Logistikbranche wuchs in der Pandemie stärker als Gesamtwirtschaft

Christian Helmenstein
Interessensvertreter ließen sich Bedeutung der Logistikbranche errechnen. Forderungen an Politik bei Arbeitsmarkt und Klimaschutz.

Die heimische Logistikbranche ist in den Jahren 2019 bis 2021 stärker gewachsen als die Gesamtwirtschaft, nämlich um 5,9 Prozent pro Jahr. Die Logistikunternehmen haben damit deutlich dazu beigetragen, die österreichische Konjunktur zu stabilisieren, sagte der Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), Christian Helmenstein, am Montag in einer Pressekonferenz. Mit 14,7 Mrd. Euro trug die Logistik 2021 rund 4 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung Österreichs bei.

14,7 Milliarden Euro 
Bruttowertschöpfung wurden 2021 erwirtschaftet

Über 250.000 Menschen
sind in der Logistik direkt und indirekt beschäftigt

8 Milliarden Euro  
Löhne und Gehälter (2019)

7,5 Milliarden Euro
Steuern und Abgaben (2019)

Jeder 17. Euro
 kam 2021 aus der Logistik

1,7 Milliarden Euro
LKW-Mauterlös 2021
 

Die Wirtschaftskammersparte Transport und Verkehr und der Zentralverband Spedition und Logistik haben von Helmenstein errechnen lassen, wie wichtig sie für die heimische Wirtschaft sind. Den Berechnungen zufolge ist jeder 17. in Österreich erwirtschaftete Euro auf die Logistik zurückzuführen. Direkt und indirekt seien in der Branche über 250.000 Menschen beschäftigt. Es würden rund 8 Mrd. Euro an Löhnen und Gehältern bezahlt und rund 7,5 Mrd. Euro an Steuern.

Maßnahmen und Gehör gefordert

Die Interessenvertreter nutzten die Bedeutung ihrer Branche für Forderungen an die Politik. Sie wünschen sich Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel, der die Branche besonders stark trifft. Dazu zählen Anreize für Überstunden und längeres Arbeiten, auch in der Pension.

Einer 4-Tage-Woche oder 30 Wochenstunden steht man skeptisch gegenüber. "Flächendeckend wäre es ein Wahnsinn, da würden Güter liegen bleiben", sagte Bundesspartenobmann Alexander Klacska. Potenzial sieht Klacska in der Beschäftigung von Frauen. In einigen Bereichen der Logistik ist der Frauenanteil noch gering. Besonders krass ist es bei den Lkw-Fahrern. Hier seien nur zwei Prozent weiblich.

Auch in der Klimapolitik wünscht die Branche ob ihrer Bedeutung mehr Gehör. Der Verkehrssektor, zu dem auch der Gütertransport gehört, zählt zu den Hauptverursachern der Klimakrise. Während in anderen Sektoren die CO2-Emissionen stagnieren oder sinken, sind sie im Verkehr in Österreich seit 1990 um über 50 Prozent gestiegen.

Energiewende als Teil der Lösung

Klacska und Wolfram Senger-Weiss, Vizepräsident des Zentralverband Spedition und Logistik, betonten, in puncto Klimaschutz und Energiewende Teil der Lösung zu sein. Man setze sich stark für einen technologieoffenen Zugang ein und auf Wasserstoff. Sie kritisierten, dass die Politik beim Energieträger Wasserstoff zu sehr auf die Güterproduktion und zu wenig auf die Mobilität schaue.

Konkrete Kritik äußerte Klacska an der grünen Ministerin Leonore Gewessler. "Ein Verkehrsministerium gibt es nicht, wir haben ein Klimaministerium und dort sind die Türen verschlossen", so Klacska, der, wie er sagte, mitdiskutieren wolle. Um die Klimaziele im Verkehrssektor erfüllen zu können, brauche es offene Türen und eine Diskussionsbasis.

Bodenversiegelung

Die Logistik gilt als starker Treiber der Bodenversiegelung, insbesondere entlang von Autobahnen im Umland der Städte Wien, Graz und Linz. Allein 2022 wurden laut Zahlen von Immobilienexperten in diesen drei Logistik-Hotspots 146.000 Quadratmeter an Logistikflächen fertiggestellt, wovon der Großteil, 96.000 Quadratmeter, auf die Metropolregion Wien entfiel.

Senger-Weiss erklärte, dass der Flächenbedarf der Logistik sukzessive sinke. Die Gründe hierfür seien Hochregallager mit weniger Platzbedarf und eine höhere Nutzung von Bestandsflächen. Helmenstein unterstrich, dass auch beim Straßenbau der Bodenverbrauch nicht mehr im Mittelpunkt stehe, da es kaum neue Straßen, sondern eher Umfahrungen und Spurerweiterungen brauche.

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