Nach Commerzialbank-Pleite: Polizist trickste Einlagensicherung aus

Mit der Pleite der Commerzialbank Mattersburg ist für einen burgenländischen Polizisten eine Welt zusammengebrochen. Den Großteil seines Lebens hatte er gespart und auf Urlaube verzichtet. Er war äußerst sparsam bei seinen Ausgaben, denn der Kripobeamte wollte früher in Pension gehen und sein Leben genießen. Nach dem Zusammenbruch der Bank informierte ihn die Einlagensicherung, dass er 22.500 Euro, die auf zwei Girokonten lagen, zurückbekommen werde.
Überrascht war er indessen, dass die Einlagensicherung nichts von seinen 43 Losungswortsparbüchern mit einem Guthaben in Höhe von 610.000 Euro wusste. Der geschockte Sparer stellte nun Recherchen an. Diversen Medien entnahm er angeblich, dass jeder, der ein Sparbuch zur Bank bringt und das Losungswort nennt, das Geld ganz legal beheben kann. Eine solche Auskunft will er auch bei einer Hotline des Land Burgenland erhalten haben. Der Telefonberater soll dem Beamten mitgeteilt haben, dass er „die Bücher auch guten Freunden geben kann und dass er schon zu seinem Geld kommen wird“. Er war laut eigenen Angaben erleichtert. Die beiden Girokonten und sechs Sparbücher meldete er bei der Einlagensicherung an, die ihm 100.000 Euro rückerstattete.
Mitte Juli 2020 meldete sich angeblich sein ehemaliger langjähriger Kundenbetreuer von der Commerzialbank (Name der redaktion bekannt) bei ihm und meinte, dass er „bei der Einlösung der Losungswortsparbücher behilflich sein kann“. Der Ex-Banker offenbarte dem Polizisten, dass er und sein Bruder „da wen kennen, der wen kennt und die machen das schon mit dem Einlösen der Sparbücher. Das wird aber was kosten“. 25 Prozent wollte der Ex-Banker einstreifen, sein Bruder nur 20 Prozent.
Rund 317.000 Euro
Insgesamt 21 Losungswortsparbücher mit einem Guthaben in Höhe von 317.020 Euro gab der dem früheren Bankmitarbeiter. 15 löste der Ex-Banker ein, sechs sein Bruder. Die restlichen Sparbücher behielt er. Einige Tage später meldete sich der Ex-Banker bei dem Polizisten und übergab ihm insgesamt 242.376 Euro. Die üppige Provision von rund 74.645 Euro hatten sich der Ex-Banker und sein Bruder schon abgezogen.
Im Frühjahr 2021 las der Polizist dann in Zeitungen, dass Anleger der Commerzialbank angeklagt wurden, weil sie Losungswort-Sparbücher an Familienangehörige zur Einlösung weitergegeben hatten. Die Weitergabe der Sparbücher an Dritte erfüllt den Tatbestand des Betruges.
„Das beunruhigte ihn sehr, da er bisher davon ausgegangen war, dass er sich rechtskonform verhalten habe. Die Besorgnis, dass er angeklagt werden könnte, nahm zu“, schreibt sein Anwalt in einer Selbstanzeige vom 11. Mai 2022. Unmittelbar vor der Selbstanzeige zahlte der Beamte als Schadenswiedergutmachung 317.000 Euro auf das Konto der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ein. Er hofft wegen tätiger Reue auf Straffreiheit. Den Ex-Banker und seinen Bruder wird die Anklagebehörde ins Visier nehmen.
Kommentare