in den Filialen oder die Logistik aufrecht zu erhalten, gebe es also nicht. Ähnliches ist vom größten Konkurrenten Spar zu hören. "Es gibt keine Dramatik", sagt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Die Krankenstände würden sich in einem sehr niedrigen einstelligen Prozentbereich abspielen, für den Notfall sei man dennoch unter anderem mit Notfallteams gerüstet, die im Fall der Fälle einspringen können.
Aus der Lebensmittelindustrie ist zu hören, dass es an manchen Produktionsbändern zu Personalengpässen aufgrund vermehrter Krankenstände gekommen ist. Sprich, mitunter mussten Kollegen einspringen. Die Versorgung sei allerdings gesichert.
3. Energieversorger
Entwarnung gibt es auch bei den heimischen Energieversorgern. Sie gehören zur kritischen Infrastruktur und daher gibt es strenge Vorgaben für diesen Sektor. Dementsprechend haben die Unternehmen schon zu Beginn der Pandemie Notfallpläne erarbeitet, um den Betrieb sicherzustellen. Dazu gehören etwa Homeoffice, wo das möglich ist, und Maßnahmen zur Kontaktvermeidung wie die Arbeit in getrennten Teams.
Österreichs größter Stromkonzern Verbund hat ein innerbetriebliches Meldesystem aufgebaut. Die Inzidenzen im Unternehmen sind derzeit höher als bei vorangegangenen Corona-Wellen, aber niedriger als im österreichischen Durchschnitt. Für den Fall, dass sich die Situation verschärft, soll Schlüsselpersonal isoliert werden.
Bei der Wien Energie hat man diesen Schritt bereits gesetzt: Seit 7. Jänner sind 50 Mitarbeiter an vier Standorten von der Außenwelt isoliert. Sie sollen die Versorgung im Schichtbetrieb gewährleisten. Im Unternehmen liegt der Anteil aktiver Corona-Fälle bei ein bis zwei Prozent. Die Durchimpfungsquote beträgt gut 90 Prozent. Auch bei der EVN ist man stolz auf die hohe Impfquote. "Wir merken einen Anstieg, jedoch ist alles im Rahmen. Clusterbildungen im Unternehmen konnten bis dato vermieden werden."
4. Verkehrsbetriebe
Probleme macht Omikron bereits bei den Wiener Linien. Beim städtischen Verkehrsbetrieb verzeichnet man derzeit einen "leichten Anstieg" von Krankenständen. Betroffen sind offenbar vor allem die Straßenbahn-Fahrer: Bereits diese Woche kam es wegen vieler Krankenstände zu Verspätungen auf diversen Linien. Nun reagiert das Unternehmen und zieht auf acht Straßenbahn-Linien den Ferienfahrplan für die nahenden Semesterferien vor. Statt ab 7. Februar gilt er bereits ab 31. Jänner.
Bei den ÖBB ist die Lage nach eigenen Angaben sehr volatil. "Wir beobachten das sehr genau, damit wir, sollte es zu gröberen Ausfällen kommen, entsprechend reagieren können", sagt ÖBB-Sprecherin Julia Krutzler. "Die Krankenstände sind höher als vor der Krise. Aktuell sind die Erkrankungs- und Absonderungsfälle aber noch überschaubar, es sind weniger als 0,5 Prozent der Mitarbeiter betroffen und wir können alles aufrechterhalten." Die ÖBB beschäftigen österreichweit 42.000 Mitarbeiter. Eine kritische Situation wegen Omikron gibt es auch am Flughafen Wien nicht. Durch die Pandemie hält sich das Flugaufkommen in Grenzen und es gibt noch bis Ende März Kurzarbeit.
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