Industrie sieht noch keinen Silberstreif am Konjunkturhimmel

Industrie sieht noch keinen Silberstreif am Konjunkturhimmel
Produktion im Vorjahr um 14,2 Prozent gesunken. Ruf nach rascher Lohnnebenkostensenkung für mehr Wettbewerbsfähigkeit.

Die heimische Industrie schlägt angesichts sinkender Produktion, ausbleibender Aufträge und hoher Lohnstückkosten Alarm. "Wir stecken in der Rezession und werden auch länger darin bleiben", sagte Siegfried Menz, Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ), am Freitag bei einer Pressekonferenz. Licht am Ende des Tunnels sei noch nicht in Sicht. Die Industrievertreter forderten daher von der Politik bessere Rahmenbedingungen.

Industrieproduktion gesunken

Österreichs produzierender Bereich erwirtschaftete im Jahr 2023 nach vorläufigen Ergebnissen einen nominellen Produktionswert von 217,4 Mrd. Euro. Gegenüber dem Rekordjahr 2022 entspricht dies einem Rückgang von 14,2 Prozent. Klammert man die Fachverbände Mineralölindustrie sowie Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen aus, ergibt sich für die verbleibenden Fachverbände ein Produktionsrückgang von 2,8 Prozent. 

Besonders negativ sei die Entwicklung neben den Energiefachverbänden vor allem in der metalltechnischen Industrie, der Papier-, der Holz und Nicht-Eisenmetallindustrie sowie der chemischen Industrie gewesen, sagte WKÖ-Bundesspartengeschäftsführer Andreas Mörk.

Auftragseingänge zurückgegangen

Auch die Auftragslage bereitet den Industrievertretern Sorgen. Die Auftragseingänge sind im Jahr 2023 zurückgegangen, insbesondere aus dem Ausland. Im Vergleich zum Vorjahr gingen insgesamt um 6,7 Prozent weniger Aufträge ein, die Bestellungen aus dem Ausland verschlechterten sich um 9 Prozent. "Diese fehlenden Aufträge drücken auch die Produktion 2024 massiv", so Mörk.

Industrie sieht noch keinen Silberstreif am Konjunkturhimmel

Siegfried Menz, Obmann der Bundessparte Industrie der WKÖ

Beschäftigungszahlen stabil

In den Beschäftigungszahlen macht sich die Rezession in der Industrie allerdings noch kaum bemerkbar. Insgesamt waren im 2023 rund 473.000 Personen in der heimischen Industrie beschäftigt, was einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr entspricht. "Die Unternehmen versuchen ihre Fachkräfte trotz schwieriger Produktionssituation zu halten", erklärte Mörk. Die laufenden Lohnstückkosten und Arbeitskosten könnten aber bei stagnierender oder rückläufiger Produktion längerfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinflussen, gaben die Industrievertreter zu bedenken.

Für das laufende Jahr 2024 ist laut Umfrage unter den 16 Fachverbänden der WKÖ keine Besserung in Sicht. Demnach sind die Konjunktureinschätzungen der Unternehmerinnen und Unternehmer der heimischen Industrie für das laufende Jahr allesamt negativ oder maximal stagnierend. "Es ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen", resümieren die Industrievertreter.

Forderungspaket an die Regierung

Von der Politik fordern die Industrievertreter einmal mehr eine Verlängerung der Strompreiskompensation bis 2030, Versorgungssicherheit im Energiebereich - Stichwort Ukraine-Gas-Durchleitung - sowie mehr Mittel für Forschung und Entwicklung. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, will die WKO eine Lohnnebenkostensenkung um 5 Prozent auf deutsches Niveau, konkret durch die Finanzierung des Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) über den öffentlichen Haushalt und nicht mehr, wie bisher, ausschließlich durch Arbeitgeber-Beiträge. "Wir wollen nicht für Kosten aufkommen, die mit der Industrie nix zu tun haben", sagt Menz. 

Außerdem erneuerten sie ihre Forderung nach Bürokratieabbau durch die Reduktion von Informations- und Meldepflichten und durch die Optimierung behördlicher Prozesse.

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