Standort Österreich rutscht ab: „Nicht überbewerten“

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Nur noch Rang 26 unter 67 Ländern: Die hohe Inflation belastet. Die Stimmungslage ist schlechter als die Daten.

Österreich ist im internationalen Wettbewerbsranking der Schweizer Hochschule IMD weiter abgerutscht.  Und zwar gleich um zwei Plätze – von Rang 24 auf Rang 26 von 67 Nationen, wie das von Investoren viel beachtete Standort-Ranking 2024 ergab. 

Für die Reihung werden volkswirtschaftliche Statistiken und Umfragen unter Managern zu einer Reihe von Standortfaktoren herangezogen. Sie reichen vom Export über die Inflation und die Steuerbelastung bis hin zur Infrastruktur. In Österreich ist die Industriellenvereinigung (IV) Partner von IMD. 

Ernüchternde Auswertung

Die Länderauswertung für Östereich zeigt: Verbessert hat sich der heimische Standort lediglich bei der Infrastruktur, wo Österreich immerhin auf Rang 14 zu liegen kam. Einen Einbruch weist das  Ranking bei der wirtschaftlichen Performance aus, die sich gleich um 11 Plätze von Rang 22 auf Rang 33 verschlechterte. Bei der Steuerpolitik rangiert Österreich gar nur am 64. von 67 Plätzen. 

Auch bei der Offenheit für Veränderungen, etwa durch die digitale Transformation, und der Flexibilität neue Herausforderungen anzunehmen, stellt der Bericht dem heimischen Standort ein schlechtes Zeugnis aus. Österreich liegt im Bereich "Werte und Einstellungen" mit Rang 59  im internationalen Vergleich ebenfalls im hinteren Bereich. 

Gut schneidet das Land bei Gesundheit und Umwelt, im internationalen Handel, der  Stabilität und der Bildung ab. 

Hohe Inflation und hohe Steuern

Die größten Herausforderungen für den heimischen Standort sehen die Autoren aktuell in wirtschaftlichen Konflikten, die die Energiewende behindern sowie der mangelnden Angebotsvielfalt bei Gas.

Genannt werden auch die überdurchschnittlich hohe Inflationsrate, hohe Lohnsteuern und die mangelnde Ausbildung und Integration von Migrantenkindern durch die frühe Segregation im Bildungssystem. 

Singapur top, EU verliert

Spitzenreiter ist heuer Singapur, im Vorjahr noch vierter. Das Land glänzt  bei der staatlichen Effizienz und der Produktivität. Wie demokratisch das Land ist, spielte für die Reihung  keine Rolle.  So rangieren autokratische Länder wie Saudi-Arabien oder die Emirate deutlich vor Österreich, auch Israel  ist weiter vorne platziert. 

Generell ist  Europa zuletzt im Vergleich zu anderen Weltregionen, vor allem Ostasien, zurückgefallen.  Auch Deutschland verlor zwei Plätze  und liegt mit Rang 24   nur knapp vor Österreich.  

Singapur verdankt sein Aufrücken an die Spitze Verbesserungen bei allen Wettbewerbsfaktoren, besonders aber bei der staatlichen Effizienz und der Produktivität. 

Die Schweiz, die vom 3. auf den 2. Platz vorrückte, hat sich vor allem bei der wirtschaftlichen Performance und Effizienz verbessert. 

Dänemark, fiel vor allem wegen schwächelnder Entwicklung des Arbeitsmarktes und des Außenhandels vom 1. auf den dritten Rang zurück. 

Hauptgrund Inflation

„Hauptgrund für den Rückfall war die im Vergleich hohe Inflation, die sich auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirkt“, fasst WIFO-Ökonom Jürgen Janger zusammen. Wie andere Experten auch, relativiert er aber die Aussagekraft des Rankings, weil auch die Stimmungslage von Managern im Land „eingerechnet“ werde - und diese spiegle eher die tagesaktuellen  Politdebatte als die ökonomischen Daten wider.

„Die Antworten der Manager sind zu exzessiv pessimistisch“, so Janger. Er verweist auf die gute Platzierung bei der Arbeitsproduktivität (7. Stelle), trotz permanenter Klagen über Lohnkosten und Arbeitszeit. „Das Ranking sollte daher „nicht überbewertet“ werden.

IV-Generalsekretär Christoph Neumayer sieht das anders. Europa, wie auch Österreich, stehe an einem Wendepunkt, sagte er.  Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, mahnte Neumayer erneut  Lohnnebenkostensenkungen und eine Reform des Pensionssystems ein.

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