"Zerfall der Euro-Zone gebannt"

Das "Horrorszenario" dürfte die EU laut dem Währungskommissar hinter sich gelassen haben.

Beim "Europäischen Semester" Ende Jänner, die im Europaparlament jährliche Budgetüberwachung in der EU, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn, die Gefahr eines Auseinanderbrechens der Eurozone sei gebannt, der "Grexit" – also ein Ausscheiden der Griechen aus der Währungsunion - sei "komplett von der Bühne verschwunden". In der neuen Ausgabe des profil bekräftigt Rehn: Das "Horrorszenario“, also der Zerfall der Euro-Zone, sei "gebannt", wenngleich es auch "noch einige Jahre" dauern würde, bis "die volkswirtschaftlichen Ungleichgewichte innerhalb Europas" – für Rehn einer der wichtigsten Auslöser der Krise - behoben wären. Allerdings mahnte der Währungskommissar ein, dass die Eurostaaten weiter an der Sanierung ihrer Haushalte arbeiten und strukturelle Reformen vorantreiben müssten.

Weniger optimistisch als Rehn, glauben drei Viertel der Österreicher nicht an eine endgültige Rettung des Euro. In einer vom Meinungsforschungsinstitut Karmasin Motivforschung durchgeführten Umfrage für das Magazin erklären 75 Prozent der Befragten, nicht daran zu glauben, dass der Euro durch den Rettungsschirm dauerhaft gerettet ist. Nur 17 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die europäische Währung gerettet ist. Acht Prozent wollten dazu nichts sagen.

Bankgeheimnis

Weiters kritisierte Rehn das Festhalten Österreichs am Bankgeheimnis. "Es ist wichtig, alles zu tun, um Steuerflucht und Geldwäsche einzudämmen. Das erwarten wir von jedem einzelnen Mitgliedsstaat", so Rehn gegenüber dem Nachrichtenmagazin. Österreich lehnt gemeinsam mit Luxemburg die Weitergabe von personalisierten Daten ausländischer Bankkunden ab.

Währungskrieg

Auf einen möglichen globalen Währungskrieg angesprochen, meinte Olli Rehn, ohne das Wort Währungskrieg selbst in den Mund zu nehmen: "Ich erkenne die Gefahr einer kompetitiven Abwertung. Wir haben erst kürzlich die Regierung Japans vor entsprechenden Schritten Richtung Abwertung des Yen gewarnt." Zugleich forderte er Reformen im Weltwährungssystem, "damit es nicht zu negativen Einflüssen auf den Welthandel kommt".

Ein überhöhter Euro-Wechselkurs berge Gefahren für die Eurozone: "Eine Anhebung des Euro-Wechselkurses wäre vor allem für die südlichen Euroländer sehr schädlich." "Deutschland, Österreich, Niederlande, Finnland könnten das noch verkraften. Aber die südlichen Länder würden Probleme bei ihren Exporten in andere Teile der Welt bekommen."

Seit Sommer 2012 wertete der Euro zu vielen Währungen deutlich auf, vor allem zum japanischen Yen, zum US-Dollar und zum britischen Pfund - auch infolge einer sehr lockeren Geldpolitik in den jeweiligen Ländern. In den vergangenen sechs Monaten legte der Euro zum US-Dollar und zum Pfund Sterling jeweils um rund zehn Prozent zu. Mit knapp 1,36 Dollar und 0,86 Pfund liegt er dabei aber auf dem Niveau von Ende 2011. Zum Yen summiert sich das Plus des vergangenen halben Jahres zwar auf 30 Prozent, von neuen Rekordhochs ist der Euro aber meilenweit entfernt. Mögliche Folge: Waren aus dem Euroraum verteuern sich in der Folge im außereuropäischen Ausland tendenziell, das könnte die konjunkturelle Erholung im Euroraum gefährden.

Europas oberster Währungshüter Mario Draghi kann der Aufwertung etwas Positives abgewinnen: "Die Aufwertung ist ein Zeichen der Rückkehr des Vertrauens in den Euro", betonte er am Donnerstag vergangene Woche.

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