Öffnung des Hafens in Shanghai: Vorsichtige Hoffnung auf Rückkehr zur Normalität

„In Shanghai ist Party, hier tanzt der Bär“, sagt Christina Schösser. Sie ist Wirtschaftsdelegierte im Außenwirtschaftscenter in Shanghai. Nach dem zweimonatigen harten Corona-Lockdown in der chinesischen Metropole feiern die Menschen ihre wiedergewonnene Freiheit. Auch für die Transport- und Logistikbranche ist das ein Feiertag, denn der Hafen in Shanghai, der größte Warenumschlagplatz der Welt, öffnet damit auch wieder seine Tore.
Bis zu 400 Schiffe haben sich vor der Hafeneinfahrt in den vergangenen Wochen gestaut und vergeblich auf Einlass gewartet. Jetzt werden wieder Container ent- und beladen. „Die good news sind eigentlich, dass China damit die Null-Covid-Strategie durch die Hintertür verabschiedet hat“, sagt Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts Transportwirtschaft und Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien.
Keine völlige Entwarnung
Zuvor sei bereits mit reduzierter Kapazität angefahren worden, doch nun werde am Hafen wieder voll gearbeitet. Der Stau der Container-Schiffe hat sich in den vergangenen Tagen und Wochen zumindest nicht vergrößert, man kann davon ausgehen, dass er nun bald abgebaut werden wird. Kummer rechnet damit, dass es noch zu einer Verzögerung von drei bis vier Wochen kommen wird, ehe sich der Hafenbetrieb Richtung Normalität bewegt.
Damit seien die Lieferketten aber noch lange nicht wieder völlig hergestellt, denn andere Probleme, wie Rohstoffknappheit oder Chipmangel, würden weiter bestehen. Die Situation in der internationalen Frachtschifffahrt hat sich insgesamt aber doch gebessert. „Die Preissituation ist etwas besser geworden, aber immer noch fünfmal so hoch wie früher“, sagt Kummer. Europäische und US-amerikanische Häfen hätten keine Probleme mehr. Wenn in Shanghai eine baldige Aufarbeitung des Staus gelinge, sollte alles bald wieder ruhig laufen.
Große Abhängigkeit
Eine Verbesserung stellt sich für die Logistikbranche jedoch unmittelbar ein: „Man kann jetzt wieder planen, wann etwas ankommt“, sagt Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich, fest. Auch er glaubt, dass in Shanghai in einem Monat wieder Normalbetrieb herrschen könnte.
Insgesamt dürften die Lieferketten wegen ihrer anderen Probleme erst im Sommer kommenden Jahres wieder rund laufen, so nicht wieder etwas Unvorhersehbares dazwischen kommt. Störungen, wie die Schließung des Hafens in Shanghai, haben auf Europa enorme Auswirkungen, da fast alle Güter des täglichen Bedarfs aus China kommen, von Computerbauteilen bis hin zu Kleidungsstücken, sagt Klacska.
Und daran dürfte sich nicht so rasch etwas ändern, wie Franz Rössler, Wirtschaftsdelegierter in Außenwirtschaftscenter Hongkong berichtet. Eine Untersuchung zeigte, dass Österreich in der Beschaffung sehr stark von China abhängig ist. China sei in Asien sehr dominant, es sei nicht einfach, Alternativen zu finden, meint Rössler.
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