Spitze! Wie die besten Firmen ticken

199 mittelständische „Hidden Champions“ aus Österreich mischen am Weltmarkt mit.
KURIER-Serie "Pioniere": Österreich hat zahlreiche unbekannte, aber herausragende Unternehmen.

Wenn es um Weltmarktführer geht, spielen Oberösterreich und die Steiermark in einer eigenen Liga. Jeweils knapp 50 mittelständische Weltmarktführer kommen aus diesen beiden Bundesländern, sagt Georg Jungwirth, Professor an der Grazer Fachhochschule Campus 02. Er beschäftigt sich seit acht Jahren mit Firmen, die es in Nischen zu Weltruhm gebracht haben. Dabei geht es nicht nur um die üblichen Verdächtigen – wie Wienerberger, den größten Ziegelproduzenten der Welt, den Energydrink-Hersteller Red Bull oder die Tiroler Kristalldynastie Swarovski.

Preis & Qualität passen

"Neben 58 solcher großen Weltmarktführer haben wir auch 199 mittelständische Hidden Champions in Österreich", weiß Jungwirth. Die Firmen haben größtenteils eines gemeinsam: ein schmales, aber tiefes Sortiment – sprich einen hohen Spezialisierungsgrad. Sie bieten hohe Qualität zu hohen Preisen – konkurrieren also nicht mit Billigkonkurrenz aus Asien. Um in diese Liste der Hidden Champions aufgenommen zu werden, muss ein Unternehmen den Firmensitz in Österreich haben, zumindest die Nummer drei der Welt oder/und die Nummer eins in Europa sein und maximal 200 Millionen Euro Jahresumsatz ausweisen.

Maschinenbauer

Etwa ein Drittel der österreichischen Hidden Champions sind in der Maschinen- und Metallwarenindustrie tätig, sind also Anlagen- und Maschinenbauer. In der breiten Bevölkerung sind sie oft gar nicht bekannt, weil sie ihre Kunden in der Industrie und im Gewerbe haben. Etwa die 1966 in Graz gegründet Maschinenfabrik König, die unter anderem Knetmaschinen für Bäckereibetriebe in Dutzende Länder liefert. Oder die Firma Schiebel, die sich mit ihren Minensuchgeräten und unbemannten Luftfahrzeugen weltweit einen Namen gemacht hat (Artikel siehe hier).

"Zwei Drittel der Hidden Champions waren von Anfang an international tätig", sagt Jungwirth. Das gehe schon allein mit der Spezialisierung und dem kleinen Binnenmarkt einher. Was noch auffällt: Die Forschungs- und Entwicklungsquote ist überdurchschnittlich hoch. Laut einer Studie von Campus 02 liegt sie durchschnittlich bei zehn Prozent.

Viele Betriebe sind in Familienhand, oft seit Generationen. Laut Statistik ist der typische österreichische Weltmarktführer 59 Jahre alt und Arbeitgeber von 200 bis 300 Beschäftigten. Zudem ist der Firmensitz typischerweise nicht in der Stadt, sondern in einer ländlichen Gegend. Die finanzielle Situation ist bei diesen Firmen überdurchschnittlich gut, meint Jungwirth: "Probleme gibt es dann mitunter bei der Nachfolge oder wenn der Eigentümer ein unmoralisches Angebot bekommt und verkauft."

Vergoldete "Tomate"

Verkauft haben unter anderem die Gründer der Schladminger Firma Blue Tomato, einer der wenigen Handelsfirmen in der Riege der Hidden Champions. Jungwirth: "Sie haben es zum Weltmarktführer im Online-Vertrieb von Surfbrettern und Snowboards gebracht." Die obersteirische Firma ging vor vier Jahren an den amerikanischen Sportartikelhändler Zumiez. Der Kaufpreis soll rund 60 Millionen Euro betragen haben.

Die KURIER-Wirtschaftsredaktion stellt in einer Serie innovative Firmen vor, die in ihrem Marktsegment bereits führend sind oder zumindest auf dem besten Weg dorthin sind.

Weitere Serienteile: kurier.at/pioniere

Teil 1: Aquaponic: Gurken aus dem Aquarium

Teil 2: Wiehag: "Think big" im Innviertel

Teil 3: Röntgenstrah­len trennen edle und andere Metalle

Teil 4: Das Fenster zum Erfolg

Teil 5: TTTech: Wiener Firma an Bord von Audi und Ariane 6

Teil 6: Schiebel: Austro-Drohne steuert in den freien Luftraum

Teil 7: Gebauer & Griller: Immer die richtige Verbindung

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