Der Dritte im Bunde war am Montagabend Equinor. Der staatlich kontrollierte norwegische Energiekonzern stoppt alle Investitionen in Russland und zieht sich aus sämtlichen Partnerschaften mit russischen Firmen zurück. Erst vergangenes Jahr hat Equinor 1,1 Mrd. Euro in Russland investiert. Am Dienstag erklärte der französische Energiekonzern Total, kein Geld in neue Projekte in Russland zu investieren. Zu seiner Beteiligung am Gasförderer Novatek äußerte sich Total nicht.
Am Mittwoch schlossen sich zwei weitere Konzerne dem Exodus an. US-Multi Exxon gab bekannt, sein Öl- und Gasfördergeschäft in Russland aufzugeben. Der italienische Energiekonzern Eni will seinen Anteil an der Blue-Stream-Gaspipeline, einem Gemeinschaftsprojekt mit Gazprom, verkaufen.
Politischer Druck
Alle sechs Unternehmen beschrieben ihre Entscheidung als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine. Equinor-Chef Anders Opedal erklärte, der Konzern sei „zutiefst erschüttert“, und Shell-Chef Ben van Beurden sprach von einer Entscheidung aus Überzeugung: "Wir können – und werden – nicht tatenlos zusehen."
In Frankreich kam die Ansage direkt aus der Politik. "Es gibt von nun an ein grundsätzliches Problem dabei, mit jeglicher Persönlichkeit aus Politik oder Wirtschaft zusammenzuarbeiten, die der russischen Macht nahe steht", sagte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire.
Politischer Druck dürfte auch für die Entscheidung bei BP ausschlaggebend gewesen sein. Das Russland-Engagement war zuletzt sehr lukrativ für den Konzern, die Ankündigung erfolgte nur zwei Tage nach einem Termin von Looney bei Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng.
Verpflichtet sind die Firmen dazu bisher nicht. Das wirtschaftliche Kalkül stellt sich vermutlich bei jedem Konzern anders dar. Mit dem Rückzug aus Russland verschwinden neben den Risiken etwa auch die CO2-Emissionen der Förderungen. Dadurch lassen sich Klimaziele zumindest auf dem Papier besser erreichen. Um mit fossilen Energieträgern zu handeln, muss man sie nicht selbst produzieren.
OMV "bewertet und analysiert"
Von ähnlich konkreten Schritten ist bei der österreichischen OMV bisher keine Rede. Auf Anfrage des KURIER heißt es, die Situation werde "kontinuierlich analysiert und bewertet". Die OMV ist mit knapp 25 Prozent an einem Gasfeld der Gazprom in Sibirien beteiligt und Finanzierungspartner der Pipeline Nord Stream 2. Auch im mit Russland verbündeten Kasachstan fördert der Konzern Öl und Gas. Zudem besteht seit 1968 ein Gas-Liefervertrag, der noch bis 2040 läuft.
Dem Vernehmen nach will der seit September 2021 neue Konzernchef Alfred Stern den Fokus weniger stark auf Russland legen. Die geplante Beteiligung an einem weiteren sibirischen Gasfeld soll gekippt werden (der KURIER berichtete).
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