In das Ermittlungsverfahren rund um die Malversationen bei der Commerzialbank Mattersburg kommt erneut Bewegung. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat die Riege der Beschuldigten ausgeweitet. Neu auf der Liste sind der Landwirt Josef Giefing, früher Aufsichtsratsvorsitzender der Skandalbank und und der Gastwirt Wilhelm Grafl, sein ehemaliger Stellvertreter. Beide saßen auch im wichtigen Kreditausschuss der Commerzialbank.
„Aufgrund der vorliegenden Beweisergebnisse“ sollen sie „Mittäter“ der ehemaligen Bankvorstände Martin Pucher und Franziska Klikovits sein. Konkret wird ihnen vorgeworfen, bei der Vergabe „von wirtschaftlich nicht vertretbaren und nicht hinreichend besicherten Krediten“ in einem Gesamtausmaß von mehreren Millionen Euro mitgewirkt zu haben. Dabei dürfte die Bank in zweistelliger Millionenhöhe geschädigt worden sein.
Nutznießer dieser Kreditvergaben waren angeschlagene Unternehmen, darunter der Zimmerei-Betrieb Zimmermann plus eine Schwesterfirma, der Fassadenbauer Stangl, die Tischlerei A., die Möbelwerkstätte Aleca, der bankeigene Gastronomiebetrieb Florianihof und das Waren-Handelsfirma Schappelwein. Angeblicher Tatzeitraum: „Von spätestens 2013 bis 2020“.
Detail am Rande: Den Eintritt der Zahlungsunfähigkeit bei der Zimmermann GmbH hat der gerichtlich beeidete Sachverständige Karl Hengstberger mit Ende Dezember 2002 (!) festgestellt.
Im Kreditausschuss und Aufsichtsrat der Commerzialbank dürften die vom Vorstand vorgeschlagenen Kredite nur abgenickt worden sein. „Wir haben ständig über gewisse Problemfirmen oder Kredite gesprochen. Aber es wurde alles von Herrn Pucher besprochen und wir haben das für gut befunden“, sagte der frühere Aufsichtsratschef Giefing vor dem U-Ausschuss des Burgenländischen Landtags. Er bestreitet die Vorwürfe.
„Mein Mandant kann für sich ausschließen, als Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzialbank jemals strafbare Handlungen gesetzt oder auch nur geduldet zu haben“, sagt Anwalt Oliver Scherbaum, der Josef Giefing vertritt, zum KURIER. „Zu keinem anderen Ergebnis wird auch die WKStA am Ende ihrer Ermittlungen kommen.“
Grafls Anwalt Christoph Leitgeb sagt zum KURIER: „Die Vorwürfe werden zurückgewiesen, es wird sich herausstellen, dass diese unbegründet sind.“
K. Möchel, D. Schreiber, T. Orovits
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