"Große Sorge"
Austria-Vorstand Gerhard Krisch sagt gegenüber dem KURIER: „Mit der Gazprom haben wir ein aufrechtes Vertragsverhältnis und seit einigen Jahren ein sehr gutes Zusammenarbeitsmodell. Aber natürlich verfolgen auch wir die Entwicklungen rund um diesen Konflikt mit großer Sorge und wir hoffen, so wie jeder, auf eine friedliche Lösung. Nicht nur für die betroffenen Regionen und die dort lebenden Menschen, sondern für ganz Europa.“
Der Sponsor-Vertrag mit Gazprom wurde auf insgesamt rund 24 Millionen abgeschlossen und läuft noch bis 2023. Putins Gas-Riese sponsert für diesen hohen Betrag erstaunlicherweise nur die Jugendarbeit und wirbt nicht einmal auf den Dressen der Kampfmannschaft.
Die Austria ist der Profiteur eines ganz anderen Deals – zwischen Gazprom und der OMV.
Die eng mit Gazprom verbundene OMV schloss 2018 einen auffallend ähnlichen Vertrag. Mit Zenit St. Petersburg, dem Lieblingsklub des russischen Präsidenten. Ebenfalls über 24 Millionen und über denselben Zeitraum. Auch die OMV unterstützt nur den Nachwuchs. Alles sicher kein Zufall.
Das Sponsoring flatterte im Vorjahr über das Whistleblower-System in die Korruptionsstaatsanwaltschaft. Angesichts der Prominenz der Beteiligten war der Vorfall berichtspflichtig, es ging um den Vorwurf der Untreue.
Für die Justiz ist die Suppe zu dünn. „Mangels Anfangsverdacht“ legte die WKStA die Anzeige zu den Aktien, erklärt Oberstaatsanwalt René Ruprecht.
Der Sponsoring-Vertrag ist allerdings Gegenstand von Untersuchungen in der OMV. Der teilstaatliche Öl- und Gaskonzern lässt derzeit einige Vorkommnisse aus der Ära von Ex-Chef Rainer Seele aufarbeiten, darunter auch den Fußball-Deal. Mit den Untersuchungen wurde sicherheitshalber eine deutsche Anwaltskanzlei beauftragt.
Ausgangspunkt ist der kürzlich überraschend gegangene, langjährige Chef der internen Revision und der Compliance. Er hatte am Aufsichtsrat vorbei von Seele und der Personalchefin einen für OMV-Standards völlig unüblichen lukrativen Sideletter zu seinem Vertrag erhalten, der KURIER berichtete bereits.
Es stellt sich die Frage, ob der derart abgesicherte Revisions-Chef womöglich befangen war. Darum werden jetzt alle seine Audits nachgeprüft.
Die Größenordnung des Vertrags mit Putins Fußballklub sprengt den Sponsoring-Rahmen der OMV nämlich bei Weitem. Die OMV hatte noch nie eine derartige Summe für Fußball locker gemacht. Außerdem ist der heimische Energiekonzern im Raum St. Petersburg gar nicht im Endkunden-Geschäft und daher in der Öffentlichkeit nicht präsent. Welchen Sinn macht also ein derart großzügiges Sponsoring einer Jugendmannschaft?
Bei Sponsorverträgen im Fußball sind sehr oft Vermittler dazwischen geschaltet, die bis zu einem Drittel an Provision kassieren. Insider fragen, ob dies auch beim Zenit-Vertrag der Fall war. In der OMV heißt es dazu, „zu einzelnen Untersuchungen“ könne man nicht Stellung nehmen.
Ex-Chef und Putin-Versteher Seele soll, hört man, mit Zenit-Präsident Alexander Medvedev eine Freundschaft verbinden. Die beiden Manager waren Kollegen bei Wingas, einer Handelstochter von Gazprom und Wintershall. Medvedev wurde später Vize-CEO der Gazprom, Seele brachte es zum OMV-Boss.
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