Metaller-Kollektivvertrag: Ein besonders hartes Match droht

Metaller-Kollektivvertrag: Ein besonders hartes Match droht
Die KV-Verhandlungen werden heuer äußerst schwierig. Die Gewerkschaft fordert die volle Inflationsabgeltung plus einen Gewinnaufschlag. Indes rechnet die Industrie zum Teil mit Verlusten

Die heurige Herbstlohnrunde gilt als eine der wichtigsten volkswirtschaftlichen Entscheidungen für Österreich. Sie beginnt mit Kollektivvertragsverhandlungen für die Metalltechnische Industrie (1.200 Betriebe, 137.555 Beschäftigte). Und diese Gespräche dürften heuer besonders zäh werden.

Los geht es am 25. September mit der Forderungsübergabe durch die Gewerkschaften. Sie werden mit einer Kampfansage starten, die Forderungen dürften eine zweistellige Prozent-Marke überschreiten.

„Die Ausgangslage der Verhandlungen bleibt für uns die rollierende Inflation der vergangenen zwölf Monate in Höhe von 9,6 Prozent. Aber unsere Arbeitnehmer haben auch dazu beigetragen, dass die Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren horrende Gewinne gemacht haben, somit werden wir einen entsprechenden Aufschlag auch noch verhandeln“, sagt Reinhold Binder von der Gewerkschaft Proge zum KURIER. Er weist darauf hin, dass im ersten Halbjahr 2023 bei den Exporten die 100-Milliarden-Euro-Marke geknackt wurde.

Metaller-Kollektivvertrag: Ein besonders hartes Match droht

Gewerkschafter Reinhold Binder

Lohnverhandlungen werden schwer

„Einen wesentlichen Teil haben unserer Arbeitnehmer erarbeitet“, sagt Binder. „Unsere Kolleginnen und Kollegen müssen täglich tief ins Börserl greifen – bei den Lebensmittelkosten, den Mieten und der Energie. Die Lohnverhandlungen werden schwer und intensiv werden, ich bin aber zuversichtlich, dass wir das zu einem vernünftigen Ende führen können.“

Binder hält aber weder etwas von Einmalzahlungen noch etwas von einer Laufzeitverlängerung der Kollektivverträge. Fakt ist: Im Vorjahr wurde der Metaller-KV im Schnitt um 7,44 Prozent erhöht.

Metaller-Kollektivvertrag: Ein besonders hartes Match droht

FMTI-Obmann Christian Knill

Indes sieht Arbeitgebervertreter Christian Knill, Obmann des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie (FMTI) die Dinge wesentlich anders. „Wir stehen heuer vor einer besonderen schwierigen Ausgangsposition. Für uns ist es wichtig, dass wir faktenorientiert agieren“, sagt Knill. „Jedes zweite Unternehmen rechnet mit einem Produktionsrückgang und jedes dritte Unternehmen mit einem Verlust.“ Nachsatz: „Wir können nur das verteilen, was wir erwirtschaften.“

Schwierige Situation

Im ersten Halbjahr 2023 betrug der Auftragsrückgang 18 Prozent und beim Produktionswert gab es nominell ein Minus von 5,5 Prozent.

„Heuer erwarten unsere Unternehmen ein reales Minus beim Wachstum von sechs Prozent“, sagt der FMTI-Obmann. „Wir stecken eigentlich seit einigen Monaten in einer Rezession.“

Im Gesamtjahr 2023 werde die Produktion um zwei Prozent zurückgehen. So können die Betriebe die Kosten für die Vormaterialien an die Kunden nicht eins zu eins weitergeben, da 80 Prozent der Produkte in den Export gehen und man in einem internationalen Wettbewerb stehe. Andernfalls würde man Aufträge verlieren.

Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert

„Auch die hohe Inflation ist für uns ein Wettbewerbsnachteil“, sagt Knill. „Die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland hat sich massiv verschlechtert.“

In den vergangenen vier Jahren seien die Lohnstückkosten hierzulande im EU-Vergleich um zehn Prozent gestiegen. Auch bei den Arbeitskosten liegen wir im europäischen Spitzenfeld

„Unser Standort wird immer teurer und wir müssen aufpassen, dass er nicht zu teuer wird“, sagt Metaller-Obmann Knill. „Wir verlieren Produktivität, Aufträge und Jobs.“ Nachsatz: „Es muss Priorität sein, die Arbeitsplätze abzusichern, wir sind aber nicht dazu da, die Kaufkraft von ganz Österreich zu erhalten.“

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